Gemessen wurde bei dieser Untersuchung die TEA-Gründungsquote (Total Earlystage Entrepreneurial Activity). Das ist der Anteil in Prozent der 18- bis 64-Jährigen, der während der vergangenen dreieinhalb Jahren ein Unternehmen gegründet hat oder dabei ist, eines zu gründen.
Der Untersuchung zufolge lag die TEA-Gründungsquote in Ostdeutschland für die Jahre 2021 und 2022 im Mittel bei 7,2 Prozent. Im Vergleich dazu lag die Quote in den Jahren 2001 und 20002 noch bei 4,0 Prozent. Damit hat sich im Osten Deutschlands die Dynamik hinsichtlich von Firmengründungen beinahe verdoppelt.
Dynamischer Osten
Auch im Westen hat die Quote an Firmengründungen zugelegt, wenn auch nicht mit der gleichen Dynamik. So lag die TEA-Gründungssquote noch in den Jahren 2001 und 2002 bei 5,8 Prozent und hat sich nun – 20 Jahre später – auf 7,8 Prozent gesteigert. Unangefochtener Spitzenreiter in diesem Segment ist das Bundesland Berlin. In der Hauptstadt hat sich in den vergangenen 20 Jahren die Zahl der Firmengründungen so rasant beschleunigt wie sonst nirgends in Deutschland. Lag in Berlin in den Jahren 2001 und 2002 die TEA-Gründungsquote noch bei 5,2 Prozent, so hat sie sich binnen 20 Jahren auf 13,6 Prozent gesteigert. Damit zählt Berlin als einer der Gründungsschwerpunkte in Deutschland.
Dabei gründen Frauen im Osten Deutschlands etwas häufiger ein Unternehmen als ihre Geschlechtsgenossinnen im Westen. Die TEA-Gründungsquote lag im Osten in den Jahren 2021 und 2022 im Mittel bei 6,6 Prozent gegenüber 6,0 Prozent im Westen. Damit war der Unterschied hinsichtlich der Geschlechter im Osten insgesamt etwas geringer als im Westen. Jedoch gründeten in beiden Teilen Deutschlands mehr Männer als Frauen neue Unternehmen. Dabei war in Berlin die Differenz zwischen männlichen und weiblichen Firmengründern mit sieben Prozentpunkten besonders ausgeprägt.
Auch hinsichtlich der Innovationen liegt die Hauptstadt vorn. Denn: Unter den TEA-Gründern im Westteil Deutschlands gaben 6,6 Prozent an, eine Produkt- oder Dienstleistungsneuheit anzubieten, die eine weltweite Innovation sei, In Ostdeutschlands gaben das nur 3,6 Prozent der Unternehmensgründer an. In Berlin entstanden - so die Selbst-Einschätzung der Firmengründer - mit 8,7 Prozent die meisten Innovationen für den Weltmarkt aus Deutschland.
Firmengründer mit Migrationshintergrund
Knapp 27 Prozent der Gründenden sind Menschen mit einer Einwanderungsgeschichte. Gründende mit einem solchen Hintergrund kommen demnach besonders häufig aus der Türkei, Russland und Polen.
Florian Täube, einer der Autoren der Studie, erklärte gegenüber den Deutschen Wirtschaftsnachrichten, dass die Zahlen eindeutig eine Belebung der wirtschaftlichen Aktivität insgesamt zeigen würden. Der Bericht, der auf repräsentative Befragungen in der Bevölkerung und auf Befragungen von Gründunsgexperten beruht, zeige demnach, dass in Deutschland nun deutlich mehr Menschen ein Unternehmen gegründet oder vorhaben, eines zu gründen als noch vor 20 Jahren. Trotzdem bleibe Deutschland immer noch im internationalen Vergleich unter vergleichbaren Ländern im unteren Mittelfeld. Der GEM-Gründungsmonitor wurde in Zusammenarbeit mit dem Institut der Wirtschafts- und Kulturgeographie der Leibnitz-Universität Hannover erstellt.
Das in Eschborn bei Frankfurt ansässige RKW hat mit seinen 70 Beschäftigten zum Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit des Mittelstands zu erhöhen. Das RKW-Kompetenzzentrum wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert. Zu den aktuellen Themenschwerpunkten des RKW zählen die Bereiche Gründung, Fachkräftesicherung, Digitalisierung und Innovation. Zudem unterhält das RKW auch eigene Landesorganisationen in den Bundesländern. Das RKW kann dabei auf eine lange Geschichte zurückblicken: Es wurde am 10. Juni 1921 auf Initiative des Wirtschaftsministeriums als "Reichskuratorium für Wirtschaftlichkeit in Industrie und Handwerk" in Berlin gegründet. Ziel war es, die deutsche Wirtschaft nach dem Ersten Weltkrieg möglichst schnell wieder international wettbewerbsfähig zu machen.