Inmitten wachsender wirtschaftlicher Unsicherheiten ist die Frage nach der Sicherheit von Bankeinlagen ein wichtiges Thema. Gerade in Krisenzeiten ist es riskant, ohne Weiteres in die Stabilität von Kreditinstituten zu vertrauen. Zudem variieren die Einlagensicherungssysteme je nach Bank und Land.
Sind Ihre Girokonten, Tages- und Festgelder sowie Sparbriefe sicher, wenn Ihre Bank insolvent wird? In diesem Artikel erklären wir Ihnen das Thema Einlagensicherung und geben Ihnen Tipps, wie Sie Ihr Geld sicher anlegen können.
Gesetzliche Einlagensicherung: Wie schützt Sie die BaFin im Krisenfall?
In Deutschland schützt das Einlagensicherungsgesetz (EinSiG) Ihre Bankguthaben bis zu einem Betrag von 100.000 Euro pro Person und Bank, Zinsen inklusive. Bei einem Gemeinschaftskonto von Ehepaaren erhöht sich dieser Schutz auf bis zu 200.000 Euro. Im Fall einer Bankinsolvenz wird von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) rasch ein Entschädigungsfall festgestellt. Betroffene Kunden werden informiert und haben ein Jahr Zeit, ihre Forderungen zu stellen. Normalerweise erfolgt die Auszahlung der Entschädigungen zügig. Ein Anspruchsverlust tritt ein, wenn die Frist versäumt wird.
Seien Sie aufmerksam: Nicht alle Geldanlagen genießen denselben Schutz. Bei Wertpapiergeschäften sind beispielsweise nur 90-Prozent und maximal 20.000 Euro gesichert. Inhaberschuldverschreibungen und Zertifikate sind nicht durch das EinSiG abgedeckt.
Über den gesetzlichen Schutz hinaus: Wie freiwillige Einlagensicherungen Ihr Geld zusätzlich absichern
Was geschieht, wenn Ihre Einlagen den gesetzlich gesicherten Betrag übersteigen? Hier sorgen freiwillige Sicherungssysteme wie der Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes Deutscher Banken, oder die Sicherungseinrichtung der Volksbanken und Raiffeisenbanken oder der Haftungsverbund der Sparkassen für zusätzlichen Schutz. Einige Einrichtungen bieten eine Absicherung von bis zu einer Million Euro für Einzelpersonen und bis zu 50 Millionen Euro für bestimmte Unternehmenstypen an.
Betrachten wir ein praktisches Beispiel: Herr und Frau Schmidt haben ein gemeinsames Konto bei einer Bank mit einem Guthaben von 300.000 Euro und einem Marktzins von 0,5-Prozent. Die Bank meldet am 15. April Insolvenz an. Die Entschädigung sieht wie folgt aus:
- Gesetzliche Einlagensicherung: Deckt bis zu 100.000 Euro pro Kontoinhaber ab. Bei Herrn und Frau Schmidt sind insgesamt 200.000 Euro ihrer Einlagen durch die gesetzliche Einlagensicherung gedeckt.
- Freiwillige Einlagensicherung: Deckt zusätzliche Zinsen und Kapitalersatz. In diesem Fall übernimmt die Einlagensicherung Zinsen in Höhe von 375 Euro (300.000 Euro mal 0,5-Prozent Marktzinsen für etwa ein Vierteljahr bis zum Insolvenzfall) und bietet einen Kapitalersatz von 100.000 Euro, um die Differenz zwischen der gesetzlichen Deckung und dem Gesamtkontostand auszugleichen.
- Gesamtentschädigung: Die Gesamtentschädigung für Herrn und Frau Schmidt beträgt somit 300.375 Euro (200.000 Euro gesetzliche Einlagensicherung + 375 Euro Zinsen + 100.000 Euro Kapitalersatz).
Dieses Beispiel verdeutlicht: Einlagen sind grundsätzlich umfassend geschützt! Verbraucher sollten aber immer die Details der freiwilligen Einlagensicherung genau überprüfen, da sich diese von Bank zu Bank unterscheiden. Bei einigen Banken wie der Advanzia Bank und CW4 greift ausschließlich der gesetzliche Schutz bis zu 100.000 Euro, während andere Institute wie Barclays oder die BMW-Bank über Absicherungen von bis zu 50 Millionen Euro verfügen.
Durch die Auswahl des passenden Finanzinstituts und gegebenenfalls eine Diversifikation der Einlagen kann in der Regel eine adäquate Sicherheit erreicht werden. Einen Vergleich der Einlagensicherung finden Sie hier.
Deutschlands Einlagensicherung: Ein Vorbild in Krisenfestigkeit
Es ist bemerkenswert, dass nach Angaben des Bundesamts für Finanzen und des Einlagensicherungsportals in Deutschland bisher kein Einleger im Falle einer Bankinsolvenz Geld verloren hat. Dies ist ein Zeugnis für die Effektivität und Stabilität des deutschen Einlagensicherungssystems.
Selbst während der Bankenkrise im Jahr 2008, als die Insolvenz von Lehman Brothers viele deutsche Anleger mit erheblichen Verlusten konfrontierte, ergriff die Bundesregierung eine außerordentliche Maßnahme: Sie beschloss, bestimmte Zertifikate über den Rahmen der gesetzlichen Einlagensicherung hinaus abzusichern. Diese Entscheidung wich von der gängigen Praxis ab, zeigt jedoch eindrucksvoll die Anpassungsfähigkeit und Reaktionsbereitschaft des Systems in Ausnahmesituationen. Dennoch sollten Anleger sich nicht ausschließlich darauf verlassen, sondern den Einlagenschutz ihrer Bank stets individuell überprüfen.
Einlagensicherung in der EU und global: Harmonisierung und Herausforderungen
In der Europäischen Union ist die Einlagensicherung harmonisiert: Bis zu einem Betrag von 100.000 Euro pro Bank und Kunde ist das Kapital EU-weit geschützt. Dennoch äußern Experten der Stiftung Warentest Bedenken hinsichtlich der finanziellen Reserven in ökonomisch schwächeren EU-Mitgliedstaaten. Es wird angezweifelt, ob die dortigen Sicherungsfonds im Ernstfall eine schnelle Entschädigung ermöglichen können, was zu einer Empfehlung führt, Banken in diesen Ländern eher zu meiden. Eine Übersichtskarte und ein Online-Tool informieren über die spezifischen Sicherungssysteme der jeweiligen Banken und das Ausmaß ihres Schutzes.
Weltweit existieren verschiedenartige Sicherheitsregelungen. In Großbritannien etwa sind Einlagen bis zu 75.000 Pfund geschützt, in der Schweiz bis zu 100.000 Franken, in Norwegen sind es bis zu 250.000 Euro und in Island entspricht der Schutz einem Gegenwert von ungefähr 20.887 Euro.
Fazit: Ihr Geld, Ihre Verantwortung
Letztendlich liegt die Verantwortung für die Sicherheit der eigenen Geldanlagen bei den Verbrauchern selbst. Eine umfassende Information ist entscheidend, um die sichersten Anlagemöglichkeiten auszuwählen. Üben Sie besondere Sorgfalt bei der Auswahl ausländischer Banken aus. Ihre Checkliste für ein sicheres Anlegen umfasst:
- Prüfen Sie die Kreditwürdigkeit Ihrer Bank und deren Absicherung.
- Informieren Sie sich über die genauen Einlagensicherungsgrenzen.
- Beachten Sie auch freiwillige Einlagensicherungsfonds und deren Konditionen.
- Verteilen Sie Ihre Geldanlagen ggfs. auf mehrere Banken.
- Seien Sie vorsichtig mit Investitionen bei ausländischen Banken.
- Vergleichsportale können helfen, die sichersten Optionen zu ermitteln.