Technologie

EU macht den Weg frei für Reform des Strommarktes

Der EU-Energieausschuss bringt einen Reformplan für den Strommarkt auf den Weg. Elektrizität soll dadurch für Verbraucher und Unternehmen günstiger und zuverlässiger werden.
20.07.2023 09:36
Aktualisiert: 20.07.2023 09:36
Lesezeit: 1 min
EU macht den Weg frei für Reform des Strommarktes
Windräder und Hochspannungsleitungen, aufgenommen am Morgen. Auf dem europäischen Strommarkt waren die Preise seit 2021 in die Höhe geschnellt. (Foto: dpa) Foto: Henning Kaiser

EU-Bürger sollen künftig besser vor zu hohen Strompreisen und Schwankungen auf dem Strommarkt geschützt werden. Um einen flexibleren, zuverlässigeren und verbraucherfreundlichen Strommarkt zu schaffen, der gleichzeitig erneuerbare Energien fördert, stimmte der Ausschuss für Industrie, Forschung und Energie (ITRE) des EU-Parlaments am Mittwoch für eine Reform des Strommarktes. Unangenehme Überraschungen wie die starken Schwankungen der vergangenen zwei Jahre möchte man Privatleuten und Unternehmen in Zukunft ersparen. Seit 2021 gingen die Energiepreise durch die Decke, eine Entwicklung, die der russische Einmarsch in der Ukraine im Februar 2022 und die in der Folge ausgelöste Gas-Krise noch verstärkte.

Recht auf Festpreis- und dynamische Verträge

Die Abgeordneten haben nun den Gesetzentwurf der EU-Kommission überarbeitet und ergänzt. Die neue Version muss nun vom EU-Parlament abgestimmt werden, damit sie mit dem Rat verhandelt werden kann. „Der Verbraucherschutz ist der Schlüssel dieser Reform“, sagte Berichterstatter Nicolás Gonzáles Casares (S&D/ES) am Mittwoch. „Wir haben den Kommissionsentwurf ergänzt, damit die Länder sowohl kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) als auch Privatleuten besser helfen können.“

Verbraucher sollten dabei das Recht auf Festpreisverträge und dynamische Preisverträge haben. Anbietern soll es untersagt werden, die Vertragsbedingungen einseitig zu ändern. Wenn sie selbst - etwa durch Solarzellen - Strom produzieren, sollen Verbraucher diesen teilen oder kaufen können. Kleinere Firmen und Privatleute könnten davon profitieren, sagte Casares.

Ziel ist es, sicherzustellen, dass alle Verbraucher sowie kleine Unternehmen von langfristigen, erschwinglichen und stabilen Preisen profitieren und die Auswirkungen plötzlicher Preisschocks und Krisenschwankungen abgemildert werden. Versorger dürften nach dem Willen der Abgeordneten zudem schutzbedürftigen oder finanzschwachen Kunden nicht einfach den Strom abdrehen.

Förderprogramm für mehr Wettbewerbsfähigkeit

Zur Förderung von Investitionen in erneuerbare Energien unterstützt der Energieausschuss den breiteren Einsatz sogenannter „Contracts for Difference“ (CFDs) ohne gleichwertige Förderprogramme von vorneherein auszuschließen. Bei einem CFD entschädigt eine öffentliche Behörde den Energieerzeuger, wenn die Marktpreise zu stark fallen, kassiert jedoch Zahlungen von ihm, wenn die Preise zu hoch sind. Stromabnahmeverträge (Power Purchase Agreements, PPAs) sollen Verbrauchern stabile Preise und Anbietern erneuerbarer Energien zudem verlässliche Einnahmen bieten. Bis Ende 2024 soll die Europäische Kommission einen Marktplatz für PPAs einrichten.

Bei aller Förderung erneuerbarer Energien, über ihren Strommix entscheiden die Mitgliedsländer selbst. „Die Dekarbonisierung soll unser gemeinsames Ziel sein“, sagte Casares auf Nachfrage. „In die Reformpläne werden jedoch alle Technologien einbezogen.“ Die Atomkraft, die im Kommissionsvorschlag ein wichtiger Versorgungsbestandteil ist, hätte man nicht angetastet. Darüber müsse der Rat entscheiden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Trade Republic Probleme: Kundenfrust wächst trotz neuer Produkte
04.12.2025

Trade Republic wirbt mit Innovationen, doch viele Kunden erleben etwas anderes. Die Beschwerden zu Ausfällen, Support und Handelbarkeit...

DWN
Politik
Politik G7? Nein danke, sagt Putin
04.12.2025

Russlands Präsident Wladimir Putin sorgt vor seinem Indien-Besuch für Aufsehen. Er kritisiert die G7 als "nicht groß" und verweist auf...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Club der Superreichen vorn dabei
04.12.2025

Fast 3.000 Menschen weltweit besitzen mehr als eine Milliarde Dollar – und Deutschland spielt eine führende Rolle. Während...

DWN
Finanzen
Finanzen Silberpreis aktuell leichter: Kurspotenzial weiter hoch – jetzt Rücksetzer nutzen und Silber kaufen?
04.12.2025

Der Silberpreis hat am Mittwoch ein Rekordhoch erreicht. Doch der starke Anstieg des Silberpreises in den vergangenen Monaten stellt die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Porsche-Aktie: 1.900 Stellen fallen weg
04.12.2025

Porsche verschärft seinen Sparkurs und fordert deutliche Zugeständnisse der Beschäftigten. 1.900 Stellen sollen bis 2029 wegfallen,...

DWN
Technologie
Technologie Lockerung der Gentechnik-Regeln im Supermarkt: Was Verbraucher jetzt wissen müssen
04.12.2025

Neue EU-Vorgaben aus Brüssel: Gibt es im Supermarkt bald keinen Hinweis mehr auf genveränderte Lebensmittel? Was sich für Obst, Gemüse...

DWN
Politik
Politik Durch Angriffe beschädigte Pipeline lässt den Ölpreis steigen
04.12.2025

Ein beschädigter Pipeline-Anleger im Schwarzen Meer lässt den Ölpreis scharf anziehen. Die Märkte reagieren nervös, denn geopolitische...

DWN
Politik
Politik Beiträge für Private Krankenversicherung steigen kräftig ab 2026
04.12.2025

Die Mehrheit der Privatversicherten muss kommendes Jahr höhere Beiträge für ihre Krankenkasse bezahlen. Die Branche rechnet mit...