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Umfrage der Landesbank Baden-Württemberg: Lieferkettengesetz belastet Mittelständler stark

Lesezeit: 1 min
26.06.2024 13:09  Aktualisiert: 26.06.2024 13:09
Eine neue Umfrage zeigt: Fast drei Viertel der deutschen Mittelständler sind vom Lieferkettengesetz betroffen. KMU kämpfen mit Bürokratie und steigenden Anforderungen. Welche Herausforderungen und Chancen bringt das neue Gesetz?

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Eine neue Umfrage der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) zeigt, dass fast drei Viertel der deutschen Mittelständler vom Lieferkettengesetz betroffen sind. „Fast drei Viertel der befragten Unternehmen sehen sich direkt oder indirekt vom deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz betroffen“, erklärte Mittelstands-Analyst Andreas da Graça bei der Vorstellung der aktuellen Unternehmensbefragung Mittelstandsradar 2024.

Obwohl kleine und mittlere Unternehmen (KMU) theoretisch von der Berichtspflicht befreit sind, müssen sie oft umfassende Berichte liefern, wenn ihre berichtspflichtigen Geschäftspartner dies verlangen. „Inzwischen benennt der Mittelstand fast unisono die überregulierenden Behörden als Hauptbelastungsfaktor“, so da Graça. Wenn KMU nicht kooperieren, könnten sie laut Umfrage Aufträge verlieren.

Bis 2029 müssen immer mehr Unternehmen umfassende Sorgfaltspflichten erfüllen, die sowohl Menschenrechte als auch Umweltstandards berücksichtigen. „Das ist allerdings nicht nur ein Sieg für die Menschenrechte, sondern auch ein Sieg für die Bürokratie“, sagt da Graça. Unternehmen müssen nachweisen, dass ihre Produkte keine Kinderarbeit oder Umweltschäden verursachen.

Großunternehmen und ihre Anforderungen

Großunternehmen fordern laut LBBW-Umfrage von ihren kleineren Partnern detaillierte Risikoanalysen und Präventionsmaßnahmen. „Beim Mittelstandsradar 2024 hielten sich nur ein Viertel der befragten Unternehmen direkt vom Lieferkettengesetz betroffen. Aber 43 Prozent sahen sich wegen geschäftlicher Verflechtungen indirekt konfrontiert.“

Viele Unternehmen meiden der Umfrage zufolge bereits jetzt risikoreiche Zulieferer. „Da den Ergebnissen zufolge die Attraktivität von Zulieferern aus dem Ausland sinkt, könnte dies ein schlechtes Signal für die angestrebte Diversifizierung von Lieferketten und Handelsbeziehungen sein“, betont da Graça. 29 Prozent der Unternehmen planen, sich aus risikoreichen Ländern zurückzuziehen.

Die Bürokratie ist inzwischen der größte Belastungsfaktor für den deutschen Mittelstand, wie die Umfrage feststellt. „Der hohe bürokratische Aufwand wird von 84 Prozent der Unternehmen als Hauptbelastungsfaktor eingestuft“, so die LBBW-Umfrage. Auch die hohen regulatorischen Anforderungen und der Fachkräftemangel sind große Herausforderungen.

Die Ergebnisse zeigen, wie stark die Bürokratie den Mittelstand belastet und welche Maßnahmen notwendig wären, um die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland zu verbessern.

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Zum Autor:

Farhad Salmanian arbeitet bei den DWN als Online-Redakteur. Er widmet sich den Ressorts Politik und Wirtschaft Deutschlands sowie der EU. Er war bereits unter anderem für die Sender BBC und Radio Free Europe tätig und bringt mehrsprachige Rundfunkexpertise sowie vertiefte Kenntnisse in Analyse, Medienbeobachtung und Recherche mit.


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