Politik

Südkorea: Auch Interimspräsident Han des Amtes enthoben

Nach Präsident Yoon Suk Yeol wird nun auch sein Vertreter Han Duck Soo durch eine Parlamentsabstimmung von seinen Aufgaben entbunden. Damit verstärken sich die Turbulenzen in dem Land.
28.12.2024 08:35
Lesezeit: 2 min

Südkoreas Staatskrise verschärft sich: Während das Verfassungsgericht die Amtsenthebung des suspendierten Präsidenten Yoon Suk Yeol überprüft, hat das Parlament nun auch Interimspräsident Han Duck Soo von seinen Aufgaben entbunden. Es ist das erste Mal in der Geschichte des ostasiatischen Landes, dass auch der Übergangspräsident des Amtes enthoben wird.

Für den von der Opposition eingebrachten Antrag stimmten 192 der 300 Abgeordneten - deutlich mehr als die benötigte einfache Mehrheit. Han sagte laut einer Meldung der Nachrichtenagentur Yonhap, er akzeptiere die Entscheidung und werde die Überprüfung durch das Verfassungsgericht abwarten. Das Verfassungsgericht muss in den nächsten Wochen die Amtsenthebung bestätigen oder widerrufen.

Weitere Übergangslösung

Han hätte das Land aus den jüngsten politischen Turbulenzen führen sollen. Die Opposition wirft ihm allerdings vor, das am Freitag gestartete Verfahren zur Amtsenthebung Yoons am Verfassungsgericht zu erschweren. So weigerte sich Han, die drei vakanten Richterstellen des derzeit nur sechsköpfigen Gerichts zu besetzen. Da sechs Stimmen notwendig sind, um Yoons Amtsenthebung zu bestätigen, würde bereits eine Veto-Stimme reichen, um die Amtsenthebung für ungültig zu erklären.

Vorübergehend soll nun Finanzminister und Vize-Ministerpräsident Choi Sang Mok die Staatsgeschäfte übernehmen. Dieser versprach in einer Stellungnahme, die Regierung werde ihr Bestes tun, um das "Chaos bei den Regierungsangelegenheiten zu überwinden". Zudem wolle er dafür sorgen, dass die Sicherheit des Landes keinen Schaden nehme.

Yoon fehlt bei Gerichtstermin

Unterdessen begann das Verfassungsgericht in Seoul die Überprüfung des Amtsenthebungsverfahrens gegen Yoon. Sowohl dessen Vertreter als auch die der Nationalversammlung legten ihre jeweilige Argumentation dar und benannten mögliche Zeugen. Yoon erschien nicht persönlich zu dem Termin.

Während der nächsten Wochen und möglicherweise Monate prüft das Gericht, ob die von der Nationalversammlung beschlossene Amtsenthebung Yoons verfassungswidrig oder -konform war. Sollten die Richter die Amtsenthebung billigen, müssten innerhalb von spätestens 60 Tagen Neuwahlen angesetzt werden. Sollte das Gericht die Amtsenthebung als irregulär einstufen, dann würde Yoon ins Präsidentenamt zurückkehren.

Yoon hatte Anfang Dezember inmitten eines Haushaltsstreits mit der Opposition völlig überraschend das Kriegsrecht verhängt. Nach massivem Widerstand hob er es Stunden später wieder auf. Die Opposition reichte daraufhin einen Amtsenthebungsantrag in der Nationalversammlung ein, der nach einem gescheiterten ersten Anlauf schließlich am 14. Dezember die benötigte Zweidrittelmehrheit erhielt.

Yoon verteidigte seine Entscheidung zuletzt mit dem Schutz der Nation. Seine politischen Gegner seien "staatsfeindliche Kräfte", die die Regierungsarbeit lähmten und die verfassungsmäßige Ordnung des Landes störten.

Wirtschaftlich hat die Staatskrise bereits Auswirkungen. So fiel nicht nur das südkoreanische Geschäftsklima auf den schlechtesten Wert seit der Corona-Pandemie. Auch der Kurs der Währung Won sank auf das niedrigste Niveau seit 2009.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Wettbewerbskompass: Kurskorrektur bei Technologiewettbewerb dringend nötig!
19.04.2025

Europa steht vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen: Der globale Technologiewettbewerb spitzt sich zu, geopolitische Krisen...

DWN
Finanzen
Finanzen Digitalisierung im Bürgeramt: Passfotos ab Mai nur noch digital erlaubt
19.04.2025

Ab dem 1. Mai sind in Deutschland im Grunde nur noch digitale Passfotos erlaubt. Das neue Verfahren soll Fälschungen vorbeugen. Wer denkt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Italienische Luxusunternehmen: Prada übernimmt und trägt nun auch Versace
19.04.2025

Über einen möglichen Kauf war seit mehreren Monaten spekuliert worden: Der Luxuskonzern Prada schluckt den Konkurrenten Versace. Damit...

DWN
Technologie
Technologie „Mein alter Job als Softwareentwickler ist weg“ – Jentic-Chef über selbstprogrammierende KI-Agenten
19.04.2025

Der irische Tech-Unternehmer Sean Blanchfield ist überzeugt, dass KI-Agenten menschliche Programmierer und Softwareentwickler zunehmend...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt „We don’t believe in Outsourcing“ – Klöber zeigt, wie Produktion in Deutschland wieder gelingt
18.04.2025

Sitzen, aber richtig: Der Büromöbelhersteller aus Owingen setzt auf Inhouse-Produktion, recycelte Materialien und digitale Innovation –...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 und die Illusion von sicheren, langfristigen Renditen
18.04.2025

Der amerikanische Aktienmarkt befindet sich in turbulenten Zeiten. Angesichts der unvorhersehbaren Handelspolitik von Präsident Donald...

DWN
Finanzen
Finanzen Wertvoller Schmuck im Fokus: So sichern Sie Ihre teuren Schmuckstücke ab
18.04.2025

Die Absicherung wertvoller Schmuckstücke wird immer wichtiger – Hausrat reicht oft nicht aus. Experten raten zu gezieltem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen in Dänemark: Wie Sie mit etwas Hygge ein Haus günstig kaufen können
18.04.2025

Nachdem es 2023 und 2024 in Deutschland zum ersten Mal seit 2013 spürbare Wertverluste auf dem Immobilienmarkt gab, kündigten Experten...