Technologie

Künstliche Intelligenz als Standortfaktor für Deutschland – was die Wirtschaft vom Staat fordert 

In Deutschland nutzt etwa jedes achte Unternehmen Künstliche Intelligenz, das ergab Erhebung des Statistischen Bundesamts bereits Ende 2023. In KI-Hochburgen wie Berlin, Hamburg oder München sind es deutlich mehr. Doch damit KI ein echter Standortfaktor für Deutschland wird, muss der Staat mehr tun, das fordert nun die deutsche Wirtschaft.
02.04.2024 10:53
Aktualisiert: 02.04.2024 10:53
Lesezeit: 2 min
Künstliche Intelligenz als Standortfaktor für Deutschland – was die Wirtschaft vom Staat fordert 
Künstliche Intelligenz: Eine große Mehrheit der deutschen Unternehmen fordert eine umfangreiche staatliche Unterstützung (Foto: iStockphoto/demaerre). Foto: demaerre

Internationale Konzerne wie Google und Microsoft wollen in den nächsten Jahren mehrere Milliarden Euro in ihre deutschen Standorte investieren. Das Geld fließt vor allem in den Ausbau von Cloud-Hubs, denn der zunehmende Einsatz generativer KI treibt den Bedarf an Cloud-Infrastruktur an. Doch wie kann der Wirtschaftsstandort Deutschland darüber hinaus vom KI-Hype profitieren – beziehungsweise sicherstellen, international nicht abgehängt zu werden? Wie eine aktuelle Studie der Managementberatung Horváth zeigt, befürwortet eine große Mehrheit der deutschen Unternehmen eine umfangreiche staatliche Unterstützung. Befragt wurden branchenübergreifend Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mindestens 200 Millionen Euro und mindestens 200 Mitarbeitenden.

Ausbau von Studiengängen als drängendstes Thema

95 Prozent der befragten Manager und Managerinnen fordern staatliche Unterstützung beim Ausbau von Studiengängen und ähnlichen Weiterbildungsformen mit KI-Schwerpunkten. Sowohl Befragte aus Vorstand beziehungsweise Geschäftsführung als auch auf Bereichs- und Fachebene erheben diese Forderung, letztere sogar zu 100 Prozent.

„Wenn wir generative KI hier nicht nur anwenden, sondern weiterentwickeln und neue Standards setzen wollen, brauchen wir viele tausend Fachkräfte, die die Technologie tief durchdringen, die sich mit maschinellem Lernen, Datenmodellen etc. auskennen“, sagt Helmut Ahr, CEO von Horváth.

Apropos auskennen: Neun von zehn Befragten fordern darüber hinaus, mindestens einen Minister beziehungsweise eine Ministerin mit dezidierten KI-Kompetenzen in die Regierung zu berufen. Eng damit zusammen hängt die zweitwichtigste Forderung: die Gründung einer politischen KI-Ethikkommission. 94 Prozent befürworten ein Gremium, das sich mit ethischen Grundsatzfragen und negativen sozialen Auswirkungen beim Einsatz von KI befasst.

Staatliche Unternehmensinvestitionen gefordert

Eine klare Mehrheit spricht sich zudem dafür aus, dass sich der Staat selbst an Unternehmen beteiligt, die KI-Innovationen entwickeln (93 Prozent). Auf Vorstands- beziehungsweise Geschäftsführungsebene geben 55 Prozent an, diese Forderung „voll und ganz“ zu vertreten, weitere 41 Prozent unterstützen sie.

„KI-Technologieunternehmen sind für den Staat strategisch enorm relevant – in Bezug auf Wertschöpfung, den Schutz kritischer Infrastruktur sowie internationale Wettbewerbsfähigkeit“, so Horváth-CEO Helmut Ahr“, so Horváth-CEO Helmut Ahr.

Ebenfalls fast neun von zehn Befragten halten eine Lockerung von Regularien für notwendig, um KI-Innovationen nicht auszubremsen. Insbesondere strenge Datenschutzvorgaben werden als Herausforderung dafür gesehen, marktreife Lösungen hervorzubringen.

Länderübergreifende Allianzen bislang vor allem auf Kontrolle fokussiert

Auf die Bildung von Allianzen mit anderen Ländern und Gemeinschaften setzen 87 Prozent der befragten Führungskräfte. Bislang fokussieren sich länderübergreifende Initiativen auf den Schutz vor Missbrauch beim Einsatz von KI. Neben dem AI-Act auf EU-Ebene, der demnächst in Kraft treten soll, wurde bereits ein Abkommen von 18 Ländern unterzeichnet, unter anderem Deutschland und den USA, das allerdings unverbindlich ist.

„Neben der Eindämmung illegaler Nutzung von KI könnten länderübergreifende Initiativen auch für die Weiterentwicklung der Technologien geschaffen werden, etwa auf EU-Ebene. Auch Cloud-Infrastrukturen könnten auf EU-Ebene gebündelt werden“, so Ahr.

85 Prozent der Befragten befürworten eine staatliche Initiative zur Rekrutierung von KI-Fachkräften aus dem Ausland, um das bestehende Gap an Fachkräften zur überbrücken. „KI-Profis werden sich hierzulande jedoch nur niederlassen, wenn in den Technologiestandort Deutschland insgesamt investiert wird“, sagt der Horváth-CEO.

Über die Studie

Für die Studie wurden 102 Führungskräfte aus deutschen Unternehmen mit mindestens 200 Millionen Euro Jahresumsatz und mindestens 200 Mitarbeitenden befragt. Die Unternehmen sind branchenübergreifend zusammengesetzt, wobei die Mehrheit aus dem produzierenden Gewerbe stammt. Die Studie wurde durchgeführt von Horváth, einer internationalen und unabhängigen Managementberatung mit 1.400 Mitarbeitenden an Standorten in Europa, den USA und weiteren globalen Märkten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Confluent-Aktie auf Höhenflug: IBM will Dateninfrastruktur-Spezialisten Confluent kaufen
08.12.2025

Ein Mega-Deal rückt die Confluent-Aktie schlagartig ins Rampenlicht: IBM bietet Milliarden für den Datenstreaming-Spezialisten Confluent....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft VDA rechnet 2026 mit rund 693.000 neuen E-Autos
08.12.2025

Deutschlands Autokäufer stehen vor einem elektrischen Wendepunkt: Verbände prognostizieren deutliche Zuwächse bei Elektroautos und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtwechsel im Arbeitsmarkt 2025: Arbeitgeber geben wieder den Ton an
08.12.2025

Der Wind am Arbeitsmarkt 2025 dreht sich offenbar: Nach Jahren der Bewerbermacht gewinnen Unternehmen wieder Spielraum. Jan-Niklas Hustedt,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Insolvenzzahlen 2025: Warum Firmenpleiten weiter steigen
08.12.2025

Deutschlands Insolvenzzahlen klettern auf den höchsten Stand seit Jahren. Besonders Mittelstand, Handel und Autozulieferer geraten unter...

DWN
Finanzen
Finanzen Klöckner & Co-Aktie hebt ab: Übernahmefantasie und positive Analysteneinstufung treiben Aktienkurs
08.12.2025

Die Klöckner-Co-Aktie schießt hoch, weil erneut Übernahmegespräche kursieren. Doch hinter dem Kurssprung steckt eine lange...

DWN
Politik
Politik EU-Krisenpolitik: Ein Plüschelefant gegen Putin und Trump
08.12.2025

Ein harmloser Plüschelefant entlarvt ein System voller Überregulierung und geopolitischer Schwäche. Warum ein Plüschelefant die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europa unterschätzt die Rohstoffkrise: Ex-Rio-Tinto-Chef stellt der EU ein vernichtendes Urteil aus
08.12.2025

Europa will sich aus der Rohstoffabhängigkeit von China befreien,doch laut Jakob Stausholm, dem langjährigen Chef des Bergbaukonzerns Rio...

DWN
Technologie
Technologie Stromproduktion: Rekord bei Strom aus Wind und Sonne
08.12.2025

Deutschlands Stromproduktion hat im Sommer neue Rekorde erreicht: Windkraft und Photovoltaik dominieren, Kohle verliert weiter. Doch...