Wirtschaft

Deutsche Wirtschaft schwächelt: Geschäftsklima trübt sich ein, Insolvenzen steigen rapide

Dämpfer für die deutsche Wirtschaft. Das Geschäftsklima hat sich im Mai wieder eingetrübt und die Firmeninsolvenzen nehmen massiv zu. Besserung ist nicht in Sicht.
24.06.2024 14:14
Lesezeit: 2 min
Deutsche Wirtschaft schwächelt: Geschäftsklima trübt sich ein, Insolvenzen steigen rapide
Stahlkocher bei der Arbeit - die deutsche Wirtschäft will aktuell nicht so recht auf Touren kommen. (Foto: dpa)

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Juni verschlechtert. Das Ifo-Geschäftsklima fiel um 0,7 Punkte auf 88,6 Zähler, wie das Ifo-Institut am Montag in München mitteilte. Analysten hatten dagegen einen leichten Zuwachs auf im Schnitt 89,6 Punkte erwartet. In den Monaten zuvor war das Stimmungsbarometer tendenziell gestiegen, im Mai hatte es sich aber nach neuen Zahlen leicht verschlechtert.

„Die deutsche Wirtschaft tut sich schwer, die Stagnation zu überwinden“, kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Die rund 9000 befragten Unternehmen bewerteten die Aussichten auf ihre künftigen Geschäfte schlechter, während die Lagebeurteilung stagnierte. Im verarbeitenden Gewerbe und im Handel trübte sich das Geschäftsklima ein, im Dienstleistungssektor und am Bau hellte es sich auf.

An dieser Stelle sei erwähnt, dass andere Wirtschaftsdaten – unter anderem Prognosen vom Ifo-Institut selbst, dem IWH und der Bundesbank – ein positiveres Bild zeichnen.

Lesen Sie dazu: Konjunktur-Prognosen: Zunehmende Lichtblicke für deutsche Wirtschaft

Drastischer Anstieg der Insolvenzen

Die schlechte konjunkturelle Lage macht sich in immer mehr Firmenpleiten bemerkbar. Die Anzahl der Unternehmensinsolvenzen ist im ersten Halbjahr mit 11.000 um fast ein Drittel (30 Prozent) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen. Das gab die Wirtschaftsauskunftei Creditreform am Montag bekannt. Die Insolvenzen erreichten damit den höchsten Stand seit 2016.

„Die Unternehmen kämpfen im ersten Halbjahr 2024 weiter gegen die Auswirkungen der Rezession in 2023, anhaltende Krisen und die kraftlose konjunkturelle Entwicklung in diesem Jahr“, sagte Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung. Das zusammengenommen breche zahlreichen Betrieben das Genick. „Die Unternehmensstabilität in Deutschland ist derzeit so wacklig wie seit vielen Jahren nicht mehr“, so Hantzsch.

Die Zahl der Insolvenzen ging in allen Wirtschaftsbereichen deutlich in die Höhe. Besonders betroffen ist die Dienstleistungsbranche, sie verzeichnete 6.500 Pleiten und legte damit um knapp 35 Prozent zu. Einen starken Anstieg gab es auch im Handel (+20,4 Prozent), im Baugewerbe (+27,5) und im verarbeitenden Gewerbe (+21,5). Vor allem bei größeren Unternehmen liegt das Insolvenzgeschehen weit über dem Niveau der vergangenen Jahre.

Etwas gestiegen ist auch die Zahl der Verbraucherinsolvenzen. Mit 35.400 waren es knapp sieben Prozent mehr Meldungen als im Vorjahr. Dies ist den Experten zufolge vor allem auf die Inflation und die hohen Zinsen zurückzuführen.

Eine Verbesserung der Situation erwartet die Wirtschaftsauskunftei Creditreform nicht. „Die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland dürfte 2024 aller Voraussicht nach schwach ausfallen. Zusammen mit den immer noch hohen Zinsen bleibt die Unternehmensfinanzierung eine echte Herausforderung“, sagte Hantzsch. Er rechnet damit, dass die Insolvenzzahlen in diesem Jahr erstmals wieder das Niveau von vor der Pandemie übertreffen werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Panorama
Panorama EU-Klimapolitik: Soviel Spielraum lässt das 90-Prozent-Ziel
02.07.2025

Die EU-Kommission hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2040 sollen die Emissionen massiv sinken, ein großer Schritt Richtung...

DWN
Technologie
Technologie DeepSeek zerstört Milliardenwerte: China-KI soll aus Europa verschwinden
02.07.2025

Ein chinesisches Start-up bringt Nvidia ins Wanken, Milliarden verschwinden in Stunden. Doch für Europa ist das erst der Anfang: Die...

DWN
Politik
Politik Gasförderung Borkum: Kabinett billigt Abkommen mit den Niederlanden
02.07.2025

Die Bundesregierung will mehr Gas vor Borkum fördern und stößt damit auf heftigen Widerstand von Umweltschützern. Das Vorhaben soll...

DWN
Immobilien
Immobilien Klimaanlage einbauen: Was Sie vor dem Kauf wissen müssen
02.07.2025

Die Sommer werden heißer – und die Nachfrage nach Klimaanlagen steigt. Doch der Einbau ist komplizierter, als viele denken. Wer nicht in...

DWN
Technologie
Technologie Balkonkraftwerke: 220.000 neue Anlagen binnen sechs Monaten
02.07.2025

Mehr als 220.000 neue Balkonkraftwerke sind in Deutschland binnen sechs Monaten ans Netz gegangen. Während Niedersachsen glänzt, fallen...

DWN
Politik
Politik USA frieren Waffenlieferungen an die Ukraine ein – Prioritäten verschieben sich
02.07.2025

Die USA stoppen zentrale Waffenlieferungen an die Ukraine. Hinter der Entscheidung steckt ein geopolitischer Kurswechsel, der Europa...

DWN
Politik
Politik Stromsteuer: Kommt jetzt die Entlastung für alle?
02.07.2025

Die Stromsteuer spaltet das schwarz-rote Bündnis – und mit ihr die Frage, ob Bürger und Betriebe wirklich entlastet werden. Während...

DWN
Panorama
Panorama Hitzewelle in Deutschland: Temperaturen bis 40 Grad und drohende Unwetter
02.07.2025

Deutschland ächzt unter extremer Hitze, örtlich steigen die Temperaturen auf bis zu 40 Grad. Experten warnen vor Unwettern, Waldbränden...