Wirtschaft

BMW-Chef Zipse verurteilt Verbrenner-Verbot und kritisiert Habeck scharf

BMW-Chef Zipse verurteilt die in Berlin und Brüssel praktizierte grüne Industriepolitik scharf und warnt öffentlich vor den Folgen.
06.09.2023 11:25
Aktualisiert: 06.09.2023 11:25
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

BMW-Vorstandschef Oliver Zipse hat die deutsche Industriepolitik und das EU-weite Verbot neuer Benzin- und Dieselautos ab 2035 scharf kritisiert. „Ich halte die politische Vorgabe zum Verbrenner-Aus für fahrlässig“, sagte er dem Handelsblatt (Freitag).

Für den massenhaften Bau von Elektroautos fehlten die Rohstoffe wie Lithium, Kobalt und seltene Erden. Europa werde so von Importen abhängig und politisch erpressbar. „Und wo laden die Menschen all die E-Autos? Es wird 2035 in Europa keine flächendeckende Infrastruktur für Elektroautos geben“ sagte Zipse und warnte: „Am Ende kann das sogar zum gesellschaftlichen Problem werden. Wenn Mobilität nicht mehr bezahlbar ist.“

Europa ohne ganzheitlichen Plan

Mit einem Verbot ohne langfristig tragfähige Alternative werde das Wachstum einer ganzen Industrie mit sehr hoher Wertschöpfung abgewürgt. China dagegen habe mit klarer industriepolitischer Strategie seine Autoindustrie gezielt entlang der gesamten Wertschöpfungskette aufgebaut und gefördert. „Das beginnt bei den Minen und führt über die Veredlung der Rohstoffe bis zur Batteriezelle“, sagte Zipse.

Deutschland setze im Zusammenspiel mit der EU nur noch auf Batterieantrieb - aber „ist es klug, als Kontinent mit einer starken Industrie, aber ohne eigenen Zugang zu essenziellen Batterierohstoffen nur diese eine Technologie zu fördern?“ Um massenhaft E-Autos zu bauen, müsste die Verfügbarkeit der Rohstoffe gesichert sein, „und da hat Europa eben ein strukturelles Problem.“

Lesen Sie dazu: Der Feldzug gegen den Verbrennungsmotor stößt zunehmend auf Widerstand

Elektromobilität sei der größte Wachstumstreiber für BMW und zweifellos der wichtigste Weg für die individuelle Mobilität der Zukunft, „aber eben nicht der einzige.“

Äußerst scharf fiel zudem Zipses Kritik am grünen Wirtschaftsminister Robert Habeck aus: Im Wirtschafts- und Klimaministerium werde Industriepolitik offenbar nicht mehr als selbstverständlich angesehen, so der Top-Manager. Statt die Stromsteuer zu senken, werde über einen subventionierten Industriestrompreis mit bürokratischem Mehraufwand diskutiert.

Angesichts des Fachkräftemangels sollte die Bundesregierung Anreize für Mehrarbeit schaffen, mit niedrigeren statt höheren Steuern und Abgaben darauf. Die Debatte um eine Viertagewoche sei ein irritierendes Signal.

Zipse ist der zweite Top-Manager innerhalb weniger Wochen, der die Klimapolitik der Bundesregierung und das massive Versagen des Wirtschaftsministeriums öffentlich scharf kritisiert. Zuletzt platzte dem Vorstandsvorsitzenden der Münchner Rückversicherung der Kragen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Technologie
Technologie Bionik, KI und Robotik: Der Innovationsschub, der alles verändert
16.08.2025

Von der Bionik bis zur KI-Konvergenz: Neue Technologien versprechen einen Innovationssprung – und könnten Wirtschaft, Gesellschaft und...

DWN
Panorama
Panorama Datenschutz und Oktoberfest - was sich im September ändert
16.08.2025

Die Tage werden kürzer und der Herbst naht im September. Welche Neuerungen bringt der neue Monat für Verbraucherinnen und Verbraucher?...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Business Angels sind keine Almosen-Geber: So knackt man sie trotzdem
16.08.2025

Sie heißen Engel, aber verschenken nichts: Warum Business Angels für Start-ups goldwert sind – und wieso Gründer trotzdem mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft 150 Jahre ohne Steuerprüfung? Personalmangel bremst Steuerkontrollen in Deutschland aus
16.08.2025

In Deutschland können Kleinstbetriebe statistisch gesehen 150 Jahre lang einer Steuerprüfung entgehen – während dem Staat Milliarden...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Deutsche Bahn: Vor diesen Herausforderungen steht der künftige Bahn-Chef
16.08.2025

Richard Lutz muss seinen Posten als Bahnchef räumen - und übergibt dabei zahlreiche Probleme an seinen Nachfolger. Kann der erfolgreicher...

DWN
Technologie
Technologie Laser gegen Putins Drohnen: Europas Hightech-Antwort auf den Krieg
16.08.2025

Während russische Drohnen den Himmel über Europa testen, setzen die Ukraine und die EU auf eine futuristische Waffe: Laser, die für...

DWN
Finanzen
Finanzen Europas Bankenaufsicht warnt: Drei Risiken können das Finanzsystem erschüttern
16.08.2025

Er führt Europas Bankenaufsicht – und sieht drei Gefahren, die selbst starke Institute ins Wanken bringen könnten: geopolitische...

DWN
Politik
Politik Spitzbergen: Russland hat 100 Jahre nach dem Spitzbergen-Vertrag die Arktis genau im Blick
15.08.2025

Vor 100 Jahren wurde der Spitzbergen-Vertrag unterzeichnet – ein Abkommen mit besonderer geopolitischer Brisanz. Heute sorgen Norwegen...