Unternehmen

Wie kann KI bei der Personalgewinnung für Ihr Unternehmen unterstützen?

Die Bedeutung von Künstlicher Intelligenz (KI) für die Personalgewinnung in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) wächst. KI-gestützte Lösungen ermöglichen effizientere Rekrutierungsprozesse und können die Mitarbeiterbindung stärken.
01.04.2024 07:01
Aktualisiert: 01.04.2024 09:38
Lesezeit: 4 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Wie kann KI bei der Personalgewinnung für Ihr Unternehmen unterstützen?
Künstliche Intelligenz (KI) wie der Chatbot ChatGPT kann Sie bei der Personalgewinnung unterstützen (Foto: iStock.com, Alexander Sikov). Foto: Alexander Sikov

Die Rolle von KI bei der Personalgewinnung in KMU

Spätestens seit Bekanntmachung des Programms ChatGTP können die meisten etwas mit dem Begriff Künstliche Intelligenz (KI) anfangen. KI ist überall und nirgendwo, so hat man den Eindruck. In manchen Bereichen offensichtlicher, in anderen eher als stiller Helfer im Hintergrund. Ein Bereich, der sich hervorragend für den Einsatz von KI eignet, ist der Personalbereich. KI gewinnt bei der Personalgewinnung zunehmend an Bedeutung. Unternehmen erkennen immer mehr die Potenziale von KI, um effizientere und treffendere Personalentscheidungen zu treffen.

Was in den USA bereits fast Normalität ist, etabliert sich jetzt mehr und mehr auch in den deutschen Personalabteilungen. Bereits 2019 benutzten 85 Prozent der großen amerikanischen Unternehmen in irgendeiner Weise intelligente Software, um den Rekrutierungsprozess zu optimieren, so die Studienergebnisse von Mercer’s Global Talent Trend-Studie. In Deutschland sind es circa 50 Prozent der Personalvermittler, die bereits mit Künstlicher Intelligenz bei Recruiting arbeiten. In den HR-Abteilungen sind es jedoch deutlich weniger. Nach der Veröffentlichung von „Barometer Personalvermittlung“ sind es nur ca. 20 Prozent und das auch nur für die Einbindung von KI bei der Erstellung und Optimierung von Stellenanzeigen. Die Nutzung von autonomen und eigenständig entscheidenden KI-Lösungen im HR-Bereich ist hierzulande noch eine Seltenheit. Dabei gäbe es bereits vielfältige Einsatzmöglichkeiten.

Potenziale und Vorteile von KI in der Personalgewinnung

Die größte Herausforderung im Personalbereich ist es, einzigartige und qualifizierte Kandidaten zu finden und das, ohne eigene unbewusste Voreingenommenheit bei der Auswahl und Beurteilung eine Rolle spielen zu lassen. Gar nicht so leicht, denn der Mensch neigt dazu, seine persönlichen Erfahrungen unbewusst oder bewusst bei Beurteilungen mit einfließen zu lassen und damit die Objektivität zu beeinflussen. KI-Softwareprogramme für die Personalbeschaffung können in diesen Fällen hilfreich sein und bisherige beschränkte Tracking-Applikationen ablösen. Eine Studie von Deloitte zeigt, dass Unternehmen, die KI in ihren Rekrutierungsprozess integrieren, eine bis zu 40 Prozent höhere Mitarbeiterbindung und eine um 70 Prozent schnellere Einstellung von Bewerbern verzeichnen.

Der Vorteil der KI ist auch, dass sie dialogorientierte Oberflächen bieten können. Die Chatbots werden gerne für den ersten Kontakt mit Bewerbern genutzt. Die Kandidaten kommunizieren während des gesamten Personalbeschaffungsprozesses in einer natürlichen Sprachumgebung mit diesem. Diese virtuellen Assistenten können häufig gestellte Fragen beantworten, Bewerbungen entgegennehmen und Kandidaten durch den Bewerbungsprozess führen und das rund um die Uhr. Unternehmen wie Unilever und L’Oréal setzen bereits erfolgreich Chatbots ein, um die Effizienz ihres Rekrutierungsprozesses zu steigern und den Prozess zu verbessern. Die Chatbots sorgen auch dafür, dass weniger Informationen über E-Mails ausgetauscht werden müssen.

Darüber hinaus können KI-gestützte Systeme den Bewerbungsprozess für Kandidaten vereinfachen, indem sie automatisierte Rückmeldungen und personalisierte Empfehlungen bieten. Ein weiteres Anwendungsgebiet ist die Nutzung von KI zur Bewertung von Bewerbungen und Lebensläufen. Algorithmen können relevante Qualifikationen, Fähigkeiten und Erfahrungen extrahieren und mit den Anforderungen der Stellenbeschreibung abgleichen. Das geht so weit, dass KI in der Lage ist, Sprache, Wortwahl und auch Mimik der Kandidaten zu analysieren.

Als Resultat erhält man Hinweise, wie gut die Person zur Unternehmenskultur des jeweiligen Arbeitgebers passen würde. Allerdings muss dafür die Datenbasis gut und die Anweisungen an die KI (Prompts genannt) passgenau sein. Sonst passiert das, was die Amazon-Software kennzeichnete. Die Trainingsdaten der KI waren mit Bias (Vorurteilen) voreingenommen, wodurch der Algorithmus weibliche Kandidatinnen diskriminierte. Neutrale Datensätze sind für die Erhaltung guter und brauchbarer Ergebnisse entscheidend. Letztendlich bleibt die KI eine Maschine, die das spiegelt, was wir in sie hineintun.

Doch wenn man alles richtig macht, hilft die KI den Recruitern schneller qualifizierte Kandidaten zu identifizieren. Guter Nebeneffekt: Der Verwaltungsaufwand wird verringert, indem die erforderlichen Dokumente, Unternehmensrichtlinien, Anmeldeinformationen und stellenspezifischen Informationen automatisiert werden.

Welche KI-HR Lösungen gibt es aktuell?

Mittlerweile gibt eine Vielzahl von KI-gestützte HR-Lösungen auf dem Markt, die Unternehmen dabei helfen können, ihre Personalbeschaffungsprozesse zu verbessern. Hier sind einige Beispiele.

Bewerber-Tracking-Systeme (ATS) mit KI:

ATS-Plattformen wie Workday, Greenhouse und Lever integrieren zunehmend KI-Funktionen, um Bewerbungen zu analysieren, Kandidatenprofile zu bewerten und den Rekrutierungsprozess zu optimieren. Diese Systeme können Bewerbungen automatisch nach relevanten Fähigkeiten, Erfahrungen und Qualifikationen filtern und den Auswahlprozess beschleunigen.

Videointerview-Plattformen:

Plattformen wie HireVue, Spark Hire und VidCruiter nutzen KI-Algorithmen, um Videointerviews zu analysieren und Einblicke in die Persönlichkeit, Kommunikationsfähigkeiten und Eignung der Kandidaten zu gewinnen. Sie ermöglichen es Unternehmen, Bewerber effektiver zu bewerten und fundierte Einstellungsentscheidungen zu treffen.

Mitarbeiter-Engagement und Feedback-Tools:

Plattformen wie Glint, Culture Amp und Peakon verwenden KI, um Mitarbeiterfeedback zu sammeln, zu analysieren und Einblicke in das Engagement und die Zufriedenheit der Mitarbeiter zu gewinnen. Mit Hilfe dieser Programme können Unternehmen die Mitarbeiterbindung verbessern, Leistungsprobleme identifizieren und Maßnahmen zur Verbesserung der Mitarbeitererfahrung ergreifen.

Skill-Matching-Plattformen:

Plattformen wie Eightfold AI, Pymetrics und Koru verwenden KI-Algorithmen, um die Fähigkeiten, Erfahrungen und Präferenzen von Kandidaten mit den Anforderungen offener Stellen abzugleichen. Diese Lösungen helfen Unternehmen dabei, qualifizierte Talente zu identifizieren, die am besten zur Unternehmenskultur und den Anforderungen der Position passen.

Vorhersage Analytics für HR:

Plattformen wie Visier, PredictiveHR und Oracle Human Capital Management nutzen KI, um Daten aus verschiedenen HR-Quellen zu analysieren und Prognosen für zukünftigen Personalbedarf, Fluktuationen und Leistungstrends zu erstellen. Sie unterstützen Unternehmen bei der strategischen Personalplanung und der Optimierung ihrer HR-Strategien.

KI-Lösung eignet sich auch gut, um die eigenen Mitarbeiter digital fortzubilden oder ihre Einsatzfähigkeit besser zu bestimmen. Spezialisierte interaktive KI für Schulungen lernen kontinuierlich und passen sich an den Lernstil und Interessen der einzelnen Mitarbeiter (z. B. visuell, auditiv und schriftlich) an. Im Angebot sind Virtual-Reality-Schulungen (VR-Schulungen), Bots in natürlicher Sprache und Apps. KI-Analysen, insbesondere Stimmungsanalysen, können erkennen, wie sich ein Mitarbeiter gerade fühlt. Es kann den Grad des Engagements, des Burnouts, der Depression und der Angst eines Mitarbeiters vorhersagen und ermöglicht so ein frühzeitiges, individuelles Eingreifen. Allerdings verbietet das neue EU-Gesetz, da es gegen EU-Werte verstoßt, Social Scoring und Emotionserkennung künftig in Europa.

Bisher fehlende KI-Regulierung

Wer mit den Gedanken spielt KI-Anwendungen in das eigene Unternehmen zu implementieren, der muss sicherstellen, dass der Einsatz der Software Datenschutzkonform erfolgt. Personenbezogene Daten sollten auf Basis der DSGVO verarbeitet werden. Außerdem besagt Artikel 22 der DSGVO, dass bestimmte Entscheidungen nicht ausschließlich von einer KI getroffen werden dürfen, wie zum Beispiel eine Stellenbesetzung. Gerade erst wurde in der Europäischen Union ein neues KI-Gesetz beschlossen, auf das sich die Unternehmen bereits vorbereiten können.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

avtor1
Sofia Delgado

                                                                            ***

Sofia Delgado ist freie Journalistin und arbeitet seit 2021 in Stuttgart, nachdem sie viereinhalb Jahre lang in Peking gelebt hat. Sie widmet sich gesellschaftskritischen Themen und schreibt für verschiedene Auftraggeber. Persönlich priorisiert sie die Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit, als dringendste Herausforderung für die Menschheit.

 

DWN
Finanzen
Finanzen BMW-Aktie: Grüner Move beim bayrischen Autobauer – neuer iX3 besteht zu einem Drittel aus Recycling
17.08.2025

Mit dem neuen iX3, dem ersten Elektroauto der neuen Klasse, verfolgt BMW erstmals einen ganzheitlichen Ansatz zur Reduzierung seines...

DWN
Politik
Politik Tarnung 4.0: Bundeswehr rüstet sich für urbane Einsätze
17.08.2025

Die Bundeswehr stellt ihre Kampfbekleidung auf Multitarn um. Ab 2026 soll der Multitarndruck das alte Flecktarnmuster ablösen. Die...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenturbulenzen? So machen Sie Ihr Wertpapierdepot krisenfest
17.08.2025

Börsenkurse schwanken, politische Unsicherheiten nehmen zu – und das Depot gerät ins Wanken. Wie schützen Sie Ihr Vermögen, ohne...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Digitale Erschöpfung: Wie Technologien helfen können, die Überlastung durch Technologien zu lindern
17.08.2025

Müde, obwohl Sie ausgeschlafen sind? Reizbar, obwohl nichts passiert ist? Der Grund könnte digitale Erschöpfung sein – ein stiller...

DWN
Finanzen
Finanzen Gruppeneffekt an der Börse: Wenn Freunde das Portfolio steuern
17.08.2025

Unsere finanziellen Entscheidungen sind oft weniger durchdacht, als wir glauben. Menschen in unserem Umfeld können erheblichen Einfluss...

DWN
Panorama
Panorama Dienstleister für Visa und ETA: Zwischen Hilfe und Abzocke – was Sie wissen müssen
17.08.2025

Reisen wird komplizierter: In vielen Ländern reicht der Reisepass nicht mehr. Visa, ETA oder digitale Einreisekarten sind nötig....

DWN
Finanzen
Finanzen Steuerhinterziehung: Zahl der Betriebsprüfungen geht seit Jahren zurück - das bringt Probleme mit sich
17.08.2025

Der Kampf gegen Steuerhinterziehung ist immer wieder ein erklärtes Ziel der Politik. Doch in der Realität gibt es immer weniger...

DWN
Technologie
Technologie Bionik, KI und Robotik: Der Innovationsschub, der alles verändert
16.08.2025

Von der Bionik bis zur KI-Konvergenz: Neue Technologien versprechen einen Innovationssprung – und könnten Wirtschaft, Gesellschaft und...