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Unsicherheit für PCK: Verkauf der Shell-Anteile gescheitert

Das Scheitern des Verkaufs der Shell-Anteile an der Schwedter Raffinerie erschüttert den Standort. Wieder bleibt die Zukunft unklar. Nun drängen Politiker und Experten auf schnelle Lösungen, um die Versorgungssicherheit und den Transformationsprozess nicht zu gefährden.
20.12.2024 20:02
Lesezeit: 2 min
Unsicherheit für PCK: Verkauf der Shell-Anteile gescheitert
Die PCK Raffinerie in Schwedt. (Foto: dpa) Foto: Annette Riedl

Neue Unsicherheit für die bedeutende Großraffinerie PCK im brandenburgischen Schwedt: Der geplante Verkauf der Anteile des Ölkonzerns Shell an die britische Prax-Gruppe ist gescheitert. Dies teilte Shell mit, ohne Gründe anzugeben. Das Bundeswirtschaftsministerium äußerte Enttäuschung.

"Für den Standort Schwedt und die PCK bedaure ich, dass durch einen Verkauf keine Klarheit geschaffen werden konnte", erklärte der parlamentarische Staatssekretär Michael Kellner (Grüne). "Die PCK benötigt langfristige Klarheit darüber, wer sich für diesen zentralen Standort engagiert." Er forderte von Shell, "dass sie die Transformation der Raffinerie in Schwedt aktiv vorantreiben, um sie für die kommenden Jahrzehnte gut aufzustellen".

Shell will Anteile weiterhin verkaufen

Die Raffinerie mit zuletzt rund 1200 Beschäftigten zählt zu den größten Industrieanlagen im Nordosten. Sie versorgt weite Teile Berlins, Brandenburgs, Mecklenburg-Vorpommerns und Westpolens mit Kraftstoff, Heizöl, Kerosin und weiteren Produkten.

Die Anlage gehört zu 54 Prozent den deutschen Tochterfirmen des russischen Staatskonzerns Rosneft, die aufgrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine derzeit unter Treuhandverwaltung des Bundes stehen. Außerdem sind das Energieunternehmen Eni mit 8,3 Prozent sowie Shell mit 37,5 Prozent beteiligt.

Shell versucht seit Jahren, seine Anteile zu veräußern. Im Dezember 2023 schloss der Konzern schließlich einen Kaufvertrag mit der Prax-Gruppe, einer international agierenden Ölfirma, die mit Rohöl, Mineralölprodukten und Biokraftstoffen handelt. Beide Parteien hätten beschlossen, die Transaktion nicht weiterzuverfolgen, teilte die Shell Deutschland GmbH am Freitag in Hamburg mit. Das Unternehmen bekräftigte jedoch, weiterhin am Verkauf seiner PCK-Anteile festzuhalten.

"Eine Bescherung mit Ansage"

Der brandenburgische Linken-Politiker Christian Görke bezeichnete das Scheitern des Deals als "eine Bescherung für die PCK mit Ansage". Das Wirtschaftsministerium habe die finanzielle Leistungsfähigkeit von Prax nicht ausreichend geprüft, "obwohl es schon früh Zweifel an der Liquidität gab", kritisierte Görke. Nun müsse der Bund Verantwortung übernehmen und die Shell-Anteile selbst erwerben.

Brandenburgs neuer Wirtschaftsminister Daniel Keller (SPD) erklärte, nach aktuellem Kenntnisstand habe das Scheitern der Verkaufsverhandlungen mit Prax keine direkten Folgen für die PCK. "Wir gehen davon aus, dass Shell sich nun nach anderen Interessenten umsieht."

Die Klärung der Besitzverhältnisse wird als entscheidend angesehen, um den Raffinerie-Standort langfristig abzusichern. Seit dem Ukraine-Krieg verzichtet Deutschland seit 2023 auf russisches Öl, das jahrzehntelang in Schwedt verarbeitet wurde. PCK musste auf alternative Bezugsquellen umstellen und arbeitet seitdem mit etwas geringerer Auslastung als zuvor.

Russland verhandelt mit Kasachstan

Unklar bleibt auch, wie es mit den Rosneft-Anteilen weitergeht. Der Bund hatte die Treuhandverwaltung im September um ein weiteres halbes Jahr verlängert. Bundeskanzler Olaf Scholz äußerte damals die Erwartung, dass Rosneft sein Raffineriegeschäft in Deutschland noch vor Jahresende verkauft. Ob dies geschehen wird, ist ungewiss. Laut Russlands Präsident Wladimir Putin laufen Verhandlungen mit Kasachstan.

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