Politik

Hunter Biden: Begnadigung kommt überraschend durch US-Präsident Biden

Die rechtlichen Probleme seines Sohnes belasteten ihn seit Jahren. Joe Biden wollte stets vermeiden, den Eindruck zu erwecken, seine Familie nutze seinen politischen Einfluss. Nun hat er eine unerwartete Entscheidung getroffen: Biden begnadigt seinen Sohn.
02.12.2024 09:46
Aktualisiert: 02.12.2024 09:46
Lesezeit: 2 min
Hunter Biden: Begnadigung kommt überraschend durch US-Präsident Biden
Hunter Biden steigt in ein Fahrzeug, als er das Bundesgericht am 5. September 2024 in Los Angeles verlässt (Foto: dpa). Foto: Eric Thayer

Hunter Biden: Begnadigung - laut US-Präsident Biden "Justizirrtum"

Kurz vor dem Ende seiner Amtszeit hat US-Präsident Joe Biden überraschend von seiner Macht Gebrauch gemacht und seinen Sohn Hunter Biden begnadigt. In einer Erklärung betonte Biden, er habe stets betont, sich nicht in die Arbeit des Justizministeriums einzumischen. Allerdings sei Hunter Biden von der Justiz "ungerecht" behandelt worden. Der 54-jährige Hunter Biden war zuvor in einem Verfahren wegen Verstößen gegen das Waffenrecht verurteilt worden und hatte sich zusätzlich in einem Steuerfall schuldig bekannt. Die Strafmaßverkündungen in beiden Verfahren waren für Dezember terminiert.

Joe Biden erklärte, die Anklagen seien durch politische Gegner im Kongress motiviert gewesen, um ihm zu schaden. "Kein vernünftiger Mensch, der sich die Fakten von Hunters Fällen ansieht, kann zu einem anderen Schluss kommen, als dass Hunter nur deshalb herausgegriffen wurde, weil er mein Sohn ist – und das ist falsch." Er beschrieb, dass man versucht habe, sowohl ihn als auch seinen Sohn "zu brechen". Biden betonte, er vertraue grundsätzlich auf das Justizsystem, doch in diesem Fall sei die Politik einflussnehmend tätig geworden, was einen "Justizirrtum" zur Folge gehabt habe. Am Wochenende habe er daher beschlossen, seinen Sohn Hunter Biden doch zu begnadigen.

Zuvor hatte Biden mehrmals klargestellt, dass er eine Begnadigung ausschließen würde. Die Amtsübergabe an den künftigen Präsidenten Donald Trump ist für den 20. Januar angesetzt.

Strafmaßverkündung stand unmittelbar bevor

Hunter Bidens juristische Probleme hatten auch Joe Biden politisch unter Druck gesetzt. Ursprünglich wollte Biden erneut kandidieren, entschied sich jedoch nach einer schwachen Performance im TV-Duell gegen Trump, sich aus dem Rennen zurückzuziehen. Kamala Harris übernahm die Kandidatur, verlor jedoch deutlich gegen Trump. Im September hatte Hunter Biden im Steuerverfahren überraschend ein Schuldbekenntnis abgelegt, wodurch ein Prozess in Los Angeles vermieden wurde. Ihm wurde vorgeworfen, über mehrere Jahre hinweg keine Bundessteuern gezahlt und stattdessen Millionen für einen extravaganten Lebensstil ausgegeben zu haben. Die Steuerschulden beglich er erst nachträglich.

Es ging dabei konkret um die Jahre 2016 bis Oktober 2020. Die Anklageschrift nannte Einnahmen aus fragwürdigen Auslandsgeschäften und Zahlungen eines "persönlichen Freundes". Für Schlagzeilen sorgten vor allem pikante Details zu Ausgaben für Sexclubs, Stripperinnen und "Erwachsenen-Entertainment". Laut US-Justizministerium drohten Hunter Biden bis zu 17 Jahre Haft, wobei die tatsächlichen Strafen bei Bundesvergehen meist unterhalb der Höchstgrenzen liegen. Das Strafmaß sollte am 16. Dezember verkündet werden.

Hunter Biden: Begnadigung trotz Schuldurteils im Waffenfall

In einem separaten Verfahren war Hunter Biden im Juni wegen illegalen Waffenbesitzes verurteilt worden. Es wurde ihm vorgeworfen, bei einem Waffenkauf im Oktober 2018 falsche Angaben gemacht und seine damalige Drogenabhängigkeit verschwiegen zu haben. Obwohl er die Vorwürfe zurückwies, wurde er von der Jury für schuldig befunden. Die Strafmaßverkündung, zunächst für den 13. November angesetzt, wurde später auf den 4. Dezember verschoben.

Der Prozess in Delaware brachte intime Details über Hunter Bidens Leben ans Licht. So musste seine erwachsene Tochter Naomi und auch die Witwe seines verstorbenen Bruders, mit der er eine Affäre hatte, zu seiner Drogenabhängigkeit aussagen. Ihm drohten in diesem Fall bis zu 25 Jahre Haft. Experten hielten jedoch eine mildere Strafe oder gar eine Verurteilung ohne Gefängnis für wahrscheinlicher.

Politische Angriffe auf den US-Präsidenten

Hunter Bidens Eskapaden, darunter Drogen- und Alkoholsucht, rechtliche Streitigkeiten sowie fragwürdige Geschäfte, sorgten seit Jahren für Negativschlagzeilen. Republikaner nutzten diese Geschichten, um Joe Biden politisch anzugreifen. Der Präsident machte jedoch immer wieder deutlich, dass er zu seinem Sohn stehe und stolz auf ihn sei. Bis vor kurzem schloss er eine Begnadigung kategorisch aus, ist davon nun jedoch abgewichen. Der Vorwurf, die Justiz politisch zu instrumentalisieren, erinnert an die Argumentation des künftigen Präsidenten Donald Trump. Auch Trump hatte rechtliche Verfahren gegen ihn als "unrechtmäßig" bezeichnet und ein Ende der vermeintlichen "politischen Instrumentalisierung" des Justizsystems gefordert.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Heizungsgesetz soll weg – doch hohe Öl und Gaspreise werden die Bürger belasten
26.04.2025

Die frisch geformte Koalition unter der Führung von Friedrich Merz plant, das Heizungsgesetz abzuschaffen. Doch auch ein Anstieg der Öl-...

DWN
Politik
Politik Trumps Handelskrieg zwingt EU und China zu einer Annäherung – doch der Preis ist hoch
26.04.2025

Der eskalierende Handelskonflikt zwischen den USA und China zwingt die EU zu einem Strategiewechsel. Doch der geopolitische Preis ist hoch...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB in der Zwickmühle: Zinssenkung befeuert Immobilienmarkt – Gefahr einer neuen Kreditblase?
26.04.2025

Der Druck auf die Europäische Zentralbank wächst, während die Zinsen sinken und der EURIBOR neue Tiefstände markiert. Was bedeutet das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Funkmast auf Futterwiese: Das verdienen Landwirte mit Mobilfunkmasten
26.04.2025

Wer als Landwirt ungenutzte Flächen oder Scheunendächer für Mobilfunkanbieter öffnet, kann mit Funkmasten stabile Zusatzeinnahmen...

DWN
Panorama
Panorama Generation Z lehnt Führungspositionen ab – Unternehmen müssen umdenken
25.04.2025

Die Generation Z zeigt sich zunehmend unbeeindruckt von traditionellen Karrierewegen und Führungspositionen im mittleren Management. Eine...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Reichster Ostdeutscher: Wie ein Unternehmer einen kleinen DDR-Betrieb zum globalen Player macht
25.04.2025

Rekord-Umsatz trotz Krisen: Der Umsatz von ORAFOL betrug im Jahr 2024 betrug 883 Millionen Euro – ein Rekordjahr trotz Wirtschaftskrise....

DWN
Politik
Politik Rentenbeiträge und Krankenkasse: Sozialabgaben werden weiter steigen
25.04.2025

Gerade bei der Rente hat die kommende Merz-Regierung ambitionierte Pläne. Doch gemeinsam mit den Krankenkassenbeiträgen droht...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gold im Höhenrausch: Wenn Trump das Gold sieht, wird es gefährlich
25.04.2025

Der Goldpreis steht kurz davor, einen historischen Rekord nicht nur zu brechen, sondern ihn regelrecht zu pulverisieren. Die Feinunze Gold...