Unternehmen

VW-Chef Blume: Situation kritisch - Vorwürfe wegen Missmanagement

VW-Chef Oliver Blume hat die wirtschaftliche Lage bei Volkswagen als kritisch bezeichnet. Die Lage der Marke VW sei so ernst, dass ein Weiter-so keine Option sei, erklärte Blume in einem Interview mit der "Bild am Sonntag". In Europa sinke die Nachfrage nach Autos, während aggressive Wettbewerber aus Asien stark in den Markt drängen.
09.09.2024 07:17
Lesezeit: 2 min
VW-Chef Blume: Situation kritisch - Vorwürfe wegen Missmanagement
Das VW-Logo leuchtet auf dem Dach des Markenhochhauses im Volkswagen Stammwerk am frühen Morgen hinter einer rot zeigenden Ampel (Foto: dpa). Foto: Moritz Frankenberg

"Der Kuchen ist kleiner geworden und es sitzen mehr Gäste am Tisch", so Blume. Auch die europäische Autoindustrie insgesamt stehe vor einer nie dagewesenen Herausforderung. "Das wirtschaftliche Umfeld hat sich nochmals verschärft, besonders für die Marke VW", erläuterte VW-Chef Blume.

Einen drastischen Stellenabbau werde es dennoch nicht geben: "Wir stehen zu Deutschland als Standort, denn Volkswagen hat Generationen geprägt. Viele unserer Mitarbeiter stammen aus Familien, die schon seit Generationen bei VW arbeiten. Ich will, dass auch ihre Enkel hier noch arbeiten."

Blume betonte zudem die Notwendigkeit von Veränderungen: "Im Namen Volkswagen steckt auch das Wort 'wagen'. Wir müssen wieder mutig sein: Erfolg braucht Mut."

Der größte europäische Automobilkonzern hat angesichts der kritischen Lage angekündigt, den Sparkurs bei der Marke VW weiter zu verschärfen. Auch Werkschließungen in Deutschland und Entlassungen sind nicht mehr ausgeschlossen. Betriebsratschefin Daniela Cavallo zeigte sich empört. Sie sieht das Missmanagement der Unternehmensführung als Hauptursache der Krise. Cavallo nannte die Sparpläne des Vorstands ein "Armutszeugnis" und eine "Bankrotterklärung".

Linke kritisiert jahrelanges Missmanagement

Die Vorsitzende der Linken, Janine Wissler, forderte die VW-Aktionäre zur Rückzahlung von Dividenden auf: "Es ist unfassbar schäbig, dass ein Konzern wie Volkswagen, der letztes Jahr 4,5 Milliarden Euro an seine Aktionäre ausgeschüttet hat, nun behauptet, er könne keine 5 Milliarden Euro auftreiben, um Werksschließungen und Entlassungen zu verhindern", sagte sie der "Rheinischen Post". Sie forderte, dass Großaktionäre wie der Porsche-Piëch-Clan diese 4,5 Milliarden zurückgeben sollten. "Die Belegschaft und der Steuerzahler dürfen nicht die Zeche für das jahrelange Missmanagement zahlen, während Aktionäre profitieren."

Um die Industrie zukunftssicher zu machen, fordert Wissler unter anderem staatliche Weiterbildungsprogramme sowie die Förderung der Produktion von E-Autos, modernen Zügen und Bussen. "Falls nötig, sollten wir auch über Enteignungen und staatliche Beteiligungen nachdenken", fügte sie hinzu.

SPD-Chefin: Keine Bundes-Finanzhilfen

SPD-Vorsitzende Saskia Esken warf der VW-Spitze vor, die Elektromobilität über Jahre hinweg nicht ausreichend vorangetrieben und sich zu stark auf China konzentriert zu haben. Nun setze der chinesische Markt vollständig auf Elektromobilität, doch für VW funktioniere dieser Markt nicht mehr. "Das können wir politisch nicht allein lösen", sagte Esken dem "Handelsblatt".

Finanzielle Unterstützung durch den Bund schloss sie aus: "Im Bundeshaushalt gibt es keine großen Spielräume." Kurzarbeit sei ein mögliches Mittel, um die Probleme bei VW abzufedern. Auch das Modell der Viertage-Woche könne dabei helfen.

CDU-Chef Merz kritisiert Wirtschaftspolitik

CDU-Chef Friedrich Merz sieht VW als Opfer der politischen Ziele seiner staatlichen Anteilseigner. Er kritisierte, dass sich das Unternehmen zu sehr auf Elektromobilität konzentriert habe, obwohl die notwendige Infrastruktur noch fehle und keine günstigen Fahrzeuge im unteren Preissegment angeboten würden. "Die plötzliche Abschaffung der Kaufprämie für E-Autos kurz vor Weihnachten hat das Vertrauen der Verbraucher in E-Autos zusätzlich erschüttert. So darf man keine Wirtschaftspolitik machen, ohne dass es schwere Folgen für eine der wichtigsten Industrien des Landes gibt."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz-Erfinder warnt: „Meine Schöpfung kann uns vernichten“
22.11.2025

Er gilt als einer der „Väter der Künstlichen Intelligenz“ – jetzt warnt Yoshua Bengio vor ihrer zerstörerischen Kraft. Der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zwischen Škoda-Erfolg und Chinas Einfluss: Was die Abhängigkeit für deutsche Autobauer bedeutet
22.11.2025

Elektromobilität ist längst kein Nischenphänomen mehr, sondern prägt zunehmend den europäischen Massenmarkt. Doch wie gelingt es...

DWN
Panorama
Panorama Weihnachtsmarkt-Sicherheit: Was bringen Beton, Kameras und Co. auf Weihnachtsmärkten wirklich?
22.11.2025

Deutsche Weihnachtsmärkte stehen für Atmosphäre, Tradition und Millionen Besucher. Gleichzeitig wächst die Debatte über Schutz,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ticketsteuer sinkt: Flugbranche verspricht mehr Verbindungen – Passagiere bleiben skeptisch
22.11.2025

Die Bundesregierung will den Luftverkehr mit einer Absenkung der Ticketsteuer ab Mitte nächsten Jahres entlasten. Die Flug- und...

DWN
Politik
Politik New York-Wahl: Was Mamdanis Sieg für Europa bedeutet
22.11.2025

Der Sieg eines radikalen Sozialisten in New York, Deutschlands Stillstand und Polens Aufstieg: Ein Kommentar darüber, wie politische und...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto-Crash: Wie Zinsen und KI die Kryptomärkte unter Druck setzen
21.11.2025

Die jüngsten Turbulenzen an den Kryptomärkten stellen Anleger, Unternehmen und Regulierer gleichermaßen auf die Probe. Welche Kräfte...

DWN
Politik
Politik Koalition unter Druck: Bundesrat zwingt Merz-Regierung in den Vermittlungsausschuss
21.11.2025

Die Stimmung in der Koalition mau, der Rentenstreit noch längst nicht ausgestanden – jetzt legt sich auch noch der Bundesrat quer. Er...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Ein Mundscan reicht: Das Healthtech DentalTwin erstellt KI-basierte Modelle für Zahnersatz
21.11.2025

Mithilfe KI-basierter Datengenerierung verlagert das Start-up DentalTwin die Zahnprothetik ins Digitale. Das dürfte nicht nur Praxen und...