Wirtschaft

Flexible Arbeitszeiten: Sind Vollzeitjobs ein Auslaufmodell?

Eine repräsentative Befragung der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass nur noch eine Minderheit eine Stelle mit festen Arbeitszeiten favorisiert. Sind Vollzeitjobs endgültig aus der Mode gekommen?
07.09.2024 15:07
Lesezeit: 2 min

Nur eine Minderheit in Deutschland bevorzugt einer neuen Umfrage zufolge eine Stelle mit festen Arbeitszeiten. Hingegen sind flexible Arbeitszeiten besonders gefragt, wie aus einer repräsentativen Online-Befragung von gut 2.500 Männern und Frauen im Auftrag der Bertelsmann Stiftung hervorgeht. Nur etwa 25 Prozent der Frauen und 29 Prozent der Männer würden eine Stelle mit starren Arbeitszeiten wählen, hieß es in Gütersloh. Für die Befragung sollten die Männer und Frauen im Alter von 18 bis 65 Jahren anhand von fiktiven Stellenanzeigen deren Attraktivität beurteilen.

Fast die Hälfte der Frauen hat einen Teilzeitjob

Frauen seien zwar auf den ersten Blick mit einer Erwerbstätigenquote von fast 78 Prozent gut in den Arbeitsmarkt integriert. Fast die Hälfte (48 Prozent) arbeite aber in Teilzeit. Die Befragung ergab nun aber, dass etwa die Hälfte der Frauen Stellen bevorzugen, die sie wahlweise in Vollzeit oder in Teilzeit ausüben können. Klassische Teilzeitstellen seien für viele nicht attraktiv: Frauen mit jüngeren Kindern befürworteten demnach nur zu gut 38 Prozent Teilzeit, bei kinderlosen Frauen und Müttern mit älteren Kindern seien das sogar nur knapp 30 Prozent. „Reine Teilzeit ist ganz offensichtlich keine Präferenz, auch nicht bei Müttern“, bilanzierte die Stiftung.

Aktuell könnten noch immer viele Mütter auch „aufgrund stereotypischer Aufgabenverteilung in der Partnerschaft“ beim beruflichen Wiedereinstieg nur in Teilzeit arbeiten. „Wenn sie ihre Arbeitszeit nicht flexibel aufstocken können, stecken Sie in der Teilzeitfalle fest. Viele bleiben bei einem geringen Stundenumfang, berufliche Karriere brechen ab und Potenziale gehen verloren“, monierte Arbeitsmarktexpertin Luisa Kunz.

Viele Männer mit jungen Kindern wollen keine Vollzeitstelle

Sind jüngere Kinder im Haushalt, sagen lediglich rund 38 Prozent der Männer, dass sie in Vollzeit arbeiten möchten. Das belege, dass Paare heutzutage Erwerbs- und Sorgearbeit anders aufteilen wollten. Arbeitszeiten sollten flexibler an ihre Bedürfnisse angepasst werden, mahnte die Stiftung. Sowohl bei Männern als auch Frauen sei sehr viel Sympathie für vollständig flexible Arbeitszeiten ohne feste Kernzeiten festgestellt worden. Es habe sich zudem gezeigt, dass Familienfreundlichkeit die Stellenangebote attraktiver mache.

Die Arbeits- und Fachkräftesicherung werde in den kommenden Jahrzehnten zu den zentralen arbeitsmarktpolitischen Herausforderungen gehören, unterstrich die Stiftung. Eine stärkere Integration von Frauen in den Arbeitsmarkt, eine Erhöhung ihres Arbeitszeitumfangs sowie eine familienfreundliche Arbeitszeitkultur rückten damit stärker in den Fokus.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeiten nach der Schule: Warum viele keine Ausbildung beginnen
19.07.2025

Schnell Geld verdienen statt jahrelang pauken – das klingt für viele junge Menschen verlockend. Doch wer direkt nach der Schule in den...

DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...