Politik

Von der Leyen: Einigung auf zweite Amtszeit an der Spitze der EU-Kommission

Kurz vor einem wichtigen EU-Gipfel haben sich Staats- und Regierungschefs der führenden europäischen Parteienfamilien darauf verständigt, die CDU-Politikerin Ursula von der Leyen für eine zweite Amtszeit als Präsidentin der EU-Kommission zu nominieren. Dies erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Dienstag aus Verhandlungskreisen.
25.06.2024 15:15
Lesezeit: 2 min
Von der Leyen: Einigung auf zweite Amtszeit an der Spitze der EU-Kommission
Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, trifft vor einem EU-Gipfel zu einer Sitzung der EVP-Fraktion ein (Foto: dpa). Foto: Virginia Mayo

Die Einigung sieht außerdem vor, dass die liberale estnische Regierungschefin Kaja Kallas den Posten der EU-Außenbeauftragten übernehmen soll. António Costa, der frühere portugiesische Regierungschef, soll für zweieinhalb Jahre zum Präsidenten des Rats der Staats- und Regierungschefs gewählt werden. Der Sozialdemokrat Costa wäre damit für die Vorbereitung und Leitung der EU-Gipfel verantwortlich.

Sollte Costa den Erwartungen entsprechen, könnte auch er nach üblicher Praxis eine zweite Amtszeit erhalten. Der Vorsitz der Kommission und der Posten des EU-Außenbeauftragten werden jeweils für eine EU-Legislaturperiode von etwa fünf Jahren vergeben. Aus von der Leyens Parteienfamilie EVP hieß es am Nachmittag, dass bei den Verhandlungen auch inhaltliche Fragen, wie die Bekämpfung illegaler Migration, behandelt wurden.

Kanzler Scholz im Verhandlungsteam

Die Grundlage der Einigung, die noch beim EU-Gipfel am Donnerstag und Freitag formell bestätigt werden muss, ist das Ergebnis der Europawahl vor etwas mehr als zwei Wochen. Das Mitte-Rechts-Bündnis EVP mit der CDU-Politikerin Ursula von der Leyen als Spitzenkandidatin erzielte das beste Ergebnis. Die Sozialdemokraten (S&D) landeten auf Platz zwei, gefolgt von den Liberalen (Renew).

Für die EVP führten der polnische Ministerpräsident Donald Tusk und der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis die Verhandlungen, für die Sozialdemokraten Bundeskanzler Olaf Scholz und der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez. Die Liberalen wurden von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und dem scheidenden niederländischen Ministerpräsidenten Mark Rutte vertreten.

Von der Leyen soll am Tisch der Mächtigen bleiben

Die Präsidentschaft der EU-Kommission gilt als die wichtigste Position, die nach der Europawahl neu zu besetzen ist. Dem Amtsinhaber oder der Amtsinhaberin sind rund 32.000 Mitarbeiter unterstellt, die unter anderem neue EU-Gesetze vorschlagen und die Einhaltung der Europäischen Verträge überwachen. Die Kommissionspräsidentin repräsentiert die EU bei internationalen Gipfeltreffen wie G7 oder G20.

Das US-Magazin "Forbes" kürte von der Leyen daher kürzlich zur "mächtigsten Frau der Welt". Die ehemalige Bundesministerin für Verteidigung (2013-2019), Arbeit und Soziales (2009-2013) sowie für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2005-2009) kam nach der Europawahl 2019 ins Amt, nachdem die Staats- und Regierungschefs sich damals nicht auf den EVP-Spitzenkandidaten Manfred Weber (CSU) einigen konnten.

Europaparlament bleibt als Hürde

Nach der zu erwartenden Nominierung von der Leyen beim EU-Gipfel muss sie noch vom Europäischen Parlament bestätigt werden. In den kommenden Wochen wird die Deutsche bei den Abgeordneten um Unterstützung werben. Die Abstimmung, die frühestens in der dritten Juli-Woche stattfindet, gilt als größte Hürde auf dem Weg zu einer zweiten Amtszeit. Der Grund ist die geheime Abstimmung, bei der von der Leyen viele Kritiker im Parlament hat. Bei ihrer Wahl 2019 erhielt sie nur neun Stimmen mehr als notwendig.

Von der Leyen hatte bereits direkt nach der Europawahl angekündigt, die informelle Zusammenarbeit mit Sozialdemokraten und Liberalen fortsetzen zu wollen. Dieses Dreier-Bündnis hätte im Parlament eine komfortable Mehrheit von etwa 400 der 720 Stimmen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Chatkontrolle: EU-Staaten setzen auf freiwillige Maßnahmen statt Pflichtkontrollen
26.11.2025

Die EU ringt seit Jahren darum, wie digitale Kommunikation geschützt und zugleich besser überwacht werden kann. Doch wie weit sollen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schwarz Group plant Lidl-Rechenzentrum: Milliardenprojekt für Deutschlands KI-Infrastruktur
26.11.2025

Die Großinvestition der Schwarz Group verdeutlicht den wachsenden Wettbewerb um digitale Infrastruktur in Europa. Doch welche Bedingungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Jobs wandern nach Südamerika: Faber-Castell will 130 Stellen in Deutschland streichen
26.11.2025

Hohe Kosten und eine schwache Nachfrage: Der fränkische Schreibwarenhersteller will Fertigung nach Südamerika verlagern und dafür...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Covestro-Überrnahme genehmigt: Abu Dhabi wird vom Ölreich zum Chemieriesen
26.11.2025

In Abu Dhabi gilt die Chemieindustrie als Zukunftsmodell. Zentraler Baustein der Vision: Die Übernahme des Leverkusener...

DWN
Politik
Politik Nach AfD-Einladung: Deutsche Bank kündigt "Familienunternehmer" den Mietvertrag
26.11.2025

Der Verband „Die Familienunternehmer“ lädt einen AfD-Politiker ein. Daraufhin beendet die Deutsche Bank einen Mietvertrag. Der Verband...

DWN
Politik
Politik Brandmauer-Debatte: Erster Wirtschaftsverband offen für Gespräche mit AfD - Rossmann verlässt Familienunternehmer
26.11.2025

Die Brandmauer-Debatte hat die Wirtschaft erreicht: Der Verband der Familienunternehmer will sich für Gespräche mit der AfD öffnen, um...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mut statt Stillstand: Warum Deutschland beim Digitalpakt 2030 liefern muss
26.11.2025

Zwanzig Jahre Digitalpolitik und Milliarden Euro an Fördermitteln später ist Deutschland immer noch digitalen Anfänger. Verantwortung...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Wirtschaft kritisiert Bundesregierung: Unternehmen bewerten aktuelle Politik überwiegend schlecht
26.11.2025

Eine Erhebung des BDA zeigt: Die Wirtschaft in Deutschland ist mehr als unzufrieden mit der aktuellen Regierung. Drei Viertel der deutschen...