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Dividenden-ETFs: Passives Einkommen an der Börse beziehen

Lesezeit: 5 min
11.05.2024 07:53
Dividenden-ETFs bieten Ausschüttungen von bis zu 12 Prozent der investierten Summe pro Jahr. Lohnt sich ein Investment?
Dividenden-ETFs: Passives Einkommen an der Börse beziehen
Dividenden-Fonds und -ETFs erfreuen sich großer Beliebtheit. Finanzexperten betrachten den Dividenden-Hype jedoch mit Skepsis (Foto: dpa).

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Dividenden-Fonds und -ETFs sind extrem populär. Etwa investiert der größte deutsche Aktienfonds DWS Top Dividende ausschließlich in globale Aktien mit hoher Dividendenrendite. Artikel und Videos über Dividenden-Aktien erzielen regelmäßig hohe Aufrufzahlen auf sozialen Medien.

Finanzexperten sehen den Dividenden-Hype indes kritisch. „Der aus meiner Sicht einzige Grund für ein ausschließliches Investment in einen Dividenden-ETF ist, wenn der Anleger sich sonst überhaupt nicht zu einem Investment am Kapitalmarkt motivieren kann und nur durch die regelmäßige wahrgenommene Belohnung ‚Dividende‘ das Investment langfristig durchzieht“, erklärt etwa der Honorar-Finanzanlagenberater Kevin Kronauer von finsparent. Ein Dividendenfokus widerspreche der Empfehlung der Kapitalmarktforschung einer maximalen Diversifikation.

Der Kapitalmarktanalyst Pascal Kielkopf vom Familyoffice HQ Trust hält eine Dividendenstrategie für nicht optimal. Bei dividendenstarken Aktien handle es sich um Unternehmen, die stabile und profitable Geschäftsmodelle aufweisen würden (auch Quality-Faktor bzw. Qualitätsaktien genannt) und nicht allzu hoch bewertet seien (Value-Faktor bzw. Value-Aktien).

Dividenden sind für Rendite irrelevant

Diese Eigenschaften würden nicht bloß auf Dividendenzahler zutreffen, sondern auch auf andere Unternehmen. Diese schließe man aber durch eine Dividendenstrategie aus. Sinnvoller sei ein Fokus auf alle Quality-Value-Unternehmen, nicht bloß Dividendenzahler. Denn historisch gesehen habe eine Quality-Value-Strategie mehr Rendite geliefert als eine reine Dividendenstrategie, erklärt Kielkopf.

Ob ein Unternehmen eine Dividende zahlt oder nicht, spielt für die Vorsteuerrendite einer Aktie keine Rolle. Das stellten bereits die Finanzökonomen Franco Modigliani und Merton Miller im Jahr 1961 mit ihrer „Dividend irrelevance theory“ fest. Sobald eine Dividende nämlich ausgeschüttet wird, sinkt der Aktienkurs entsprechend. Liegt der Kurs beispielsweise bei 100 und die Dividende beträgt 2, dann sinkt der Kurs nach Ausschüttung auf 98. Dividenden sind also keine Zusatzerträge, sondern mindern die Liquidität eines Unternehmens und werden von den Kapitalmärkten entsprechend eingepreist.

Historisch sind Dividenden-Aktien dennoch besser gelaufen als der breite Markt. Etwa stieg der Index „MSCI World High Dividend Yield“ in den vergangenen 30 Jahren um 8,8 Prozent pro Jahr, während der MSCI World bloß um 8,3 Prozent zulegte (von 30. Juni 1995 bis 29. März 2024). Gleichzeitig schwankte der Dividenden-Index weniger im Kurs, wodurch das Chance-Risiko-Verhältnis (Sharpe Ratio) besser war. Der Index enthält Aktien mit hoher Dividendenrendite aus 23 Industrieländern, also einem hohen Verhältnis aus der Höhe der Dividende zum aktuellen Kurs.

Laut dem „Global Investment Returns Yearbook 2023“ stiegen Aktien mit hoher Dividendenrendite um 3,1 Prozent pro Jahr rascher als Aktien mit geringer Dividendenrendite. Die Forscher untersuchten Daten aus 35 Industrie- und Schwellenländern zwischen 1900 und 2022.

Allerdings gab es historisch gesehen lange Zeiträume, in denen dividendenstarke Aktien nicht besser performten, etwa von 1977 bis 1999 in den USA (23 Jahre) und von 2002 bis 2022 im Vereinigten Königreich (21 Jahre). Zudem ist unter Experten umstritten, ob auch künftig eine Outperformance zu erwarten ist. „Die Popularität der Strategie könnte dazu führen, dass der Handel ,überfüllt‘ ist, was zu höheren Bewertungen und niedrigeren erwarteten Renditen führt“, erklärt etwa der US-Finanzökonom Larry Swedroe über Dividenden- und Quality-Strategien.

Höhere Kosten und weniger Diversifikation

Ein weiterer Nachteil: Dividenden-ETFs weisen höhere Kosten auf als normale Welt-ETFs. Häufig liegt die Kostenquote TER zwischen 0,2 und 0,4 Prozent pro Jahr, während ETFs auf MSCI World und Co. weniger als 0,2 Prozent kosten.

Dividenden-ETFs sind zudem weniger breit diversifiziert. Im Jahr 2021 zahlten nur 38 Prozent aller US-Unternehmen Dividenden, wie eine Analyse des Indexfonds-Anbieters Dimensional Fund Advisors berichtete. Wer also Nicht-Dividendenzahler ausschließt, hat ein konzentriertes Portfolio, etwa in bestimmten Branchen wie Öl, Pharma und Immobilien (Klumpenrisiko).

Außerdem sind Dividenden nicht sicher. „In einer wirtschaftlichen Krise kann es sogar sein, dass die Dividenden einmal ganz ausfallen“, erklärt Pascal Kielkopf. Etwa änderten viele US-Unternehmen in der Corona-Krise ihre Dividendenpolitik: In den ersten neun Monaten des Jahres 2020 sanken die Dividenden für jeden an den US-Börsen investierten Dollar gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 22 Prozent, wie aus der Dimensional-Analyse hervorgeht.

Ausschüttende Dividenden-ETFs sind steuerlich nicht optimal. Die Ausschüttungen müssten vollständig versteuert werden, während bei Verkäufen nur der Ertragsanteil versteuert werde, erklärt Pascal Kielkopf. Besser seien thesaurierende Fonds. „In der Vermögensaufbauphase sollten Ausschüttungen stets wieder investiert werden, da die Renditen bei Thesaurierung langfristig deutlich besser ausfallen.“

In der Entsparphase im Alter würden die meisten Menschen einen regelmäßigen Bedarf in gleicher Höhe decken wollen, zum Beispiel 100 Euro pro Monat. Hier könne man sich nicht auf Dividenden verlassen, weil diese unregelmäßig und in unterschiedlicher Höhe anfallen würden. „In der Vermögensaufbauphase auf thesaurierende Fonds zu setzen und diese dann im Alter in regelmäßigen Abständen und gewünschter Höhe zu verkaufen ist dabei die deutlich planbarere und effizientere Methode“, meint Pascal Kielkopf.

Welche ETFs sind verfügbar?

Wer dennoch auf Dividenden-Aktien setzen will, sollte laut Kevin Kronauer möglichst breit streuen. Ein ETF auf den DivDax, der die 15 Dax-Unternehmen mit der höchsten Dividendenrendite enthält, sei daher nicht anzuraten. „Globale Dividenden-ETFs (beispielsweise ein Vanguard FTSE All-World High Dividend Yield ETF) wären dann eher eine Möglichkeit“, meint Kronauer.

Etwa investiert der „Vanguard FTSE All-World High Dividend Yield“ in knapp 1900 Aktien weltweit mit hoher Dividendenrendite (physische Replikation; 4 Mrd. Euro Fondsvermögen; ISIN: IE00B8GKDB10, IE00BK5BR626). Dabei lag die Ausschüttungsrendite in den vergangenen drei Kalenderjahren zwischen 2,7 und 3,8 Prozent. Wer also 1000 Euro investierte, erhielt zwischen 27 und 38 Euro pro Jahr. Die Ausschüttungen erfolgen dabei vierteljährlich. Die Kosten sind mit 0,29 Prozent vergleichsweise gering.

Der zu Grunde liegende Index enthält vor allem Unternehmen aus den Branchen Finanzwesen (27 Prozent), Basiskonsumgüter (11 Prozent) und Industrie (10 Prozent). Tech-Werte, die in den gängigen Welt-Indizes hoch gewichtet sind, machen nur 7 Prozent aus. Auch die USA haben weniger Anteil (43 Prozent).

Daneben gibt es zwei physische ETFs auf ESG-Varianten des „MSCI World High Dividend Yield“ (ISIN: IE00BYYHSQ67, IE000NS5HRY9). Diese enthalten weniger Aktien als der Vanguard-ETF (180 bzw. 240 Aktien). Die Kosten sind bei einem ETF höher (TER von 0,38 Prozent) und das Fondsvermögen bei einem anderen ETF sehr klein (8 Mio. Euro). Letzteres macht eine Schließung wahrscheinlicher.

Ausschüttungsrendite von 12 Prozent

Ein weiterer physischer, globaler Dividenden-ETF ist der „iShares STOXX Global Select Dividend 100 UCITS ETF“. Dieser investiert in die 100 Aktien mit der höchsten Dividendenrendite aus Asien, Nordamerika und Europa. Das Portfolio ist relativ ausgeglichen: Kein Unternehmen hat mehr als 3,3 Prozent Gewicht (Top 3: 9,4 Prozent; Top 10: 23 Prozent), kein Land mehr als 20 Prozent (USA: 20 Prozent; Australien: 17 Prozent; Hongkong: 11 Prozent) und keine Branche mehr als 26 Prozent (Finanzwesen: 26 Prozent; Energie: 14 Prozent; Industrie: 12 Prozent).

Der ETF zahlt bis zu viermal pro Jahr Dividenden aus. Die Ausschüttungsrendite lag dabei in den vergangenen drei Kalenderjahren zwischen 3,5 und 5,9 Prozent pro Jahr. Die Kosten sind allerdings mit 0,46 Prozent pro Jahr relativ hoch.

Eine sehr hohe Ausschüttungsrendite bietet der „Global X SuperDividend UCITS ETF“ (ISIN: IE00077FRP95). Diese liegt derzeit bei über 12 Prozent und war im Jahr 2023 bei 11,4 Prozent. Allerdings sind die Kosten wiederum relativ hoch (0,45 Prozent) und das Fondsvermögen relativ klein (76 Mio. Euro). Der physische ETF investiert in 98 dividendenstarke Aktien aus aller Welt.

Eine Alternative sind ETFs, die eine Quality-Value-Strategie abbilden.

Laut den Zahlen von Pascal Kielkopf entwickelten sich Quality-Value-Unternehmen in der Vergangenheit besser als der Gesamtmarkt oder dividendenstarke Unternehmen. Infrage kommen etwa der S&P 500 QVM ETF (ISIN: IE00BDZCKK11) oder der Invesco FTSE RAFI All World 3000 ETF (ISIN: IE00B23LNQ02). Hier liegen die Kosten etwas geringer (TER von 0,35 bzw. 0,39 Prozent).

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Elias Huber arbeitet als freier Journalist in Frankfurt am Main und schreibt vor allem über Konjunktur, Edelmetalle und ETFs sowie die ökonomische Lehre der Österreichischen Schule. 


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Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

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