FED und die Zinspolitik
Die US-Notenbank (FED) hat in dieser Woche die Leitzinsen um 25 Basispunkte gesenkt, was den Erwartungen der Märkte entsprach. Allerdings sorgte der harte Ton der FED in Bezug auf die Geldpolitik für 2024 für Unruhe. Der vorsichtige Ausblick der Zentralbank stieß auf Überraschung und führte zu einem deutlichen Rückgang der Aktienkurse.
Jeremy Siegel: "Ein notwendiger Realitätstest"
Jeremy Siegel, renommierter Finanzprofessor an der Wharton School, wertet den Ausverkauf als gesund und notwendig. Die Märkte hätten sich in einer übermäßig optimistischen Haltung befunden, die durch den vorsichtigen Ansatz der FED ein Realitätscheck erfahren habe. „Der Markt war zu optimistisch, daher überrascht mich der Ausverkauf nicht“, erklärte Siegel gegenüber CNBC. Zudem wies er auf die robuste US-Wirtschaft hin, die trotz hoher kurzfristiger Zinsen stärker als erwartet geblieben sei. Die jüngste Inflationsrate lag im November bei 2,7 % und zeigte damit eine Zunahme anstelle eines erwarteten Rückgangs.
Tom Lee: „Eine Gelegenheit, Positionen aufzustocken“
Tom Lee, Marktanalyst bei Fundstrat Global Advisors, sieht den Rückgang als kurzfristige Reaktion und rät Anlegern zur Ruhe. „Die Fundamentaldaten haben sich nicht verändert, und deshalb sehe ich dies als eine Chance, Positionen aufzustocken“, betonte er. Obwohl der Ton der FED als hart empfunden wurde, bleibe die Zentralbank im Grunde marktfreundlich. Lee erwartet, dass die Panikreaktion nur von kurzer Dauer sein wird.
Andrew Slimmon: Mehr Volatilität nötig
Auch Andrew Slimmon, Portfoliomanager bei Morgan Stanley, betrachtet den Ausverkauf als positiv. Laut Slimmon fördern solche Bewegungen eine gesunde Selbstreflexion unter Investoren. „Wir brauchen mehr Volatilität, um den Marktteilnehmern klarzumachen, dass sie Risiken kontrollieren müssen“, erklärte er. Besonders in den letzten Monaten sei das Risiko oft zu sorglos eingegangen worden, was langfristig schädlich für die Stabilität der Märkte sei.
Bank of America: Warnsignale bei niedrigen Cash-Reserven
Eine weitere Sorge meldete die Bank of America. Laut einer aktuellen Umfrage unter Fondsmanagern sind die Cash-Reserven in Portfolios auf ein Rekordtief von 3,9 % gesunken. Dies könnte ein Indikator für eine bevorstehende Marktkorrektur sein. Die Bank warnte, dass ein solch niedriger Bargeldanteil in der Vergangenheit häufig zu Kursverlusten von durchschnittlich 2,4 % im folgenden Monat geführt habe. Gleichzeitig könnten Investoren Kapital aus den USA abziehen und verstärkt in günstigere internationale Märkte wie Europa und Asien investieren.
UBS: Droht eine Aktienblase?
UBS analysiert die wachsende Gefahr einer Aktienblase. Sechs von sieben Voraussetzungen für eine solche Blase seien bereits erfüllt, darunter die Konzentration des Marktanstiegs auf wenige Aktien, ein starker Einfluss privater Investoren und der Glaube an eine „andersartige“ Marktphase. Die einzige noch fehlende Komponente sei eine lockere Geldpolitik. UBS schätzt die Wahrscheinlichkeit einer Blasenbildung im nächsten Jahr auf 35 %. Um sich gegen mögliche Risiken zu wappnen, empfiehlt die Bank Investitionen in fair bewertete Unternehmen im Bereich Künstliche Intelligenz und Elektrifizierung, wie TSMC, Meta Platforms oder PG&E.
Cathie Wood: Bitcoin mit großem Potenzial
Cathie Wood, CEO von ARK Investment Management, bleibt optimistisch, was Bitcoin betrifft. Sie prognostiziert, dass der Preis der Kryptowährung bis 2030 auf über 1 Million USD steigen könnte. Begründet wird dies mit einer lockeren Regulierung sowie der begrenzten Anzahl von 21 Millionen Bitcoins, die im Umlauf sein können. „Bitcoin wird seltener als Gold“, erklärte sie. Im Gegensatz zu Gold könne ein höherer Preis nicht zu einem Anstieg des Angebots führen, da die Gesamtmenge festgelegt sei.
Fazit
Die aktuellen Entwicklungen an den Aktienmärkten zeigen, dass trotz kurzfristiger Unsicherheiten langfristige Chancen bestehen. Während die Vorsicht der FED die übermäßigen Erwartungen dämpfte, sehen Experten wie Tom Lee und Cathie Wood in der Volatilität auch Gelegenheiten. Gleichzeitig mahnen Institutionen wie die Bank of America und UBS zur Risikokontrolle, um möglichen Marktkorrekturen oder Blasen vorzubeugen.