Technologie

Vision Weltraumbahnhof - Studenten entwickeln Rakete "Aquila Maris"

Es ist der Probelauf für eine Zukunftsvision: ein deutscher Weltraumbahnhof auf dem Wasser. Längst sollte es losgehen - doch plötzlich gibt es neue Hürden.
16.07.2024 05:31
Lesezeit: 2 min
Vision Weltraumbahnhof - Studenten entwickeln Rakete "Aquila Maris"
Die Studenten Lukas Freiheit (links) und Johann Schepke vom Space Team Aachen zeigen einen aufblasbaren Schwimmkörper, der ihre Rakete nach der Landung im Meer über Wasser halten soll (Foto: dpa). Foto: Henning Kaiser

Vision Weltraumbahnhof - Studenten entwickeln Rakete

Eigentlich sollte die rot-weiß gestreifte Rakete bereits von der Nordsee aus starten, nun lagert sie in einer alten Industriehalle in Aachen. Studenten haben den 3,60 Meter langen Flugkörper namens "Aquila Maris" (Adler des Meeres) konstruiert und gebaut. Diesen Sommer sollte es hoch hinausgehen - kurzfristig wurde der Start verschoben. "Wir sind alle ziemlich enttäuscht", kommentiert Teamleiter Lukas Freiheit die Absage.

22 Studenten der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) und der Fachhochschule Aachen bilden das Team "Aquila Maris". Sie haben eine von mehreren Raketen für das Konsortium German Offshore Spaceport Alliance (Gosa) gebaut, dem mehrere Bremer Firmen angehören. Die Vision von Gosa: ein Weltraumbahnhof auf dem Wasser. Dann hätte Deutschland einen eigenen Zugang zum All.

Deutschland soll keinen Weltraumbahnhof wie Cape Canaveral in den USA oder Baikonur in Kasachstan bekommen. Geplant ist eine schwimmende Startplattform, ein Spezialschiff mit Startrampe. Heimathafen des Schiffs soll Bremerhaven sein. Künftig sollen europäische Microlauncher - das sind Mini-Raketen - von der schwimmenden Plattform aus starten und Satelliten in den Weltraum transportieren. Der Startpunkt befindet sich im sogenannten Entenschnabel der Ausschließlichen Deutschen Wirtschaftszone, in der Deutschland noch bestimmte Hoheitsrechte hat.

Die Initiative für das Vorhaben startete der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) bei seinem ersten Weltraumkongress vor mehr als vier Jahren. In einer Erklärung damals hieß es, die zunehmende Kommerzialisierung der Raumfahrt, New Space genannt, sei eine große Chance auch für Deutschland.

Bevor es so weit ist, muss erst mal ausprobiert werden. Die Testphase wurde schon mehrfach verschoben, diesen Sommer sollte es endlich losgehen. Ende Juni dann die Hiobsbotschaft: Der Raketenstart von einer mobilen Plattform in der Nordsee muss abermals verschoben werden. An der Technik hapere es nicht, versicherte eine Sprecherin des beteiligten Bremer Raumfahrtunternehmens OHB. Vielmehr fehlten noch Unterlagen von den Behörden. Erst für nächstes Jahr ist ein neuer Versuch geplant.

Angedacht ist zunächst eine sogenannte suborbitale Demo-Mission. Suborbital bedeutet, dass die Erdumlaufbahn nicht erreicht wird. Die Studenten-Rakete sollte bei dem Probeflug beispielsweise mit zweifacher Schallgeschwindigkeit von einem Schiff aus starten, zehn Kilometer hoch fliegen und anschließend im Meer landen. Schwimmflügel sollten den Flugkörper vor dem Versinken bewahren und ein GPS-Signal das Wiederfinden ermöglichen. So zumindest der ursprüngliche Plan.

"Es ist total blöd, nach einem Jahr Arbeit mit 20 Leuten die fertige Rakete nicht zu starten", beschreibt Freiheit den Gemütszustand der jungen Raketenbauer. Gemeinsam mit seinem Kommilitonen Johann Schepke hat er die Leitung inne. Ihr Team ist Teil eines 2019 von Studenten gegründeten Vereins, der schon mehrere Raketen gebaut hat.

Der Flugkörper könne nur im Sommer von der See aus starten, in der kalten Jahreszeit sei das Meer zu rau, erklärt Freiheit. Ob das Team im kommenden Jahr noch mal mitmacht, ist bisher unklar. Das Studium lief für die Raketenbauer zeitweise nur nebenbei. Sie arbeiten eigenständig, ohne Professoren.

Sie wollten die studentische Freiheit nutzen, um Dinge auszuprobieren und Erfahrungen zu sammeln, sagt Lukas Freiheit. "Bei uns geht das viel einfacher und mit viel weniger Druck als später im Job." Nun werde das Team erst einmal "Klausuren schreiben und den Sommer genießen".

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnungsmangel: Deutschland fehlen 550.000 Wohnungen
05.02.2025

Eine neue Analyse belegt ein massives Wohnungsdefizit in Deutschland: 550.000 Wohnungen fehlen bundesweit. Die Politik zeigt sich vor der...

DWN
Panorama
Panorama Elf Tote in Schweden: Was ist passiert?
05.02.2025

Nach einer Schießerei an einer Erwachsenenbildungseinrichtung in Schweden bleiben viele Fragen offen. Mindestens elf Menschen starben,...

DWN
Politik
Politik Grönland wählt am 11. März - und verbietet ausländische Spenden an Politik
05.02.2025

Aus Angst vor Wahlmanipulation und angesichts geopolitischer Begehrlichkeiten greift Grönland durch: Ausländische und anonyme Spenden an...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft US-Strafzölle: Wie die deutsche Wirtschaftsleistung massiv bedroht wird
05.02.2025

US-Strafzölle auf Importe aus Kanada, Mexiko und China könnten gravierende Folgen für die deutsche Wirtschaft haben. Experten des...

DWN
Panorama
Panorama Russischer Geheimdienst hinter Auto-Sabotagen vermutet
05.02.2025

Eine Serie von Sabotageakten gegen Autos sorgt für Unruhe in Deutschland. Die Polizei vermutet dahinter einen russischen Geheimdienst, der...

DWN
Technologie
Technologie Shein und Temu im Visier der EU-Kommission
05.02.2025

Die EU-Kommission will gegen den massenhaften Import billiger Produkte von Plattformen wie Shein und Temu vorgehen. Im Fokus stehen...

DWN
Politik
Politik Mehrheit bei Migrationsvotum durch AfD: Für mehr als die Hälfte der Deutschen kein Problem
05.02.2025

Bei den Demonstrationen gegen Merz und die AfD war viel Empörung zu spüren. Doch diese Proteste spiegeln nur die Meinung einer – wenn...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rüstungskonzern KNDS übernimmt Alstom-Werk in Görlitz und sichert Arbeitsplätze
05.02.2025

Der Rüstungskonzern KNDS übernimmt das Alstom-Werk in Görlitz. In einer feierlichen Zeremonie unterzeichneten die Unternehmen eine...