Immobilien

Nicht alle, aber bestimmte Logistiksegmente trotzen der Konjunkturflaute

Lesezeit: 2 min
16.03.2024 09:00  Aktualisiert: 17.03.2024 13:00
Mieten für Logistikflächen, die sich durch mehr Funktionalitäten auszeichnen, verzeichneten einen positiven Anstieg im Jahr 2023. Doch laut dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) sind die Mieten für andere Logistik-Segmente, wie Produktionsflächen, nur sehr leicht gestiegen. Auch bei Lagerräumen war der Anstieg niedriger als erwartet. Wie sind die Aussichten für den Logistik- und Industrieimmobilienmarkt?
Nicht alle, aber bestimmte Logistiksegmente trotzen der Konjunkturflaute
Logistikimmobilien mit einfacheren Ausstattungen sind gefragt. (Foto: dpa)
Foto: Heiko Rebsch

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die schlechte Wirtschaftslage, schwächelnde Industrieproduktion und die hohen Energiepreise haben die Mieten für Industrieimmobilien gedämpft. Im letzten Jahr sind die Mieten für das Segment Logistik-Produktionsflächen nur um 2.1 Prozent gestiegen - deutlich unter der Inflationsrate. Auch der Anstieg bei dem Segment Logistik-Lagerräume (3.9 Prozent) war enttäuschend.

Doch es gibt Differenzierungen im Logistikmarkt: Einer aktuellen IW-Studie zufolge erzielten spezialisierte Logistikflächen, die sich zum Beispiel durch optimierte Anlieferung durch Lastkraftwagen auszeichnen, einen deutlichen Mietanstieg von 9.8 Prozent im Jahr 2023. „Dieses Wachstum gleicht die schwächere Entwicklung der vorangegangenen Jahre aus und zeigt, dass es weiterhin eine starke Nachfrage nach spezialisierten Flächen gibt“, kommentierte Dr. Christian Oberst, IW-Senior Economist für Wohnungspolitik und Immobilienökonomik.

Firmen wollen Kosten senken, bevorzugen einfachere Einrichtungen

Co-Autor der Studie und IW-Immobilienexperte Dr. Michael Voigtländer wies darauf hin, dass sich Firmen verstärkt für Logistik-Immobilien mit einer einfacheren Ausstattung und in schlechterer Lage entscheiden. „Dies dürfte mit den wirtschaftlichen Herausforderungen und dem Druck zusammenhängen, Kosten zu senken“, sagte er.

In den letzten fünf Jahren erreichten Lagerflächen ein durchschnittliches Mietpreiswachstum von 2.2 Prozent und Produktionsflächen ein jährliches Plus von 0.4 Prozent. Laut den IW-Autoren haben Logistikflächen mit einem jährlichen Zuwachs von 3.7 Prozent mit der jährlichen durchschnittlichen Inflationsrate von 3,7 Prozent Schritt gehalten – durchaus positiv.

Industrieimmobilienmarkt-Ausblick: Moderates Mietpreiswachstum

Das Umfeld für Industrieimmobilien bleibt jedoch auch im Jahr 2024 herausfordernd, so dass mit einem insgesamt nur moderaten Mietpreiswachstum gerechnet werden kann, prognostizierten die IW-Experten.

Laut dem Bulwiengesa Frühjahrsgutachten Immobilienwirtschaft 2024 sind die Aussichten für das Logistikimmobilien-Segment eher positiv. „Seit 2010 sind die Mieten um 55 Prozent gestiegen. Hier flacht die Kurve lediglich ab, jedoch steigen die Spitzenmieten in den Top-Regionen weiterhin. Viele Nutzer weichen bereits seit Längerem in periphere Regionen aus. Gute Flächen sind Mangelware, die Nachfrage übersteigt bei Weitem das Angebot“, so das Immobilienwirtschafts-Beratungsunternehmen. Bis 2027 werden Logistik-Mietsteigerungen von jährlich 2,1 Prozent erwartet und einen Anstieg der Marktwerte um 12 Prozent.

Bertrand Ehm, Direktor Industrielle Investitionen beim Savills, kommentierte gegen Ende letzten Jahres, dass der Investmentmarkt für Logistikimmobilien sich nach dem Zinsschock stabilisiert habe. „Bis Investmentvolumen und Preise jedoch weiter steigen, wird es noch länger dauern. Gleichwohl sind die Wachstumsperspektiven des Logistiksegments im Vergleich zu anderen Immobilienarten überdurchschnittlich gut,“ sagte Ehm.

                                                                            ***

Vera von Lieres gehört seit September 2022 zum DWN-Team und schreibt als Redakteurin über die Themen Immobilien und Wirtschaft. Sie hat langjährige Erfahrung im Finanzjournalismus, unter anderem bei Reuters und führenden Finanzmedien in Südafrika. Außerdem war sie als Kommunikations- und Marketing-Spezialistin bei internationalen Firmen der Investment-Branche tätig.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Quiet Quitting: Der stille Job-Rückzug mit gefährlichen Folgen
22.12.2024

Ein stiller Rückzug, der Unternehmen erschüttert: Quiet Quitting bedroht die Substanz deutscher Betriebe. Warum immer mehr Beschäftigte...

DWN
Technologie
Technologie DWN-Sonntagskolumne: Künstliche Intelligenz Hype Cycle - Zwischen Revolution und Enttäuschung
22.12.2024

Ist künstliche Intelligenz nur ein Hype oder der Beginn einer Revolution? Zwischen hohen Erwartungen, Milliardeninvestitionen und...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Psychische Gewalt am Arbeitsplatz: Ursachen, Folgen und Lösungen
22.12.2024

So können Unternehmen gegen verbale Übergriffe aktiv werden- Beleidigungen, Drohungen und Beschimpfungen: Rund ein Drittel der...

DWN
Finanzen
Finanzen Kindergeld beantragen: Tipps und wichtige Infos für 2025
22.12.2024

Wussten Sie, dass Sie Kindergeld bis zu sechs Monate rückwirkend erhalten können? Dies gilt sowohl für Ihr erstes Kind als auch für...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Märchen vorbei? Steht Deutschlands Automobilindustrie vor dem Aus?
22.12.2024

Volkswagen in der Krise, Mercedes, BMW & Co. unter Druck – und hunderttausende Jobs stehen auf dem Spiel. Wie kann der Kampf um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Credit Suisse-Debakel: Ausschuss sieht Schuld bei Bank
22.12.2024

Die Nervosität an den Finanzmärkten war im Frühjahr 2023 groß - drohte eine internationale Bankenkrise? Für den Schweizer...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Volkswagen-Deal: Worauf sich VW und die IG Metall geeinigt haben
22.12.2024

Stellenabbau ja, Werksschließungen nein: Mehr als 70 Stunden lang stritten Volkswagen und die IG Metall um die Sparmaßnahmen des...

DWN
Technologie
Technologie Webasto-Geschäftsführung: „Der Einsatz von KI ist eine strategische Notwendigkeit“
22.12.2024

Angesichts des wachsenden Drucks durch die Transformation hin zur Elektromobilität und steigender Kosten in der Branche sprechen Markus...