Technologie

TSMC-Chipfabrik in Dresden: Spatenstich für neues Werk - "Begeisterung auf allen Seiten"

Mit einem feierlichen Spatenstich begann der Bau der ersten TSMC-Chipfabrik des taiwanesischen Halbleitergiganten TSMC in Europa. "Der weltweit größte Chipproduzent kommt nach Europa und kooperiert mit drei führenden europäischen Unternehmen", erklärte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bei der Veranstaltung in Dresden.
20.08.2024 17:45
Lesezeit: 2 min
TSMC-Chipfabrik in Dresden: Spatenstich für neues Werk - "Begeisterung auf allen Seiten"
Fahnen mit dem Logo von ESMC wehen anlässlich eines symbolischen Spatenstichs auf dem künftigen Gelände einer Chipfabrik in Dresden (Foto: dpa). Foto: Sebastian Kahnert

Das Großprojekt, das über zehn Milliarden Euro kostet, ist ein Gemeinschaftswerk von TSMC und den bereits in Dresden ansässigen Unternehmen Bosch, Infineon und NXP Semiconductor. TSMC wird 70 Prozent der Anteile halten, die Partner je zehn Prozent. Die neue TSMC-Chipfabrik firmiert unter dem Namen European Semiconductor Manufacturing Company (ESMC) und ist ein wichtiger Bestandteil des Europäischen Chip-Gesetzes (Chips Act), das auf die Etablierung einer fortschrittlichen und nachhaltigen Halbleiterproduktion in Europa abzielt.

Milliardenförderung vom Bund

Das Bundeswirtschaftsministerium plant, das Vorhaben mit fünf Milliarden Euro zu unterstützen. Am Dienstag gab Brüssel nach einer Prüfung der Vorschriften grünes Licht. Die neue TSMC-Chipfabrik erfüllt als erstes Projekt in Europa im Rahmen des Chips-Act die Kriterien für staatliche Förderungen, betonte von der Leyen. Sie habe daher die Genehmigung erteilt.

"Mit der Förderung der Halbleiterindustrie stärken wir nicht nur die Branche selbst", sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Rund um neue Werke entstehen Netzwerke aus Forschung, Entwicklung, Start-ups und Zulieferern.

Mit der neuen TSMC-Chipfabrik in Dresden will TSMC den Bedarf der europäischen Automobil- und Industriesektoren decken, sagte TSMC-Chef C. C. Wei. "Mit dieser hochmodernen TSMC-Chipfabrik werden wir innovative Fertigungsmethoden näher zu unseren europäischen Kunden und Partnern bringen."

Die Vorteile werden weit über Dresden und Sachsen hinaus spürbar sein, so von der Leyen. Die europäische Industrie profitiert von zuverlässigeren Lieferketten und neuen Produkten, die auf ihre Anforderungen zugeschnitten sind. "In einer Zeit wachsender geopolitischer Spannungen wird TSMC auch von der geographischen Diversifizierung nach Europa profitieren", betonte von der Leyen.

Scholz lobt die Ansiedlung

"Wir sind begeistert, dass ein globaler Schlüsselakteur der Halbleiterindustrie hier bei uns einen Standort eröffnet", sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei der Zeremonie. Er wies auf die wichtige Rolle von Halbleitern für den Weg zur Klimaneutralität hin, die nur mit Windkraft, Photovoltaik und klimaneutraler Mobilität zu erreichen sei. "All diese Bereiche haben eines gemeinsam: Sie benötigen sehr viele Halbleiter", sagte er. In einem Elektroauto stecken heute doppelt so viele Chips wie in einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) bezeichnete den Tag als bedeutsam. "Dresden ist der beste Standort für Mikroelektronik in Europa", sagte er. "Silicon Saxony steht für Zukunftstechnologie, Wirtschaftspolitik und Wissenschaftspolitik, die über viele Jahre kontinuierlich an einem Ziel gearbeitet hat, gemeinsam mit Partnern", fügte er mit Blick auf Bosch, Globalfoundries und Infineon hinzu. Kretschmer dankte Scholz für seinen persönlichen Einsatz bei der Ansiedlung von TSMC.

Gewerkschaft fordert Tarifbindung für Beschäftigte

IG-Metall-Vorsitzende Christiane Benner begrüßte die Investition. Mit TSMC und dem ESMC-Projekt komme ein großer Schritt industrieller Zukunft und Unabhängigkeit nach Deutschland. "Dass Steuergelder für die Zukunft investiert werden, ist richtig. Es muss aber auch klar sein, dass nicht nur für das Unternehmen, sondern auch für die Mitarbeitenden die richtigen Bedingungen geschaffen werden, das heißt: Tarifbindung und sichere, gut bezahlte Arbeitsplätze."

Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder bezeichnete den Spatenstich in Dresden als "Meilenstein für den Technologiestandort Deutschland". "Die staatlichen Beihilfen sind gut investiert und schaffen mehr Chancengleichheit im Wettbewerb mit führenden Chip-Standorten in Asien oder den USA", sagte er in einer Mitteilung. Wichtig sei es jedoch auch, andere Bereiche der Branche, wie das Chip- und Anwendungsdesign, zu fördern. Außerdem müsse man genügend Fachkräfte vor Ort haben, dafür müsse Deutschland als Lebensmittelpunkt attraktiver werden.

Die Produktion in der neuen TSMC-Chipfabrik soll 2027 beginnen. Schwerpunkte sind Chips für die Autoindustrie. Mit der ersten TSMC-Chipfabrik in Europa werden 2.000 Arbeitsplätze geschaffen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Immobilien
Immobilien Crowdinvesting in Immobilien: Hohe Risiken, hohe Renditen?
20.05.2025

Immobilien sind, trotz fallender Preise seit 2023, weiterhin attraktive Kapitalanlagen. Wer in Immobilien investieren möchte, aber nicht...

DWN
Technologie
Technologie SFC Energy-Aktie bricht nach Quartalszahlen ein – wie geht es weiter?
20.05.2025

Die SFC Energy-Aktie rutscht trotz ambitionierter Jahresziele tief ins Minus. Was steckt hinter dem Rückschlag – und wie sollten Anleger...

DWN
Politik
Politik Hybride Kriegsführung auf See – Provokation durch russische Schattenflotte?
20.05.2025

Russische Schattenflotten operieren unter dem Radar – bis ein Kampfjet über Estland auftaucht. Litauens NATO-Botschafter fordert jetzt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neue Perspektiven für KMU: EU und Großbritannien planen Handel und Stromkooperation
20.05.2025

Die geplante Annäherung zwischen EU und Großbritannien bietet dem deutschen Mittelstand konkrete Perspektiven – vor allem beim...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX aktuell: Deutscher Aktienindex knackt erstmals 24.000 Punkte – Anleger hoffen auf Entspannung
20.05.2025

Trotz globaler Unsicherheiten und wirtschaftlicher Schwäche in Deutschland hat der Dax ein historisches Hoch erreicht: Erstmals überstieg...

DWN
Politik
Politik Festnahme nach Messerangriff in Bielefeld: Tatverdächtiger in Heiligenhaus gefasst
20.05.2025

Nach einem Angriff auf fünf Menschen in Bielefeld konnte die Polizei den mutmaßlichen Täter stellen. Der 35-jährige Syrer wurde am...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Steigende Arbeitslosigkeit: Wirtschaftskrise treibt Arbeitslosenquote auf historisches Hoch
20.05.2025

Schon im Sommer droht eine neue Welle der Massenarbeitslosigkeit in Deutschland. Es wird der höchste Anstieg seit 15 Jahren erwartet: Eine...

DWN
Politik
Politik Nach Telefonat mit Putin: Trump bringt Friedensgespräche im Vatikan ins Spiel
19.05.2025

Donald Trump plant überraschend Gespräche zwischen Russland und der Ukraine im Vatikan. Kommt es jetzt zum Durchbruch im Ukraine-Krieg...