Der hohe Goldpreis hat einen unangenehmen Nebeneffekt. Anleger können beliebte 1-Unzen-Münzen und -Barren nicht mehr anonym kaufen. In Deutschland gilt eine Barzahlungsgrenze beim Goldkauf von 1999,99 Euro. Ab einem Betrag von 2000 Euro müssen Anleger den Ausweis zücken, wenn sie in einem Ladengeschäft mit Bargeld bezahlen.
Das Problem: 1-Unzen-Münzen sind gerade für renditebewusste Anleger interessanter als kleine Einheiten. „Je kleiner die Stückelung, umso mehr schlagen die Kosten für Prägung, Lieferung, Lagerung und Versicherung auf den Preis durch“, erklärt Hannes Zipfel von der Vergleichsplattform gold.de gegenüber DWN. „Das Aufgeld zum Spot-Preis wird somit höher, je kleiner die Gewichtseinheit.“
Anleger bekommen also weniger Gold für ihr Geld. Außerdem sind die 1-Unzen-Produkte beliebt. Die Händler bieten daher höhere Ankaufspreise als für kleinere, weniger gängige Münzen und Barren.
Dennoch gibt es Tricks, um Münzen und Barren von einer Unze und mehr anonym zu kaufen. Die Deutschen Wirtschaftsnachrichten zeigen Ihnen vier legale Wege.
Weg 1: Gold im Ausland kaufen
In zahlreichen Ländern gelten höhere Barzahlungsgrenzen als in Deutschland. Laut einer Umfrage der Ratgeberseite Altersvorsorge Neu Gedacht unter Finanzministerien gelten folgende Grenzen:
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Schweiz: 15.000 Schweizer Franken
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Österreich: 10.000 Euro
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Liechtenstein: 10.000 Euro
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Tschechien: 10.000 Euro
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Schweden: 5000 Euro
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Slowenien: 5000 Euro
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Norwegen: 40.000 Norwegische Kronen (rund 3400 Euro)
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Belgien: 3000 Euro
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Dänemark: 2600 Euro
Allerdings müssen Anleger Zollbestimmungen beachten. Barmittel über 10.000 Euro müsse man unaufgefordert und schriftlich beim deutschen Zoll anmelden, wenn man in ein Nicht-EU-Land einreise oder dieses verlasse, zitiert Altersvorsorge Neu Gedacht einen Sprecher des Zolls. Als Barmittel würden Goldmünzen mit einem Goldgehalt von mindestens 90 Prozent gelten sowie Barren und Nuggets mit einem Goldgehalt von mindestens 99,5 Prozent.
Wer also in der Schweiz Gold kauft, kann das bloß bis zu einem Betrag von 10.000 Euro anonym tun und muss ansonsten die Einfuhr des Goldes anmelden. Wer hingegen Gold in einem EU-Land kauft, muss die Einfuhr von Werten über 10.000 Euro bloß auf eventuelles Befragen mündlich gegenüber einer Zoll-Kontrolleinheit anmelden. Für die Berechnung des Wertes von Münzen wird dabei nicht der Nominalwert, sondern der Marktwert am Tag der Einreise zu Grunde gelegt.
Anleger können Goldhändler in Österreich und der Schweiz über gold.de finden. Die Vergleichsseite vergibt das Prädikat „zertifizierter Händler“ und führt dazu Testverkäufe und -käufe bei Händlern aus Österreich und der Schweiz durch, wie Hannes Zipfel gegenüber DWN erklärt. Daneben lässt sich die Seriosität auch über den Verband der Schweizer Berufsnumismatiker (vsbn.ch) und den Verband Österreichischer Münzenhändler (voem.at) prüfen.
Große deutsche Händler wie Pro Aurum oder Degussa haben ebenfalls Filialen in Österreich und der Schweiz. Manche Händler aus der Schweiz akzeptieren dabei auch Euro-Bargeld. Etwa gilt das für die beiden Filialen von Geiger Edelmetalle in Niederglatten nördlich von Zürich (30 Autokilometer zu Waldshut-Tiengen) und in St. Margarethen im Bodensee-Länderdreieck (25 Autokilometer zu Lindau).
Weg 2: Kleinere Stückelungen als eine Unze kaufen
Anleger können Stückelungen von unter einer Feinunze (31,1 Gramm) weiterhin anonym kaufen. Etwa kostet ein 20-Gramm-Barren von Heraeus derzeit rund 1375 Euro (Stand: April 2024). Bei Goldmünzen sind Stückelungen von ½, ¼, 1/10, 1/20, 1/25 Unze und einem Gramm verfügbar, erklärt Hannes Zipfel.
Allerdings seien die Mehrkosten bei Münzen auf den Metallwert erheblich. „Besser sind Goldbarren bekannter Scheideanstalten von Umicore oder Heraeus“, erklärt Zipfel. Es gebe Barren mit einem Gewicht von 100 Gramm, 10 Gramm und einem Gramm, wobei die Popularität mit sinkendem Gewicht abnehme.
Laut Zipfel ist der 20-Gramm-Barren von Heraeus für renditebewusste Anleger besonders interessant. Hier seien die Abschläge zum Goldmarktpreis relativ niedrig und die Spannen zwischen Kauf- und Verkaufspreisen (Spreads) relativ gering.
Tim Schieferstein von goldsilbershop.de schlägt in einem Youtube-Video vor, die Münzen China Panda (30 Gramm Feingold) und 100 Kronen Österreich (30,49 Gramm Feingold) zu kaufen. Diese seien etwas leichter als 1-Unzen-Münzen mit 31,1 Gramm und könnten daher je nach Goldpreis weiter unter die 2000-Euro-Grenze fallen.
Interessant seien zudem Barren mit einem Gewicht von 25 und 20 Gramm sowie die britische Münze Sovereign (7,32 Gramm Feingold) und der Schweizer 20-Franken-Vreneli (5,81 Gramm Feingold). Bei den zwei Münzen sei der Preis pro Gramm Gold relativ gering. Schieferstein schlägt vor, Münzen und Barren gemeinsam zu kaufen, etwa einen Vreneli und einen 20-Gramm-Barren. „So kommen Sie sehr gut an die 2000-Euro-Grenze heran.“
Zipfel rät von Barren von unbekannten Herstellern ab. Bei bekannten Anbietern - etwa Heraeus, Umicore oder Valcambi - seien die Aufschläge zum Goldmarktpreis geringer. Diese seien „besser und leichter wieder zu veräußern“, erklärt der Goldexperte.
Weg 3: Privatkauf
Laut Hannes Zipfel ist ein Privatkauf die beste Option. „Den Preis kann man individuell aushandeln und spart die Gewinnspanne eines erwerbswirtschaftlich tätigen Goldhändlers“, erklärt der Goldexperte.
Außerdem ist nach oben keine Grenze gesetzt: Anleger können theoretisch auch für 100.000 Euro Gold anonym erwerben.
Weg 4: Gold halbanonym kaufen
Der Edelmetallhändler Tim Schieferstein nennt im Video einen weiteren Trick. Wer Gold im Wert von mehr als 1999,99 Euro in einem Ladengeschäft kaufe, könne ebenfalls bar bezahlen. Die Daten würden dann einzig in einem Geldwäschegesetz-Fragebogen erfasst und in einem Leitz-Ordner abgeheftet. Nach fünf Jahren würden die Aufzeichnungen vernichtet - so lange dauere die gesetzliche Aufbewahrungsfrist.
Anleger könnten zwischen allen Edelmetallprodukten wählen, etwa auch einem 100-Gramm-Barren, und beliebig hohe Beträge in bar bezahlen. Die Daten würden nicht an Dritte weitergegeben, außer im Falle einer behördlichen Kontrolle. Schieferstein nennt die Option einen „halbanonymen Kauf“.
Doch auch beim vollanonymen Kauf können Anleger höhere Summen in Gold anlegen, indem sie bei verschiedenen Händlern kaufen oder einige Wochen zwischen einem Kauf beim selben Händler verstreichen lassen. Gesetzlich ist nämlich bloß geregelt, dass der Händler bei Käufen innerhalb einer kurzen Zeitspanne die Personalien notieren muss. „Wir teilen den Kunden mit, dass circa 30 Tage dazwischen liegen sollten“, erklärt Tim Schieferstein.