Deutschland

Ostdeutschland ist Hochburg für Produktion von E-Autos

Lesezeit: 2 min
17.06.2023 09:48  Aktualisiert: 17.06.2023 09:48
Obwohl in Ostdeutschland nur ein Bruchteil der Beschäftigten der deutschen Automobilindustrie arbeiten, wird hier etwa die Hälfte der reinen E-Autos produziert. Doch die Produktion ist gefährdet.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

In Ostdeutschland wurden nach Angaben des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) im vergangenen Jahr rund 294 000 E-Autos gebaut. Das war etwa jedes zweite in Deutschland produzierte reine E-Auto - obwohl in Ostdeutschland nur rund zehn Prozent der Beschäftigten der deutschen Automobilindustrie arbeiten. "Die neuen Bundesländer sind mit Blick auf die Transformation Spitzenreiter", sagte VDA-Präsidentin Hildegard Müller der Deutschen Presse-Agentur am Rande eines Unternehmenstreffens auf Schloss Molsdorf bei Erfurt.

"Aufgrund des starken Hochlaufs der Elektromobilität kann man davon ausgehen, dass dieses Jahr die Produktion von E-Fahrzeugen in den neuen Bundesländern überdurchschnittlich wachsen wird", so Müller. Trotzdem sei die Situation für viele Unternehmen der Branche, vor allem die Zulieferer, herausfordernd. Besonders der hohe Strompreis sei eine Belastung. "Die Stromsteuer muss endlich auf den europäischen Mindestsatz abgesenkt werden, die Konzessionsabgaben sollten gänzlich entfallen", forderte die VDA-Präsidentin.

Ostdeutschland sei nicht nur Produktionsstandort, es gehe auch darum, über Forschung und Entwicklung Trends mitzubestimmen. Für die automobile Forschung und Entwicklung in Ostdeutschland hätten die jährlichen Aufwendungen zuletzt rund 200 Millionen Euro betragen. Müller: "Damit werden zehn Prozent der F&E-Aufwendungen der ostdeutschen Industrie von der Automobilindustrie getätigt."

Müller sagte, dass die vielfach mittelständisch geprägten ostdeutschen Zulieferfirmen, von denen allein in Thüringen viele auf Zulieferteile für Verbrennungsmotoren spezialisiert sind, "wahrscheinlich vor ihrer bisher größten unternehmerischen Herausforderung" stünden. Viele müssten ein neues Geschäftsmodell entwickeln, während sie noch Komponenten für Verbrennungsmotoren bauten. "Diese Anstrengungen der Unternehmen muss die Politik besser als bisher unterstützen, sie muss die richtigen Rahmenbedingungen schaffen", so Müller.

Nach VDA-Angaben wurden im vergangenen Jahr in Ostdeutschland insgesamt 552 000 Autos produziert - ein Anteil von 16 Prozent an der deutschen Gesamtproduktion. Mehr als 75 000 Menschen arbeiteten dort in der Automobilindustrie. Dazu kämen viele Beschäftigte in anderen Wirtschaftszweigen, deren Arbeitsplatz mit dem Auto zusammenhänge. Vor zehn Jahren habe die Beschäftigtenzahl in der Ost-Autoindustrie noch bei rund 55 000 gelegen.

Den Jahresumsatz der Branche in den fünf ostdeutschen Bundesländern (ohne Berlin) bezifferte der Verband auf rund 31,0 Milliarden Euro. Das sei ein Umsatzanteil von sechs Prozent der deutschen Automobilindustrie und 14 Prozent am Gesamtumsatz der ostdeutschen Industrie.

Vor allem in Sachsen und Brandenburg bauen verschiedene große Hersteller Elektroautos. Auch das Opel-Werk im thüringischen Eisenach soll nach Angaben des Mutterkonzerns Stellantis als Standort für die Fertigung von E-Autos stärker profiliert werden. (dpa-AFX)


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

 

DWN
Panorama
Panorama Amokfahrt von Magdeburg: Trauer, Entsetzen und offene Fragen halten Deutschland in Atem
22.12.2024

Fünf Menschen sind tot, 200 verletzt: Nach der folgenschweren Fahrt mit einem Auto über den Weihnachtsmarkt in Magdeburg stellt sich die...

DWN
Politik
Politik Donald Trump hofft: Elon Musk übernimmt (noch) nicht die US-Präsidentschaft
22.12.2024

Kritiker nennen den Tech-Milliardär süffisant «Präsident Musk». Donald Trump stellt klar, wer das Sagen hat - bestreitet aber auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Quiet Quitting: Der stille Job-Rückzug mit gefährlichen Folgen
22.12.2024

Ein stiller Rückzug, der Unternehmen erschüttert: Quiet Quitting bedroht die Substanz deutscher Betriebe. Warum immer mehr Beschäftigte...

DWN
Politik
Politik Steuern und Abgaben: Mehrheit der Steuerzahler zahlt 2025 noch mehr – mit oder ohne Ampel!
22.12.2024

Das „Entlastungspaket“ der Ampel ist eine Mogelpackung, denn Steuersenkungen sind nicht vorgesehen. Im Gegenteil: Ab dem 1. Januar 2025...

DWN
Technologie
Technologie DWN-Sonntagskolumne: Künstliche Intelligenz Hype Cycle - Zwischen Revolution und Enttäuschung
22.12.2024

Ist künstliche Intelligenz nur ein Hype oder der Beginn einer Revolution? Zwischen hohen Erwartungen, Milliardeninvestitionen und...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Psychische Gewalt am Arbeitsplatz: Ursachen, Folgen und Lösungen
22.12.2024

So können Unternehmen gegen verbale Übergriffe aktiv werden- Beleidigungen, Drohungen und Beschimpfungen: Rund ein Drittel der...

DWN
Politik
Politik Migrationskrise: Asyl-Rekordhoch in Deutschland und die illegale Migration an den Grenzen geht ungebremst weiter
22.12.2024

In Deutschland leben fast 3,5 Millionen Geflüchtete, von Asylsuchenden über anerkannte Flüchtlinge bis zu Geduldeten. Das ist ein neuer...

DWN
Finanzen
Finanzen Kindergeld beantragen: Tipps und wichtige Infos für 2025
22.12.2024

Wussten Sie, dass Sie Kindergeld bis zu sechs Monate rückwirkend erhalten können? Dies gilt sowohl für Ihr erstes Kind als auch für...