Unternehmen

VW hält an Werksschließungen fest - Sparansage auch bei Bosch

Im Streit um Einsparungen bei VW bleibt das Unternehmen hart: Die Kapazitäten sollen schnell runter. Die IG Metall reagiert in der Tarifrunde mit Warnstreiks. Auch beim Zulieferer Bosch rumort es.
24.11.2024 10:53
Lesezeit: 2 min
VW hält an Werksschließungen fest - Sparansage auch bei Bosch
Beschäftigte von Volkswagen demonstrieren bei den Tarifverhandlungen von Volkswagen und IG Metall vor der Volkswagen Arena in Wolfsburg. Zur dritten Tarifrunde empfängt die IG Metall die Konzern-Vertreter mit laustarkem Protest. (Foto: dpa) Foto: Alicia Windzio

Volkswagen hält trotz des Widerstands seiner Beschäftigten an den Plänen zu Werksschließungen in Deutschland fest. "Wir müssen unsere Kapazitäten verringern und an die neuen Realitäten anpassen", sagte VW-Markenchef Thomas Schäfer. Dazu gehörten neben den Fahrzeugwerken auch die Komponentenstandorte. Auf die Frage, ob VW auf eine Werkschließung verzichten könne, sagte Schäfer: "Wir sehen das aktuell nicht."

Restrukturierung erst bis 2035 - viel zu spät

Auch Kündigungen wollte Schäfer weiter nicht ausschließen. Der Stellenabbau "über die demografische Kurve und mit den bisherigen Instrumenten wie Altersteilzeit und Aufhebungsangeboten wird nicht reichen", sagte er. Das würde zu lange dauern. Bei der Neuaufstellung der Marke denke er an einen Zeitraum von drei oder vier Jahren. "Es bringt nichts, eine Restrukturierung bis 2035 zu ziehen. Dann hätte uns der Wettbewerb längst abgehängt."

Ziel sei es, die Marke Volkswagen wieder an die Spitze im Volumensegment zu führen. Dazu müsse das Unternehmen wirtschaftlich auf stabile Füße gestellt werden. "Konkret: Unsere Kapazitäten in Europa sind zu hoch. Sie wurden geplant für einen Markt von rund 16 Millionen Fahrzeugen pro Jahr, jetzt ist der Automarkt in Europa auf 14 Millionen geschrumpft", sagte der Manager. Gleichzeitig habe VW in Deutschland mit strukturellen Nachteilen zu kämpfen. Dazu gehörten auch die Arbeitskosten. Diese seien im Vergleich zum Wettbewerb und zu den eigenen Standorten in Süd- und Osteuropa etwa doppelt so hoch.

Der Forderung der IG Metall nach Gehaltskürzungen auch im Management stimmte Schäfer zu. "Wenn es eine Vereinbarung in den Tarifverhandlungen gibt, dann gehört es für mich dazu, dass Vorstand und Management einen Beitrag leisten", sagte er. Bereits seit Januar sei das Fixgehalt des Vorstands um fünf Prozent reduziert, das Management verzichte außerdem auf einen Inflationsausgleich von 1.000 Euro und 3,5 Prozent Gehaltserhöhung.

Bei VW kommt es Anfang Dezember zu Warnstreiks. Das hat die Tarifkommission der IG Metall einstimmig beschlossen, wie die Gewerkschaft am Freitag mitteilte. Nach der bislang ergebnislosen Tarifrunde wolle man den Druck erhöhen. Standortschließungen und Massenentlassungen seien weiter nicht vom Tisch. Einzelheiten zu Terminen und betroffenen Standorten nannte die Gewerkschaft zunächst nicht. IG-Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger hatte zuvor betont: "Wenn nötig, dann wird es ein Arbeitskampf werden, den die Bundesrepublik so seit Jahrzehnten nicht erlebt hat."

Auch bei Bosch 10.000 Mitarbeiter betroffen

Auch beim Zulieferer Bosch rumort es. Neben dem Abbau Tausender Stellen setzt der Technologiekonzern zur Senkung der Kosten auch auf eine kürzere Wochenarbeitszeit für einen Teil der Beschäftigten in Deutschland. Insgesamt sind rund 10.000 Mitarbeitende betroffen, unter anderem an den Standorten Abstatt, Holzkirchen, Stuttgart-Feuerbach, Schwieberdingen, Hildesheim, Leonberg, Renningen, Schwäbisch Gmünd und Gerlingen-Schillerhöhe, wie eine Sprecherin auf Anfrage mitteilte. Die meisten Betroffenen haben bisher Verträge, die eine wöchentliche Arbeitszeit von 38 bis 40 Stunden vorsehen. Mit der Verkürzung der Arbeitszeit verringert sich auch das Gehalt entsprechend.

Kritik an dem Vorgehen kam vom Betriebsratschef der Zuliefersparte, Frank Sell, der zugleich stellvertretender Aufsichtsratschef des Stiftungsunternehmens ist. Durch den Eingriff in das Entgelt der Beschäftigten sei ein neuer Tiefpunkt in der Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung erreicht. Damit werde der soziale Frieden im Unternehmen aufs Spiel gesetzt. "Wir werden unseren Widerstand zu diesen Plänen nun auf allen Ebenen organisieren", teilte Sell mit.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Mining mit Ihrem Telefon: Die neue App IOTA Miner für passives Einkommen ist offiziell gestartet und unterstützt BTC/XRP/SOL/ETH

IOTA Miner, ein führender Innovator von Blockchain-Finanzlösungen, bringt eine neue Generation mobiler Cloud-Mining-Anwendungen auf den...

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen US-Zölle in Höhe von 30 Prozent? Diesen europäischen Aktien droht bei einem Handelskrieg ein Kurssturz
27.07.2025

Die Uhr tickt: Scheitern die EU-USA-Verhandlungen, droht eine 30-Prozent-Zollmauer – mit fatalen Folgen für Europas Börsen. Ist der...

DWN
Finanzen
Finanzen Weniger Bankfilialen und Geldautomaten: Ist der Kampf gegen das Bargeld real?
27.07.2025

Immer weniger Bankfilialen, Geldautomaten und nun auch noch die Bargeldabschaffung im öffentlichen Nahverkehr - trotz anderweitiger...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Russlands Blacklist: McDonald’s darf zurück, Pfizer wird verbannt
27.07.2025

Russland zieht die Daumenschrauben an: Der Kreml teilt westliche Konzerne in „Freunde“ und „Feinde“. Während McDonald’s eine...

DWN
Finanzen
Finanzen Wem gehört der DAX? Deutsche Unternehmen in ausländischer Hand
27.07.2025

Von außen betrachtet erscheint die deutsche Wirtschaft stark, stabil und fest verankert in der eigenen Industriegeschichte. Doch ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Wenn Kontrolle Vertrauen frisst: Warum CEOs scheitern – die größten Fehler
27.07.2025

Wer führt hier eigentlich wen? Wenn sich Vorstand und CEO nicht mehr vertrauen, ist der Absturz vorprogrammiert. Wie Aufsichtsräte und...

DWN
Finanzen
Finanzen Bezahldienst Wero: Über eine Million Sparkassen-Kunden nutzen Bezahlverfahren
27.07.2025

Immer mehr Unternehmen interessieren sich für den Bezahldienst Wero – ein System, das Zahlungen schneller, einfacher und günstiger...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Intel-Aus in Magdeburg: Gerade noch rechtzeitig oder ein Scheitern für Deutschland?
27.07.2025

Intel wollte Magdeburg zum Zentrum der Chipfertigung machen. Milliardeninvestitionen, tausende Jobs – alles schien fix. Doch nun ist das...

DWN
Panorama
Panorama Bundesbank: Zunahme von Falschgeld festgestellt – worauf Sie achten sollten
27.07.2025

Gefälschte Banknoten tauchen in Deutschland immer häufiger auf – vor allem in alltäglichen Situationen. Die aktuelle Entwicklung...