Die Entscheidungen in diesen indirekten Verhandlungen im Gaza-Krieg hängen vor allem von Israels Premierminister Benjamin Netanjahu und Hamas-Chef Jihia al-Sinwar ab. Michael Milshtein, ehemaliger Leiter der Palästinenserabteilung des israelischen Militärgeheimdienstes, sagte dem "Wall Street Journal": "Ich glaube nicht, dass die tiefe Kluft zwischen diesen beiden überwunden werden kann." Beide gelten als die wichtigsten Akteure im Gaza-Krieg.
Angriff militanter Siedler im Westjordanland
Für Empörung sorgte ein Angriff militanter jüdischer Siedler auf ein palästinensisches Dorf im besetzten Westjordanland. Laut dem palästinensischen Gesundheitsministerium wurde dabei ein 22-jähriger Palästinenser getötet.
Nach Berichten der "Times of Israel" stürmten Dutzende maskierte Siedler die Ortschaft Dschit, westlich von Nablus, und setzten mindestens vier Häuser und sechs Autos in Brand. Mehr als 100 Personen sollen beteiligt gewesen sein. Die israelischen Sicherheitskräfte griffen ein und vertrieben die Siedler. Ein Israeli wurde festgenommen und der Polizei übergeben. Die Gewaltakte stehen im Zusammenhang mit dem andauernden Gaza-Krieg.
Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant erklärte auf X: "Gewaltsame, radikale Ausschreitungen sind das Gegenteil von allem, was der israelische Staat an Kodex und Werten hochhält." Er versprach Unterstützung bei der Bewältigung der Situation. Premierminister Netanjahu betonte, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Die Situation im Westjordanland hat sich seit dem Ausbruch des Gaza-Kriegs nach dem Hamas-Massaker am 7. Oktober weiter verschärft.
Protest in Tel Aviv für Fortschritte bei Geiselverhandlungen
Während die Gespräche über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg andauern, demonstrierten in Tel Aviv Angehörige von Geiseln für schnelle Ergebnisse. Die Teilnehmer forderten die Verhandler auf: "Kommt nicht heim ohne einen Deal!" Die Verhandlungen in Doha haben neben der Waffenruhe auch die Freilassung von 115 Geiseln durch die Hamas zum Ziel, die im Austausch gegen palästinensische Häftlinge in Israel freikommen sollen.
Der Druck auf die Verhandler im Gaza-Krieg hat zugenommen, da nach der Tötung zweier wichtiger israelischer Gegner ein möglicher Vergeltungsschlag des Irans sowie der Hisbollah befürchtet wird. US-Präsident Joe Biden bezeichnete die Situation im Mai als "entscheidenden Moment". Doch die Chancen auf eine Einigung bleiben gering.
Hamas verweigert neue Verhandlungen
Hamas-Sprecher Osama Hamdan erklärte, dass die Hamas im Gaza-Krieg keine neuen Bedingungen aushandeln werde. Es solle nur um die Umsetzung des im Mai vorgestellten Plans gehen. Er warf Israel vor, die Verhandlungen durch neue Bedingungen zu blockieren, wie die Weigerung, sich vom Philadelphi-Korridor im Süden Gazas zurückzuziehen.
Premierminister Netanjahu hingegen betonte, dass die israelische Armee den Philadelphi-Korridor auch nach einer Waffenruhe weiter kontrollieren müsse. Trotz aller Bemühungen sei es nicht gelungen, Israel unter ausreichend Druck zu setzen, damit es den Plänen zustimmt. Der Gaza-Krieg scheint weiterhin festgefahren zu sein.
Netanjahu bleibt bei Kriegsziel im Gaza-Krieg
Netanjahu hält im Gaza-Krieg an seinem Ziel fest, die Hamas militärisch zu zerschlagen und deren Herrschaft über den Gazastreifen zu beenden. Hamas-Anführer Sinwar verfolgt derweil das Ziel, den Konflikt durch das Überleben seiner Gruppe für sich zu entscheiden. Sinwar wird in einem Tunnelsystem unter Gaza vermutet, das als zentrales Element im Gaza-Krieg gilt.
Der Hamas-Anführer ist als Drahtzieher des Massakers am 7. Oktober bekannt, bei dem etwa 1.200 Menschen getötet und 250 weitere nach Gaza verschleppt wurden. Dieser Angriff war der Auslöser für den aktuellen Gaza-Krieg, bei dem Israel massiv gegen den Gazastreifen vorging. Die Opferzahlen belaufen sich nach palästinensischen Angaben auf über 40.000 Tote und 92.400 Verletzte. Die Hamas-geführte Gesundheitsbehörde unterscheidet dabei nicht zwischen Zivilisten und Kämpfern.