Unternehmen

Fachkräftemangel in Ingenieurberufen: Frauen und Zuwanderer sollen Lücke schließen

Lesezeit: 2 min
14.08.2024 17:00
Massiver Fachkräftemangel in den Ingenieur- und Informatikberufen: Jährlicher Wertschöpfungsverlust liegt bei bis zu 13 Milliarden Euro. Um den Fachkräftemangel zu bekämpfen, will der VDI noch mehr Ingenieure mit ausländischem Pass gewinnen. Dafür plant der Verband ein Projekt zur besseren Eingliederung.
Fachkräftemangel in Ingenieurberufen: Frauen und Zuwanderer sollen Lücke schließen
Massiver Fachkräftemangel in den Ingenieur- und Informatikberufen: Jährlicher Wertschöpfungsverlust liegt bei bis zu 13 Milliarden Euro laut VDI. (Foto: dpa)
Foto: Patrick Pleul

Benachrichtigung über neue Artikel:  

Ingenieure aus dem Ausland stabilisieren aus Sicht des Ingenieurverbands VDI den Arbeitsmarkt in Deutschland. Zuwanderung habe in den vergangenen Jahren erheblich zur Fachkräftesicherung in den Ingenieur- und Informatikberufen beigetragen, erklärte der Verein Deutscher Ingenieure in Düsseldorf. „Um die Fachkräftelücke zu schließen, sind auch ausländische Ingenieurinnen und Ingenieure unerlässlich“, so VDI-Direktor Adrian Willig.

Von Ende 2012 bis September 2023 sei die absolute Zahl der ausländischen Beschäftigten in Ingenieurberufen von gut 46.000 auf knapp 115.000 gestiegen. Der Anteil ausländischer Ingenieurbeschäftigter sei in diesem Zeitraum von 6 auf 11 Prozent angewachsen. Die meisten von ihnen seien aus Indien, der Türkei, Italien, China, Frankreich und Spanien gekommen.

VDI beklagt anhaltend starken Fachkräftemangel

Der Verband beklagte dennoch bei der Vorlage des jüngsten Ingenieurmonitors insgesamt einen weiterhin starken Fachkräftemangel in den Ingenieurberufen. So sei die Gesamtzahl an offenen Stellen in Ingenieurberufen im ersten Quartal 2024 im Vorjahresvergleich zwar um 15,6 Prozent auf 148.000 gesunken, bleibe aber weiterhin auf hohem Niveau.

Die größten Engpässe bestünden in den Bereichen Energie-/Elektrotechnik, Bau/Vermessung/Gebäudetechnik und Architektur, Maschinen- und Fahrzeugtechnik sowie Informatik.

Die Fachkräftelücke in den Ingenieur- und Informatikberufen führe nach einer Erhebung des Instituts der deutschen Wirtschaft zu einem jährlichen Wertschöpfungsverlust von etwa 9 bis 13 Milliarden Euro, unterstrich der Verband.

Verband will junge Leute begeistern

„Wir brauchen eine breite Palette an Maßnahmen, um junge Menschen in Deutschland für Technik und Wissenschaft zu begeistern“, sagte VDI-Direktor Adrian Willig. Um die Fachkräftelücke zu schließen, seien auch viel mehr Frauen im Ingenieurberuf wichtig.

Für die Gewinnung ausländischer Ingenieurinnen und Ingenieure müsse man den deutschen Standort noch attraktiver machen, etwa durch Bürokratieabbau.

Meisten Ingenieure in Süd- und Ostdeutschland

Die höchsten Anteile ausländischer Beschäftigter in Ingenieurberufen finden sich in Bayern, Hessen, Thüringen, Brandenburg und Berlin. „Vor allem im forschungs- und patentstarken Großraum München hat sich die Zuwanderung als wichtiger Faktor für die Fachkräftesicherung erwiesen“, sagt Plünnecke. „Hier arbeiten mit 11.681 Personen die meisten ausländischen Ingenieurinnen und Ingenieure – und damit mehr als in ganz Hessen und fast doppelt so viele wie Niedersachsen.“ Insgesamt haben im Landkreis München 23,7 Prozent der in Ingenieurberufen Beschäftigten eine ausländische Staatsangehörigkeit, Starnberg verzeichnet den bundesweit höchsten Wert von 29,3 Prozent.

Auch in anderen Regionen ist der Anteil ausländischer Beschäftigter hoch: Der Ilm-Kreis in Thüringen kommt auf 25,1 Prozent, der Main-Taunus-Kreis auf 23,4 Prozent und die Region um Frankfurt an der Oder auf 22,8 Prozent. Unter den zwölf Kreisen/Städten mit den höchsten Anteilen von ausländischen Staatsangehörigen an der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung in Ingenieurberufen sind sechs in Bayern, drei in Hessen und je einer in Thüringen, Brandenburg und Berlin.

VDI-Xpand Projekt zur Eingliederung

Um zugewanderte Fachkräfte bei der Integration in Arbeitswelt und Gesellschaft zu unterstützen, hat der VDI das Projekt VDI-Xpand initiiert. „Wir brauchen qualifizierte Fachkräfte, es kommen Menschen, die wir in die Arbeitswelt, aber auch in die Gesellschaft integrieren müssen. Der VDI mit seinen regionalen Strukturen bietet beste Voraussetzungen, um Ingenieurinnen und Ingenieure mit Menschen zu vernetzen, die gleiche Interessen haben“, so VDI-Arbeitsmarktexperte und Projektleiter Ingo Rauhut.

Im Zentrum von VDI-Xpand steht ein Mentoring-Programm, mit dem zugewanderten Ingenieurinnen und Ingenieuren ein berufserfahrenes VDI-Mitglied zur Seite gestellt wird. Das überwiegend online durchgeführte Angebot wird ergänzt durch Netzwerkveranstaltungen vor Ort. Der mit Mitteln aus dem bundesweiten Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung“ (IQ) geförderte Ansatz ist 2024 erfolgreich als Pilot in Nordrhein-Westfalen gestartet.

 



 

DWN
Politik
Politik Wider den Hedonismus: Warum Wehrpflicht (und Zivildienst) Deutschland wieder auf Spur bringen
15.01.2025

Als Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), vom russischen Überfall auf die Ukraine richtig geschockt, die Zeitenwende für Deutschland ausrief,...

DWN
Technologie
Technologie Wie ehemalige IT-Nerds der russischen Suchmaschine Yandex den KI-Markt Europas aufmischen
14.01.2025

Russische IT-Nerds bauen in Amsterdam das KI-Unternehmen Nebius auf. Informatiker um den Yandex-Suchmaschinen-Gründer Arkadi Wolosch...

DWN
Finanzen
Finanzen Bafin-Kontenvergleich: Alle Girokonten in Deutschland im Überblick
14.01.2025

Die Finanzaufsicht Bafin bringt Transparenz in den Kontomarkt: Mit dem neuen Bafin Kontenvergleich können Verbraucher alle Girokonten in...

DWN
Politik
Politik Russischer Außenminister Lawrow: "USA wollen nach Nord-Stream Gaspipeline TurkStream zerstören"
14.01.2025

Russlands Außenminister Lawrow beschuldigt die USA, mit ukrainischen Drohnenangriffen die Gasleitung TurkStream lahmlegen zu wollen....

DWN
Politik
Politik CDU-Heizungsgesetz: Wie die Union das Heizungsgesetz abschaffen will - und warum das schlecht wäre
14.01.2025

Das Habecksche Heizungsgesetz, offiziell Gebäudeenergiegesetz (GEG), gilt seit Januar 2024. Die CDU plant, das GEG bei einer möglichen...

DWN
Politik
Politik Weitere Ukraine-Hilfe? Pistorius zu Besuch in Kiew spricht sich dafür aus
14.01.2025

Ukraine-Hilfe 2025: Verteidigungsminister Boris Pistorius bleibt optimistisch, was die Fortsetzung der Unterstützung für die Ukraine...

DWN
Politik
Politik NATO-Gipfel: Schutz für Ostsee-Infrastruktur geplant
14.01.2025

Nato schützt sich künftig besser vor Sabotageakten gegen wichtige Infrastruktur wie Kabel und Pipelines. Deutschland steuert mit...

DWN
Panorama
Panorama Stasi-Akten sichern: Der historische Moment der Besetzung der Stasi-Zentrale
14.01.2025

Am 15. Januar 1990 stürmte das Volk die Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg und sicherte wertvolle Stasi-Akten für die spätere...