Zunächst einmal: Mit eigener Arbeit, insbesondere als Arbeitnehmer, kann man in der Regel nicht reich werden. Thomas Piketty (Das Kapital) und andere kritisieren dies, aber das ist ein Missverständnis: Löhne und Gehälter sind nicht dafür gedacht, einen reich zu machen. Es wäre gesamtwirtschaftlich absurd, wenn Millionen von Lehrern, Krankenschwestern und Büroangestellten durch ihre Gehälter reich würden. So sehr wir ihnen das gönnen. Löhne und Gehälter sind so bemessen, dass man damit seine Grundbedürfnisse decken kann: Miete, Lebensmittel, eine Waschmaschine, gelegentliche Urlaube und Restaurantbesuche. Reichtum ist nicht das Ziel.
Das zeigt sich auch an den „Reichen-Listen“, die in Magazinen veröffentlicht werden: Fast ausschließlich handelt es sich um unternehmerisches Vermögen. Nur selten wird jemand durch eine Karriere als Künstler, Entertainer oder Sportler reich.
Reich werden - wie geht das?
Nun, wie ist es, wenn mein Geld für mich arbeitet? Das Problem ist, dass man dafür zunächst einmal Geld braucht. Wenn ich meine monatlichen Einkünfte für Miete, Windeln usw. ausgebe und nichts übrigbleibt, um zu investieren, kann mein Geld auch nicht für mich arbeiten. Das ist bitter, da man von den vergangenen Jahren der „Asset Inflation“ (also den durch lockeres Zentralbankgeld aufgeblähten Preisen von Vermögenswerten wie Aktien und Immobilien) nicht profitiert hat. „The rich invest their money and spend what is left; the poor spend their money and invest what is left.“ – Jim Rohn.
Ich werde häufig von Freunden gefragt: „Wie wird man reich?“ Nach längerem Überlegen habe ich fünf Antworten darauf:
- Erbschaft
- Heirat
- Gründung eines Unternehmens mit hohem Skaleneffekt
- Immobilieninvestments mit hohem Leverage
- Über 40 Jahre hinweg konsequente Investitionen in die besten Aktien der Welt.
Erbschaft
Oft sehe ich bei dieser Antwort traurige Gesichter, die an ihre lieben Eltern denken, und höre Fragen wie: „Kennst du jemanden, der mich adoptieren würde?“ Nein, fällt mir gerade keiner ein. Hier tut sich durch die demografische Entwicklung auch ein sehr unschönes Problem auf: da die Vermögensträger immer älter werden, fällt die Erbschaft häufig erst an, wenn die Erben über 60 sind. Das ist ähnlich wie das Prinz-Charles-Syndrom etwas frustrierend.
Heirat
Hier stößt man auf ähnliche Probleme. Wirklich vermögende Partner sind schwer zu finden. Besonders in Berlin. Ich werde oft gefragt, ob ich jemanden kenne, den ich vorstellen könnte – leider schwierig. Zudem führt die Heirat allein nicht zwingend zu Reichtum, es sei denn, man kombiniert sie mit Nummer 1: Erbschaft.
Unternehmensgründung mit hohem Skaleneffekt
Einleuchtend ist, dass es nicht zielführend ist, ein einzelnes Nagelstudio zu eröffnen und dort selbst zu arbeiten. Um richtig reich zu werden, braucht man hunderte von Nagelstudio-Filialen und einen starken Skalierungseffekt. Konkrete Tipps, was man gründen sollte, habe ich allerdings auch nicht für jeden.
Immobilien
Ein grundsätzlich guter Ansatz, aber mit Risiken verbunden. Immobilien sind immobil und bei Problemen kann man sie nicht einfach mitnehmen oder veräußern. Hoher Leverage ist erforderlich, und das birgt die Gefahr steigender Zinsen oder ausbleibender Mieterträge. Das haben einige Investoren in der letzten Zeit leidvoll erfahren müssen.
Langfristige Aktieninvestitionen
Der risikoärmste Ansatz ist Nummer 5: 40 Jahre lang alles investieren, was man erübrigen kann, und zwar in die besten Aktien der Welt. Viele lehnen dies ab, da es ihnen zu lange dauert, besonders Frauen sagen oft: „Ich will lieber jetzt reich sein als in 40 Jahren.“ Ein Trugschluss, denn das Geld braucht man vor allem im Alter. Wenn man jung ist, kann man sich auch ganz gut mit wenig Geld amüsieren. Warren Buffett sagt zu Recht: „Money needs time“. Der Zinseszinseffekt entfaltet seine volle Wirkung erst nach etwa 20 bis 25 Jahren. Auch Buffett selbst verdiente den Großteil seines Vermögens durch sehr langfristiges Halten von Aktien wie Coca-Cola – nicht durch kurzfristiges Traden. Es dauerte Jahre, bis der Effekt richtig wirkte. Eine Dame erwiderte darauf: „Money has no age“. Auch eine kluge Bemerkung, möglicherweise meinte sie aber: Je mehr Geld einer hat, desto weniger spielt das Alter eine Rolle.
Wie dem auch sei. Es bleibt meine persönliche Empfehlung: Nummer 5 ist der risikoärmste Weg. Aktien gelten zwar als „Risikokapital“, aber das ist ein Missverständnis. Bei einer breiten, globalen Streuung – insbesondere in amerikanische Aktien – ist der Aktienmarkt über viele Jahre der am wenigsten riskante Markt von allen.