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Deutsche Autobauer: Rabenschwarzes Quartal für Mercedes, VW & Co.

Die weltweite Autokonjunktur zeigt weiterhin deutliche Schwächen – besonders deutsche Autobauer stehen vor enormen Herausforderungen. Volkswagen, Mercedes-Benz und BMW erzielten zwischen Juli und September einen operativen Gewinn von rund 7,1 Milliarden Euro. Das bedeutet im Vergleich zum dritten Quartal 2023 nahezu eine Halbierung.
02.12.2024 06:01
Lesezeit: 3 min
Deutsche Autobauer: Rabenschwarzes Quartal für Mercedes, VW & Co.
Ein Volkswagen Tiguan (links) und ein Volkswagen ID.7 werden in einem der beiden Autotürme der Volkswagen-Autostadt aus Boxen gehoben (Foto: dpa). Foto: Moritz Frankenberg

Diese Ergebnisse entstammen einer Analyse der Finanzkennzahlen der 16 größten Autokonzerne weltweit, durchgeführt von der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY. Auch beim Umsatz mussten deutsche Autobauer einen Rückschritt hinnehmen: Im dritten Quartal sank dieser um sechs Prozent auf insgesamt 145,4 Milliarden Euro. Schon das erste Halbjahr verlief für die Hersteller aus Wolfsburg, Stuttgart und München enttäuschend: Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum fiel der Gewinn von Januar bis Juni um 18 Prozent, während der Umsatz um 0,4 Prozent zurückging.

Die allgemeine Autokonjunktur zeigte im dritten Quartal ebenfalls Schwächen: Der Umsatz aller untersuchten Unternehmen sank um 1,9 Prozent auf rund 485,9 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) betrug gut 29 Milliarden Euro, was einem Rückgang von 23,7 Prozent im Jahresvergleich entspricht. Ein Gegenbeispiel liefern jedoch US-Autobauer, die mit 23 Prozent Gewinnwachstum und acht Prozent Umsatzplus überzeugen konnten.

"Brutale Jahre" für deutsche Autobauer erwartet

EY-Experte Constantin Gall warnte: "Vor allem hinter den deutschen Autobauern liegt ein rabenschwarzes Quartal." Die Rekorde der Nach-Corona-Jahre hätten strukturelle Probleme verdeckt, die jetzt deutlich zutage treten. Besonders im Bereich Elektromobilität gelinge es deutschen Herstellern kaum, mit dem Tempo neuer Wettbewerber, etwa aus China, Schritt zu halten. Hohe Kosten und träge Strukturen verstärken die Schwierigkeiten. "Die nächsten Jahre könnten brutal werden", prognostizierte Gall.

Die schwache Konjunktur und die geringe Nachfrage, insbesondere nach E-Autos, treffen die Branche hart. So plant Ford bis 2027 den Abbau von 2.900 Stellen in Deutschland. Im auf Elektro umgestellten Werk in Köln, wo Kurzarbeit herrscht, soll jede vierte Stelle wegfallen. Auch bei VW stehen drastische Maßnahmen wie Werksschließungen und Lohnkürzungen im Raum. Zulieferer wie Bosch, ZF, Continental und Schaeffler kämpfen ebenfalls mit Wettbewerbsproblemen und planen umfangreiche Stellenstreichungen.

China als Sorgenkind für deutsche Autobauer

Die Krise zeigt sich deutlich bei den Verkaufszahlen: Große Konzerne setzten insgesamt 5,6 Prozent weniger Fahrzeuge ab als im Vorjahr. Nur wenige Unternehmen wie Tesla und Ford verzeichneten höhere Absätze. Besonders kritisch ist die Lage auf dem wichtigen chinesischen Markt. Während Tesla im dritten Quartal ein Plus von 30 Prozent erreichte, verbuchten alle anderen Hersteller dort zweistellige Einbußen. Der Rückgang der deutschen Autobauer lag mit 17 Prozent knapp unter dem Branchendurchschnitt.

Nur noch knapp ein Drittel der Fahrzeuge von deutschen Autobauern wird in China verkauft, während es 2020 fast 40 Prozent waren. Der schnelle Wandel hin zur Elektromobilität sowie der Druck lokaler Hersteller bereiten westlichen Unternehmen zunehmend Probleme. "In China herrscht ein erbitterter Verdrängungswettbewerb, der stark über den Preis ausgetragen wird", so Gall. Trotz dieser Herausforderungen bleibt China als Markt unverzichtbar.

Suzuki als profitabelster Autobauer weltweit

Laut EY zählen deutsche Autobauer aktuell nicht mehr zu den profitabelsten Herstellern. Durch die starken Gewinneinbrüche sank ihre durchschnittliche Marge auf 4,9 Prozent. Im globalen Vergleich liegt die Profitabilität aller Konzerne bei 6,0 Prozent (minus 2,0 Punkte).

Angeführt wird das Ranking von Suzuki mit einer Marge von 12,7 Prozent. Dahinter folgen Kia (10,9 Prozent) und Tesla (10,8 Prozent). Mercedes-Benz erreichte mit 7,3 Prozent Platz sieben, BMW belegte mit 5,2 Prozent den neunten Platz, und Volkswagen lag mit 3,6 Prozent abgeschlagen auf Rang zwölf. Von den 16 analysierten Unternehmen konnten nur drei ihre Marge steigern, während die übrigen Einbußen verzeichneten.

Kostendruck und Investitionen: Die doppelte Herausforderung

Laut Gall müssen europäische Hersteller dringend ihre Kosten senken und gleichzeitig technologisch wettbewerbsfähig bleiben. Trotz sinkender Profitabilität seien weiterhin Milliardeninvestitionen erforderlich – etwa in Software, Batterietechnologie und sogar in die Weiterentwicklung von Verbrennungsmotoren.

"Dieser Spagat könnte einige Unternehmen überfordern, was mittelfristig zu weiteren Konsolidierungen in der Branche führen könnte", so Gall. Besonders wichtig sei eine Optimierung der internen Strukturen. "Massive Einschnitte bei den Verwaltungskosten sind unumgänglich." Die deutschen Autobauer erhöhten ihre Ausgaben für Forschung und Entwicklung im dritten Quartal um zwölf Prozent auf 8,3 Milliarden Euro – ein Rekordwert laut EY.

 

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