Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet von einer Rede des russischen Präsidenten Wladimir Putin auf einer internationalen Wirtschaftskonferenz in Wladiwostok, in der er auch auf den Feldzug gegen die Ukraine eingeht:
Die Gegenoffensive der Ukraine ist nach den Worten Putins bislang erfolglos. Die Ukraine erleide schwere Verluste, zitiert Reuters den russischen Präsidenten. Die Gegenoffensive läuft seit etwa einem Vierteljahr, zuletzt meldete die Ukraine kleinere Geländegewinne, die aber nichts an der Gesamtsituation ändern.
Die ukrainische Armee hatte kürzlich das Dorf Robotyne im Süden des Landes befreit und auch danach über weitere, kleinere Geländegewinne berichtet. Man komme täglich 50 bis 200 Meter voran, sagte ein Sprecher der Armee am Dienstag. Insgesamt habe man 255 Quadratkilometer seit beginn der Offensive Anfang Juni zurückerobert.
Putin: Atom-Saboteure von London ausgebildet
Putin übte scharfe Kritik am Westen wegen der militärischen Unterstützung der Ukraine. Die Lieferung von Streumunition und Geschossen mit abgereichertem Uran sei ein Verbrechen, sagt er auf einer Veranstaltung in Wladiwostok. Eine Lieferung von F-16-Kampfjets wiederum werde nichts ändern, sondern den Konflikt nur in die Länge ziehen.
Putin erklärt zudem, der russische Inlandsgeheimdienst FSB habe ukrainische Saboteure gefangengenommen, die Kernkraftanlagen beschädigen wollten. Die Saboteure seien von britischen Nachrichtendiensten instruiert worden. Das sei besorgniserregend und könne ernste Konsequenzen haben.
Putin: Ausreichend Nachschub für Armee
Putin wurde gefragt, ob sein Land zur Stärkung der militärischen Anstrengungen in der Ukraine eine neue Mobilmachung auf den Weg bringen müsse. Putin antwortet, dass 1000 bis 1500 Russen tagtäglich Verträge zum freiwilligen Eintritt in das Militär unterzeichneten. In den vergangenen sechs oder sieben Monaten seien dies insgesamt 270.000 Freiwillige gewesen. Der Putin-Vertraute und Ex-Präsident Dmitri Medwedew hatte kürzlich die Zahl 280.000 genannt. Der Kreml hat wiederholt erklärt, Zwangsrekrutierungen seien nicht nötig.
Selenskij ruft zum Durchhalten auf
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij ruft die Ukrainer auf, sich auch 18 Monate nach Beginn der russischen Invasion voll und ganz auf die Kriegsanstrengungen zu konzentrieren. "Obwohl heute der 565. Tag dieses Krieges ist, muss jeder Einzelne wie in den ersten Tagen auf die Verteidigung des Staates konzentriert sein", sagt Selenskij in seiner abendlichen Videobotschaft. "Russland hofft nicht auf den Sieg. Der Feind hofft nur, dass wir dem Ganzen nicht standhalten werden. Die Ukraine muss standhaft bleiben. Alles, was uns stärkt, ist eine Priorität, die einzige Priorität. Es darf keine Nachlässigkeit geben. Wir werden niemandem erlauben, die Ukraine zu schwächen."