Finanzen

Genossenschaftsbanken verbuchen deutlich höhere Gewinne

Viele Branchen in Deutschland leiden aktuell - nicht so die Volksbanken. Die anfangs negativen Folgen der abrupten Zinswende scheinen verdaut und die Gewinne sprudeln. Aber die Geldhäuser stellen sich auf neue Rückschläge ein.
07.03.2024 07:00
Lesezeit: 2 min

Während viele Branchen in Deutschland leiden und es jüngst zu einer Entlassungswelle bei den Großunternehmen kam, geht es den Banken ziemlich gut.

Gestern meldete der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) die Zahlen für das Jahr 2023 und die können sich sehen lassen.

Die Genossenschaftsbanken haben 2023 von den gestiegenen Zinsen profitiert und in Summe deutlich mehr verdient als ein Jahr zuvor. Der Vorsteuergewinn kletterte um fast 6,2 Milliarden Euro auf rund 10,7 Milliarden, wie der Bankenverband mitteilte. Der BVR umfasst sämtliche Volks- und Raiffeisenbanken sowie die Sparda-Banken. Der Nettogewinn der 697 Institute (im Vorjahr noch 737) lag trotz einer höheren Steuerlast und deutlich mehr Rücklagenbildung für allgemeine Risiken mit rund 3,5 Milliarden Euro vorläufigen Zahlen zufolge über dem Vorjahresniveau von 3,3 Milliarden.

Bankbilanzen profitierten von Zinswende

Die negativen Folgen der Zinswende haben die Institute weitgehend verdaut: 2022 hatte der rasante Zinsanstieg zu Kursverlusten an den Anleihemärkten geführt und den Genossenschaftsbanken Abschreibungen von insgesamt 5,7 Milliarden Euro eingebrockt. Zum Teil griffen die Institute seinerzeit auf ihre bilanziellen Rücklagen zurück, um die Wertberichtigungen aufzufangen.

2023 mit der Umkehr der Zinsrichtung kehrte sich das Bild ins Positive: In der Jahresbilanz der VR-Banken stehen nun Zuschreibungen und Kursgewinne auf Wertpapier-Anlagen in Höhe von 1,4 Milliarden Euro.

Volkswirtschaftliche Risiken

Es ist jedoch nicht alles rosig. "Auch wenn der meteorologische Frühling begonnen hat, gibt es noch keine klaren Zeichen dafür, dass sich die Wirtschaft aus ihrer Winterstarre befreit hat", führt BVR-Präsidentin Marija Kolak aus.

Die Risiken durch faule Kredite haben nach Einschätzung des Verbandes zugenommen. Im Kreditgeschäft gab es demnach im vergangenen Jahr in Summe Abschreibungen und Wertberichtigungen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro.

Der BVR betonte jedoch zugleich, die Genossenschaftsbanken seien "gut kapitalisiert für weiteres Wachstum". Tatsächlich weisen die VR-Banken in Relation zur Bilanzsumme deutlich höhere Eigenkapitalpolster auf als etwa die Sparkassen oder die Commerzbank.

Erfolgsrezept: Höhere Zinsmargen

Grundsätzlich profitieren Banken davon, dass die Europäische Zentralbank (EZB) im Kampf gegen die hohe Inflation die Leitzinsen im Euroraum seit Juli 2022 zehnmal angehoben hat. Geldhäuser bekommen seither wieder Zinsen, wenn sie Geld bei der EZB parken. Zudem verdienen die Banken und Sparkassen an höheren Kreditzinsen.

Weil die höheren Zinsen zugleich nur geringfügig an die Kunden, also die Sparer, weitergegeben wurden, erhöhte sich die sogenannte "Zinsmarge" massiv. Der Zinsüberschuss der Genossenschaftsbanken stieg nach BVR-Angaben binnen Jahresfrist folgerichtig um 15,4 Prozent auf rund 20,6 Milliarden Euro. Ein ähnlicher Umstand sorgte auch bei Versicherungskonzernen wie der Allianz für hohe Gewinne.

Das Kerngeschäft brummt also. Die Risiken durch unrealisierte Verluste im Anleihen-Portfolio und einer verschäften Rezession - gleichbedeutend mit einer verringerten Finanzkraft der Schuldner - sind trotzdem allgegenwärtig. Zudem werden die ersten Zinssenkungen der EZB nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen. Die genossenschaftlichen Banken täten gut daran, wenn sie die guten Zeiten nutzen, um jetzt ordentlich Reserven aufzubauen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Landtagswahlen Baden-Württemberg 2026: AfD liegt vor den Grünen – eine Partei gewinnt noch mehr
09.05.2025

Die AfD überholt erstmals laut Insa-Umfrage die grüne Partei in Baden-Württemberg, die seit 13 Jahren regiert und die größte...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Kunstmarkt: Familienangelegenheiten im Auktionshaus Lempertz - und was Unternehmer davon lernen können
09.05.2025

Lempertz in Köln ist das älteste Auktionshaus der Welt in Familienbesitz. Isabel Apiarius-Hanstein leitet es in sechster Generation. Erst...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnquartiere als soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung – Ghettobildung nimmt zu
09.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie auf Rekordkurs nach starkem Quartalsgewinn – und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag zugelegt – und im Handelsverlauf ein neues Jahreshoch erreicht. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU schlägt zurück: Diese US-Produkte stehen nun im Visier von Brüssel
09.05.2025

Die Europäische Kommission hat eine umfassende Liste von US-Produkten veröffentlicht, auf die im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...