Finanzen

Kfz-Versicherung wird wohl noch teurer

Keine gute Nachricht für Autofahrer: Höhere Preise für Autoreparaturen haben bei deutschen Versicherern deutlich am Gewinn gezehrt. Und Ersatzteile und Reparaturen dürften sich aus Sicht der Branche weiter verteuern. Was Folgen hat.
26.01.2024 06:40
Lesezeit: 2 min

Autofahrer in Deutschland müssen für Kfz-Versicherungen im nächsten Jahr voraussichtlich noch tiefer in die Tasche greifen. Schon 2024 dürften die Beiträge in dem Segment um durchschnittlich zehn Prozent steigen, sagte der Präsident des deutschen Versichererverbands GDV, Norbert Rollinger, am Donnerstag.

2023 hatten gestiegene Preise für Reparaturen und Ersatzteile den Kfz-Versicherern einen Milliardenverlust eingebrockt. Viele Anbieter haben daher zum Jahreswechsel an der Preisschraube gedreht. Eine Rückkehr in die schwarzen Zahlen ist für die Kfz-Versicherer nach Rollingers Einschätzung jedoch erst nach weiteren Beitragserhöhungen im Jahr 2025 zu erwarten.

Denn Ersatzteile und Reparaturen dürften sich dem Verband zufolge 2024 weiter verteuern. Schon im vergangenen Jahr gaben die Kfz-Versicherer 2,9 Milliarden Euro mehr für Schäden, Verwaltung und Vertrieb aus, als sie an Prämien einnahmen. «Jedem eingenommenen Euro standen Ausgaben von 1,10 Euro gegenüber», sagte Rollinger. Wie es 2024 weitergehe, hänge vor allem von der Inflation ab.

Die Verluste im Kfz-Geschäft zogen 2023 auch das Ergebnis der gesamten Schaden- und Unfallversicherung nach unten. Der versicherungstechnische Gewinn der Sparte brach um mehr als die Hälfte auf 1,5 Milliarden Euro ein, wie der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in Berlin mitteilte.

Für das laufende Jahr erwartet die Branche einen weiteren Anstieg der Prämien. Wie die Kfz-Verträge dürften sich auch die Gebäudeversicherungen im Schnitt um etwa zehn Prozent verteuern, sagte Rollinger, der im Hauptberuf den genossenschaftlichen Versicherer R+V führt. Die Beiträge der Gebäudeversicherungen sind in der Regel an die Entwicklung des Baukostenindex gekoppelt.

Das Weihnachtshochwasser in Deutschland dürfte die Versicherer trotz seiner riesigen Ausmaße nicht so teuer zu stehen kommen wie von manchem gedacht. Es habe zum Glück wenige Schäden an Gebäuden gegeben, sagte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Der GDV erwartet durch die Überschwemmungen im Norden und der Mitte Deutschlands versicherte Schäden von etwa 200 Millionen Euro. Davon entfielen etwa 180 Millionen auf Elementarschäden an Gebäuden, der Rest auf Fahrzeuge und Hausrat, sagte Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen.

Dass die Summe nicht höher ausfällt, liegt auch an der geringen Verbreitung von Elementarschadenversicherungen. Denn die normale Gebäudeversicherung zahlt nicht für Hochwasserschäden. In Niedersachsen und Bremen seien nur gut 30 Prozent der Häuser gegen Elementarschäden versichert, sagte Rollinger. Bundesweit seien es inzwischen 54 Prozent. Die gesamtwirtschaftlichen Schäden dürften ohnehin weitaus höher sein. Infrastruktur wie Straßen und Brücken sind gar nicht versichert.

Den Ländern und Kommunen warf die GDV-Spitze Defizite bei der Prävention vor. «Viele Probleme vor allem beim Hochwasserschutz sind hausgemacht und hätten durchaus verhindert werden können», sagte Asmussen. So seien Dämme und Deiche nicht an die Folgen des Klimawandels angepasst worden.

Weiterhin stellen sich die Versicherer gegen politische Überlegungen, Versicherungen gegen Elementarschäden für Hausbesitzer zur Pflicht zu machen. Ohne sanierte Deiche, renaturierte Flussauen und neue Rückhaltebecken dürften sich die Schäden in der Wohngebäudeversicherung in den nächsten zehn Jahren oder noch schneller verdoppeln, sagte Rollinger.

Der GDV plädiert für einen Baustopp in Überschwemmungsgebieten, vorbeugende Regelungen in den Landesbauordnungen und ein bundesweites Naturgefahrenportal. Zudem sollten Versicherer ihren Kunden eine Elementarschaden-Deckung künftig verpflichtend anbieten müssen. Wer sie nicht haben möchte, muss sich dann aktiv dagegen entscheiden.

Im abgelaufenen Jahr steigerten die deutschen Versicherer ihre gesamten Beitragseinnahmen laut GDV lediglich um 0,6 Prozent auf knapp 225 Milliarden Euro. Während die Einnahmen im Schaden- und Unfallgeschäft um 6,7 Prozent auf 84,5 Milliarden Euro wuchsen, gingen sie in der Lebensversicherung um 5,2 Prozent auf 92 Milliarden Euro zurück. Für das laufende Jahr zeigte sich der GDV optimistischer. In der Lebensversicherung dürften die gestiegenen Zinsen und damit höhere Überschussbeteiligungen den Beitragsrückgang stoppen. (dpa)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Marktrisiko: Weshalb Topinvestoren jetzt Alarm schlagen
24.11.2025

Die jüngsten Kursstürze an den Märkten zeigen, wie angespannt die Lage geworden ist. Während Anleger nervös auf jede Bewegung...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Konjunkturtrübung: Ifo-Index sinkt überraschend – Hoffnungen auf Erholung schwinden
24.11.2025

Die Stimmung in den deutschen Chefetagen hat sich unerwartet eingetrübt: Im November fiel das Ifo-Geschäftsklima auf 88,1 Punkte und...

DWN
Finanzen
Finanzen Bayer-Aktien auf Jahreshoch: Pharma-Erfolg mit dem Gerinnungshemmer Asundexian
24.11.2025

Nach Jahren des Abstiegs erlebt die Bayer-Aktie einen überraschenden Kursschub. Ein neuer Studienerfolg weckt Hoffnung auf...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bürokratieabbau: Normenkontrollrat kritisiert Bund-Länder-Pläne als zu schwach
24.11.2025

Der Nationale Normenkontrollrat (NKR) hält die aktuellen Vorschläge von Bund und Ländern zum Bürokratieabbau für unzureichend. In...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Infrastruktur in der Finanzlücke: Pkw-Maut als mögliche Lösung?
24.11.2025

Eine aktuelle Studie der Denkfabriken Agora Verkehrswende und Dezernat Zukunft zeigt, dass Deutschland bis 2030 rund 390 Milliarden Euro...

DWN
Panorama
Panorama Kita unter Druck: Experten fordern besseren Gesundheitsschutz für Erzieher
24.11.2025

Das Kita-System in Deutschland steht vor großen Herausforderungen: Hohe Ausfallraten und Personalmangel belasten Erzieherinnen und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Technologie im Mittelstand: Cloud bleibt bei kleinen Unternehmen ein Nischenthema
24.11.2025

Während große Unternehmen längst auf Cloud-Dienste für Speicher, Rechenleistung und Softwareanwendungen setzen, ist die Nutzung bei...

DWN
Technologie
Technologie Digitalisierung: Was Deutschland von Estland lernen sollte
24.11.2025

Deutschland steckt im digitalen Stau: Ämter arbeiten auf Papier, Gründer warten wochenlang, Unternehmen verlieren Zeit und Geld. Estland...