Traumhaft schöne Küsten und Naturparks, bezaubernde Weltkulturerbe-Städtchen, entspannte Menschen – den Deutschen ist Kroatien seit vielen Jahren vor allem als Urlaubsziel ein Begriff. Das jüngste EU-Beitrittsland ist aber sehr viel mehr. Nach einer schweren Rezession befindet sich Kroatien seit seinem Beitritt 2013 – nur einmal durch die Corona-Pandemie unterbrochen – im Aufschwung. Es kommt sehr viel Geld ins Land, Wirtschaft und Infrastruktur werden modernisiert und ausgebaut, der Tourismus boomt. Trotz einiger mit dem Wandel verbundenen Verwerfungen ist die Zustimmung für die EU in der Bevölkerung groß. Das Land sieht sich inzwischen als Vorbild für die Westbalkan-Region und ist in dieser Rolle auch für die EU enorm wichtig. Kroatien erhofft sich dadurch ein stabileres Umfeld und eine Befriedung der Krisenherde, sowie gute Wirtschaftsbeziehungen untereinander. Bis heute sind nicht alle nationalen, ethnischen und territorialen Konflikte unter den Nachfolgestaaten Jugoslawiens gelöst.
Auch für die EU, die schon nach der überhasteten Aufnahme von Rumänien und Bulgarien 2007 erweiterungsmüde erschien, ist es wichtig, dass Kroatien zum Erfolgsmodell wird. Das Land ist Teil der europäischen Nord-Süd-Achse und ein Energietransitland.
Beitrittsländer seit Jahren in der Warteschleife
Die Westbalkanländer drängen in die EU, hängen jedoch seit Jahren in der Warteschleife. Alle fünf Westbalkanländer und Albanien sind offizielle Beitrittskandidaten der EU: Nordmazedonien bereits seit 2005, Montenegro seit 2010, Serbien (2012) Albanien (2014), Bosnien und Herzegowina (2022). Kosovo hat Ende 2022 seinen Antrag auf einen EU-Kandidatenstatus eingereicht. Am weitesten mit den Beitrittsverhandlungen sind Montenegro und Serbien, denen die EU einen Beitritt bis 2025 in Aussicht gestellt hatte. Ob das klappt, steht noch in den Sternen. Schon ist von 2030 die Rede. Doch allzu lang darf die EU nicht mehr warten. Es drohen Gefahren – und auch der Balkan selbst scheint ein echtes Problem für die Eliten der westeuropäischen Gründerländer. Und das Glückspiel „Beitritt ja, Beitritt nein, Beitritt vielleicht“ spricht nicht unbedingt für eine glamouröse Zukunft der EU.