Unternehmen

Zahl der Firmengründungen nimmt in Deutschland zu

Die Dynamik im Mittelstand nimmt in Deutschland offenbar zu. Darauf weist der Global Entrepreneurship Monitor (GEM) hin, den das RKW-Kompetenzzentrum in Zusammenarbeit mit der Leibnitz-Universität in Hannover erstellt hat. Demnach steigt die Firmengründungsquote in Deutschland merklich; besonders der Osten holt dabei kräftig auf.
Autor
31.10.2023 18:40
Aktualisiert: 31.10.2023 18:40
Lesezeit: 2 min
Zahl der Firmengründungen nimmt in Deutschland zu
Firmengründungen in Deutschland: Die Dynamik nimmt zu. (Foto: iStock.com/suphakit73) Foto: suphakit73

Gemessen wurde bei dieser Untersuchung die TEA-Gründungsquote (Total Earlystage Entrepreneurial Activity). Das ist der Anteil in Prozent der 18- bis 64-Jährigen, der während der vergangenen dreieinhalb Jahren ein Unternehmen gegründet hat oder dabei ist, eines zu gründen.

Der Untersuchung zufolge lag die TEA-Gründungsquote in Ostdeutschland für die Jahre 2021 und 2022 im Mittel bei 7,2 Prozent. Im Vergleich dazu lag die Quote in den Jahren 2001 und 20002 noch bei 4,0 Prozent. Damit hat sich im Osten Deutschlands die Dynamik hinsichtlich von Firmengründungen beinahe verdoppelt.

Dynamischer Osten

Auch im Westen hat die Quote an Firmengründungen zugelegt, wenn auch nicht mit der gleichen Dynamik. So lag die TEA-Gründungssquote noch in den Jahren 2001 und 2002 bei 5,8 Prozent und hat sich nun – 20 Jahre später – auf 7,8 Prozent gesteigert. Unangefochtener Spitzenreiter in diesem Segment ist das Bundesland Berlin. In der Hauptstadt hat sich in den vergangenen 20 Jahren die Zahl der Firmengründungen so rasant beschleunigt wie sonst nirgends in Deutschland. Lag in Berlin in den Jahren 2001 und 2002 die TEA-Gründungsquote noch bei 5,2 Prozent, so hat sie sich binnen 20 Jahren auf 13,6 Prozent gesteigert. Damit zählt Berlin als einer der Gründungsschwerpunkte in Deutschland.

Dabei gründen Frauen im Osten Deutschlands etwas häufiger ein Unternehmen als ihre Geschlechtsgenossinnen im Westen. Die TEA-Gründungsquote lag im Osten in den Jahren 2021 und 2022 im Mittel bei 6,6 Prozent gegenüber 6,0 Prozent im Westen. Damit war der Unterschied hinsichtlich der Geschlechter im Osten insgesamt etwas geringer als im Westen. Jedoch gründeten in beiden Teilen Deutschlands mehr Männer als Frauen neue Unternehmen. Dabei war in Berlin die Differenz zwischen männlichen und weiblichen Firmengründern mit sieben Prozentpunkten besonders ausgeprägt.

Auch hinsichtlich der Innovationen liegt die Hauptstadt vorn. Denn: Unter den TEA-Gründern im Westteil Deutschlands gaben 6,6 Prozent an, eine Produkt- oder Dienstleistungsneuheit anzubieten, die eine weltweite Innovation sei, In Ostdeutschlands gaben das nur 3,6 Prozent der Unternehmensgründer an. In Berlin entstanden - so die Selbst-Einschätzung der Firmengründer - mit 8,7 Prozent die meisten Innovationen für den Weltmarkt aus Deutschland.

Firmengründer mit Migrationshintergrund

Knapp 27 Prozent der Gründenden sind Menschen mit einer Einwanderungsgeschichte. Gründende mit einem solchen Hintergrund kommen demnach besonders häufig aus der Türkei, Russland und Polen.

Florian Täube, einer der Autoren der Studie, erklärte gegenüber den Deutschen Wirtschaftsnachrichten, dass die Zahlen eindeutig eine Belebung der wirtschaftlichen Aktivität insgesamt zeigen würden. Der Bericht, der auf repräsentative Befragungen in der Bevölkerung und auf Befragungen von Gründunsgexperten beruht, zeige demnach, dass in Deutschland nun deutlich mehr Menschen ein Unternehmen gegründet oder vorhaben, eines zu gründen als noch vor 20 Jahren. Trotzdem bleibe Deutschland immer noch im internationalen Vergleich unter vergleichbaren Ländern im unteren Mittelfeld. Der GEM-Gründungsmonitor wurde in Zusammenarbeit mit dem Institut der Wirtschafts- und Kulturgeographie der Leibnitz-Universität Hannover erstellt.

Das in Eschborn bei Frankfurt ansässige RKW hat mit seinen 70 Beschäftigten zum Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit des Mittelstands zu erhöhen. Das RKW-Kompetenzzentrum wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert. Zu den aktuellen Themenschwerpunkten des RKW zählen die Bereiche Gründung, Fachkräftesicherung, Digitalisierung und Innovation. Zudem unterhält das RKW auch eigene Landesorganisationen in den Bundesländern. Das RKW kann dabei auf eine lange Geschichte zurückblicken: Es wurde am 10. Juni 1921 auf Initiative des Wirtschaftsministeriums als "Reichskuratorium für Wirtschaftlichkeit in Industrie und Handwerk" in Berlin gegründet. Ziel war es, die deutsche Wirtschaft nach dem Ersten Weltkrieg möglichst schnell wieder international wettbewerbsfähig zu machen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China frisst Tesla: Wie Elon Musk seine eigene Konkurrenz großzog
19.07.2025

Elon Musk wurde in China gefeiert, hofiert und mit Privilegien überschüttet – doch während Tesla half, Chinas E-Auto-Industrie...

DWN
Technologie
Technologie Lokale Rechenzentren: Auslaufmodell oder Bollwerk digitaler Souveränität?
19.07.2025

Cloud oder eigenes Rechenzentrum? Unternehmen stehen vor einem strategischen Wendepunkt. Lokale Infrastruktur ist teuer – aber oft die...

DWN
Panorama
Panorama Rentenvergleich: So groß ist der Unterschied zwischen Ost und West
19.07.2025

Im Osten der Republik erhalten Frauen im Schnitt deutlich mehr Rente als im Westen. Jahrzehntelange Unterschiede in der Erwerbsbiografie...

DWN
Finanzen
Finanzen Erbe aufteilen: So sichern Sie den Verbleib Ihres Partners im gemeinsamen Haus
19.07.2025

Sind Sie wiederverheiratet und haben Kinder aus früheren Beziehungen? Dann ist besondere Vorsicht geboten, wenn es darum geht, Ihr Erbe...

DWN
Finanzen
Finanzen Unser neues Magazin ist da: Kapital und Kontrolle – wem gehört Deutschland?
19.07.2025

Deutschland ist reich – doch nicht alle profitieren. Kapital, Einfluss und Eigentum konzentrieren sich zunehmend. Wer bestimmt wirklich...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung: Wann Verspätungszuschläge unzulässig sind
19.07.2025

Viele Steuerzahler ärgern sich über Verspätungszuschläge, wenn sie ihre Steuererklärung zu spät abgeben. Doch nicht immer ist die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeiten nach der Schule: Warum viele keine Ausbildung beginnen
19.07.2025

Schnell Geld verdienen statt jahrelang pauken – das klingt für viele junge Menschen verlockend. Doch wer direkt nach der Schule in den...

DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...