Unternehmen

VW befindet sich im „Preiskrieg" und will um Marktanteile in China kämpfen

Lange war Volkswagen der Platzhirsch unter den Automobilherstellern in China. Doch nun tobt ein brutaler Wettbewerb um den Markt für Elektroautos. Die Wolfsburger liegen zurück, rechnen sich langfristig aber gute Chancen aus.
22.04.2024 11:11
Aktualisiert: 22.04.2024 11:11
Lesezeit: 3 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
VW befindet sich im „Preiskrieg" und will um Marktanteile in China kämpfen
SAIC Volkswagen ID.6 X wird in Shanghai ausgestellt: China ist der größte Automarkt der Welt. In der Volksrepublik steigt der Absatz von VW zuletzt wieder.(Foto: dpa) Foto: Fang Zhe

Wenn der China-Chef von Volkswagen über die Lage auf dem größten Automarkt der Welt spricht, wird deutlich, dass sein Konzern im Reich der Mitte schon einfachere Zeiten erlebt hat. „Die Preise fallen und fallen, der Wettbewerb wird härter», beschreibt Ralf Brandstätter kurz vor der am 25. April beginnenden Automesse in Peking die Lage.

Zwar sei das Geschäft mit herkömmlichen Autos mit Verbrennungsmotor für VW immer noch „hochprofitabel". Dank sprudelnder Gewinne verfügt man also über genügend Mittel, um kräftig investieren und umbauen zu können.

Anteil Elektro-Autos von VW in China bisher gering

Das scheint allerdings auch nötig. Denn in China entwickelt sich der Markt rasant in Richtung smarter Elektroautos. Im ersten Quartal hat der Volkswagen-Konzern in China nach eigenen Angaben 693.600 Fahrzeuge an Kunden ausgeliefert. Davon waren 41.000 reine E-Fahrzeuge. Das ist für VW zwar eine Verbesserung, im Vergleich zum Gesamtmarkt für E-Autos ist es dennoch relativ wenig.

Schon für das laufende Jahr wird erwartet, dass 40 Prozent aller verkauften Fahrzeuge in China E-Autos sein werden, berichtete kürzlich die staatliche Zeitung „China Daily". Im nächsten Jahr dürfte demnach bereits jedes zweite in China verkaufte Neufahrzeug ein E-Auto sein.

Bei Verbrennungsmotoren konnten chinesische Hersteller nie mit der filigranen Technik der Deutschen mithalten. Doch bei den E-Autos wurden die Karten neu gemischt. Nicht mehr VW verkauft die meisten Fahrzeuge, sondern der chinesische Hersteller BYD, der früh ins E-Segment eingestiegen ist. Mithilfe staatlicher Subventionen, aber mindestens ebenso viel Erfindergeist ist es den Chinesen gelungen, Autos zu bauen, die den Geschmack der Käufer treffen.

Zu den etablierten Herstellern gesellen sich Dutzende neuer chinesischer Anbieter, die den Markt mit technisch ausgereiften Fahrzeugen regelrecht überschwemmen. Auf den Straßen chinesischer Großstädte sind mittlerweile so viele verschiedene E-Auto-Marken unterwegs, dass es manchmal schwerfällt, den Überblick zu behalten.

Und dann ist da natürlich noch Tesla, das seine Fahrzeuge dank einer riesigen Fabrik in Shanghai auch vor Ort zu günstigen Preisen anbieten kann. Eine ganze Armada von Herstellern möchte sich auf dem Markt behaupten. Von einem regelrechten „Preiskrieg" spricht Cui Dongshu, Generalsekretär des chinesischen Automobilverbands CPCA.

Absatz schwierig: Chinesische Wirtschaft schwächelt

All dies geschieht vor dem Hintergrund einer schwächelnden chinesischen Wirtschaft. Die Menschen überlegen sich zweimal, ob es der richtige Zeitpunkt ist, ein neues Auto zu kaufen. Den Herstellern bleibt also nichts anderes übrig, als hohe Rabatte zu gewähren. Ein profitables Geschäft ist so kaum möglich.

Die Automesse in Peking, für viele Hersteller inzwischen das wichtigste Branchentreffen der Welt, wird erneut etliche Modelle präsentieren. Allein Volkswagen will mit seinen Konzernmarken wie Audi und Porsche 44 Fahrzeuge auf der Messe zeigen, darunter sechs Weltpremieren. Konzernchef Oliver Blume verspricht, die „innovative Stärke" des deutschen Autobauers unter Beweis zu stellen.

Trotz der Debatte über eine zu große Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von China sehen Autoexperten kaum eine Alternative für die Hersteller, als im Reich der Mitte am Ball zu bleiben. „China muss ein wichtiger Markt für die deutschen Autobauer bleiben. Man kann die Absatzmengen in diesem riesigen Markt nicht einfach auf etwa die USA umverteilen", sagt Frank Schwope, der Automobilwirtschaft an der Fachhochschule des Mittelstands in Köln und Hannover lehrt. In China sei noch viel Wachstum möglich. Schon allein deshalb, weil dort gemessen an der Gesamtbevölkerung noch deutlich weniger Menschen ein Auto besitzen als in Amerika oder Europa.

Auch andere Experten geben zu bedenken: Die Deutschen müssten schon deshalb versuchen, in China mit den einheimischen Herstellern mitzuhalten, weil diese ihnen sonst auch auf dem internationalen Markt den Rang ablaufen könnten. „Es geht da auch um die Zukunftsmärkte Südostasiens wie zum Beispiel Indonesien, die derzeit stark von den Chinesen besetzt werden", sagt Philipp Kupferschmidt, der bei der Unternehmensberatung Accenture im deutschsprachigen Raum für die Automobilindustrie verantwortlich ist.

Allerdings müsse man auch die politischen Entwicklungen im Auge behalten. „Es gibt einige Unsicherheit. Insbesondere hängt das Damoklesschwert Taiwan über dem Markt", warnt Kupferschmidt. Zwischen dem Inselstaat und China gibt es immer wieder Spannungen, weil Peking die Insel zum Gebiet Chinas zählt, obwohl in Taiwan seit Jahrzehnten eine unabhängige und demokratisch gewählte Regierung an der Macht ist.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Technologie
Technologie IoT-Baumaschinen: Wie Digitalisierung die Baustelle verändert
13.09.2025

IoT-Baumaschinen verändern Baustellen grundlegend: mehr Effizienz, Sicherheit und Nachhaltigkeit. Wer nicht digitalisiert, riskiert...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Darf der Chef in mein Postfach? Urteil zeigt Grenzen für Arbeitgeber
13.09.2025

Arbeitsrecht im digitalen Zeitalter: Darf ein Arbeitgeber nach Ende des Arbeitsverhältnisses noch in das E-Mail-Postfach seiner...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kritik am Verbrenner-Verbot der EU: So nicht umsetzbar
13.09.2025

Das Verbrenner-Verbot der EU steht vor dem Scheitern: Käufer verweigern sich Elektroautos, Hersteller warnen vor unrealistischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Energiewende: WWF-Ranking sieht Brandenburg ganz vorn
13.09.2025

Die Energiewende schreitet ungleichmäßig voran – während Brandenburg laut Umweltverband WWF glänzt, hinken andere Länder hinterher....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Lightcast-Bericht: KI-Kenntnisse treiben Gehälter massiv nach oben
13.09.2025

Wer KI beherrscht, kassiert kräftig ab: Laut einer globalen Studie steigern KI-Fähigkeiten das Gehalt um bis zu 43 Prozent – in manchen...

DWN
Panorama
Panorama Frost, Dürre, steigende Kosten: Weihnachtsbäume werden teurer
13.09.2025

Weihnachtsbäume stehen schon jetzt im Fokus: Frost, Trockenheit und steigende Kosten setzen Tannenbaumproduzenten unter Druck. Zwar gibt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Tariftreuegesetz: Schutz vor Lohndumping – oder Gefahr für den Mittelstand?
13.09.2025

Das Bundestariftreuegesetz (BTTG) soll faire Bedingungen bei der öffentlichen Auftragsvergabe schaffen. Kritiker warnen jedoch, dass vor...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Silicon Saxony: Mikroelektronik-Chip-Standort in Dresden wächst weiter - Sachsens enge Verbindung zu Taiwan
12.09.2025

Wer bei KI und Computerchips am Ball bleiben will, braucht Halbleiter. Das Hightech-Land Taiwan sucht die Zusammenarbeit mit Deutschland,...