Politik

Beamtenboom und Kostenexplosion: Verdoppelung in 10 Jahren

Die Kosten für die Beamten in den Ministerien haben sich in den letzten 10 Jahren fast verdoppelt. Von 2030 bis 2040 sollen die dadurch entstehenden Mehrkosten alleine 11,6 Milliarden Euro betragen. 7000 neue Stellen wurden bereits geschaffen. Wer warum so viele Stellen aufgebaut hat und wie das weitergehen soll.
27.10.2024 06:16
Lesezeit: 3 min
Beamtenboom und Kostenexplosion: Verdoppelung in 10 Jahren
7000 neue Beamtenstellen wurden in den Ministerien geschaffen mit Mehrkosten im zweistelligen Milliardenbereich bis 2040 (Foto: dpa). Foto: Jens Büttner

Die Bürokratie in Deutschland ufert aus und kostet ein Vermögen – 7000 zusätzliche Beamtenstellen wurden seit 2013 im Kanzleramt und den Bundesministerien geschaffen und es ist kein Ende in Sicht. Das ist ein extremer Aufbau, denn in den Jahren vor 2013 lag die Beamtenzahl weitgehend konstant bei 15.000. Mittlerweile sind es also mehr als 22.000, ein sattes Plus von 47 Prozent.

Regulierungswahn durch teure Beamte

Bernd Raffelhüschen, Finanzwissenschaftler der Universität Freiburg, hat eine Studie im Auftrag der Bayerischen Wirtschaftsvereinigung erstellt. Dabei wird nicht nur die gravierende Kostenexplosion aufgedeckt, sondern auch festgestellt, dass durch den Beamtenboom auch ein Vielfaches an Regulierung erzeugt wird. Die Stellen werden nach der Studie nicht für Verwaltungsaufgaben geschaffen, sondern um neue Gesetze und Verordnungen zu schaffen – und das zeigt sich auch in der stetigen Entwicklung des Gesetzesdschungels.

Die Kosten für das Personal in den Ministerien haben sich den Jahren von 2013 bis 2023 verdoppelt. Sie sind dabei um 114 Prozent stärker gestiegen als das Bruttoinlandsprodukt im gleichen Zeitraum. Seit 2013 hat dieser Personalaufbau nach den Ermittlungen in der Studie bereits 3 Milliarden Euro gekostet, bis 2030 sollen weitere 6,3 Milliarden Euro fällig werden und dann bis 2040 nochmals 11,6 Milliarden Euro. Wichtig zu wissen: In diesen Kosten sind die späteren Pensionen für die Beamten noch nicht mal eingerechnet!

Die meisten Stellen wurden dabei im Bereich der Spitzenbeamten, wie Staatssekretäre oder ähnliche Positionen, geschaffen, die dementsprechend verdienen. Auch wurden Sonderstellen, die beispielsweise während der Corona-Zeit im Gesundheitsministerium aufgebaut wurden, hinterher nicht wieder abgebaut. Expandiert sind insbesondere das Wirtschaftsministerium mit 898 neuen Stellen, das Kanzleramt mit 860 und das Auswärtige Amt mit 745 neuen Stellen. Insgesamt kosten die Beamten in den Ministerien den deutschen Steuerzahler heute bereits 67 Milliarden Euro.

Die entsprechenden Stellen werden weitgehend in den für Beamte gültigen Besoldungsgruppen A9 bis A16 vergütet. Das sind Bruttogehälter zwischen 3300 und 7000 Euro, die vielfach durch Zuschläge ergänzt werden. Zwar zahlen auch Beamte Steuern, jedoch leisten sie keine Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung. Sie erhalten eine Pension vom Staat, die natürlich auch der Steuerzahler bezahlt.

Staatsbedienstete erwirtschaften nichts

Der aufgeblähte Staatsapparat verschärft ein weiteres Problem – er erwirtschaftet nichts und produziert enorme Kosten. Bereits 2020 führte Prof. Dr. Eberhard Hamer in seinem Buch „Die Mittelschicht in Krise und Wandel“ aus, dass in Deutschland nur noch ein Drittel der Bevölkerung produktiv arbeitet und somit das Bruttosozialprodukt erwirtschaftet. Dieses Drittel ernährt also die zwei Drittel anderen Bürger, die sich aus Beschäftigten im öffentlichen Dienst, Transferleistungsempfängern, Arbeitslosen, Rentnern und Angehörigen zusammensetzen.

Konkret sagen die Zahlen aus 2020 folgendes:

Es existierten in 2020 28,7 Mio. Erwerbstätige, die für den Markt produktiv tätig waren und 4,1 Mio. Unternehmer. Diese Gruppe finanziert vollständig 6,2 Mio. Bedienstete im öffentlichen Dienst und Transfergeldempfänger, 4,6 Mio. Arbeitslose und 20,2 Mio. Rentner sowie 23 Mio. Angehörige, die kein eigenes Einkommen erwirtschaften. Und die Schere klafft weiter auseinander, denn nicht nur der aufgeblähte Staatsapparat kostet mehr und mehr, auch die Arbeitslosenzahlen steigen, die Kosten für die Migration laufen aus dem Ruder und die Unternehmer werden mit immer neuen Regulierungen in die Knie gezwungen.

Regulierungen zwingen Unternehmen in die Knie

Die Unternehmen in Deutschland leiden unter immer größer werdenden Kosten für die Bürokratie und den vielen neuen Regulierungen, die erst durch den aufgeblähten Staatsapparat geschaffen wurden. Die Umsetzung der alleine im letzten Jahr verabschiedeten Maßnahmen wie dem Wärmeplanungsgesetz, dem Lieferkettengesetz oder den neuen Nachhaltigkeitsberichterstattungen kosten die Unternehmen ein Vermögen.

Weitreichende Maßnahmen notwendig

Wirtschaft und Wissenschaft fordern eine Umkehr des Beamtenbooms und wollen den Staatsapparat in Deutschland wieder auf ein schlankes und kostengünstiges Niveau zurückführen.

Dafür ist aus Expertensicht auf jeden Fall ein Stellenstopp im öffentlichen Dienst notwendig. Neue Stellen sollten nur geschaffen werden, wenn alte Stellen wegfallen. Auch der Umstand, dass viele Beamte in den nächsten Jahren in Rente gehen, könnte eine natürliche Stellenreduzierung fördern.

Ferner könnten Automatisierung und Digitalisierung bei der Bewältigung von Verwaltungsaufgaben dazu genutzt werden, Personal abzubauen. Akuter zusätzlicher Personalbedarf, wie zu Corona-Zeiten, könnte mit befristeten Arbeitsverträgen abgedeckt werden.

Auch wird eine Reformierung des Besoldungssystems bei Beamten vorgeschlagen, die heute nach der Anzahl von Dienstjahren bezahlt werden und nicht nach Leistung. Externe Prüfer sollten zudem die Effizienz in den Ministerien regelmäßig bewerten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Musk gegen Trump: Politische Zweckbeziehung artet in öffentlichen Machtkampf aus – die Tesla-Aktie leidet
06.06.2025

Elon Musk und Donald Trump galten als Zweckbündnis mit Einfluss – doch nun eskaliert der Streit. Was steckt hinter dem Zerwürfnis der...

DWN
Politik
Politik Kim Jong Un stellt sich offen hinter Putin – USA schlagen Alarm
06.06.2025

Nordkorea liefert Soldaten und Waffen an Russland – und Kim Jong Un verspricht Putin bedingungslose Unterstützung im Ukraine-Krieg....

DWN
Finanzen
Finanzen EZB-Leitzinssenkung: Was das für Bauzinsen und Immobilien bedeutet
06.06.2025

Die EZB-Leitzinssenkung hat Folgen für Bauzinsen, Immobilienpreise und Sparer. Welche das sind und ob die EZB damit die Zinswende...

DWN
Politik
Politik Polens künftiger Präsident Nawrocki droht mit Blockade gegen Regierungschef Tusk: Was bedeutet das für Polen?
06.06.2025

Karol Nawrocki stellt sich offen gegen Donald Tusk – und kündigt Widerstand an. Welche Folgen hat das für Polens politische...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: Russland startet schwersten Angriff seit Monaten
06.06.2025

Im Ukraine-Krieg eskaliert die Lage erneut: Russland greift massiv an, Kiew wird erschüttert. Droht nun ein Gegenschlag – oder ist das...

DWN
Politik
Politik Merz bei Trump: Was der USA-Besuch des Bundeskanzlers wirklich brachte
06.06.2025

Der Kanzler trifft den US-Präsidenten in Washington. Freundliche Worte gab es viele – doch was bleibt nach dem Besuch von Merz bei Trump...

DWN
Finanzen
Finanzen Studie: Hohe Kosten für Einführung des digitalen Euro
06.06.2025

Die Einführung des digitalen Euro wird nach einer Studie der Beratungsgesellschaft PwC erhebliche Kosten für europäische Banken...

DWN
Politik
Politik Putins Gaskasse bleibt gefüllt – weil Frankreich und Belgien blockieren
06.06.2025

Während Brüssel russisches Flüssiggas verbieten will, stellen sich ausgerechnet Frankreich und Belgien quer – und sichern damit weiter...