Wirtschaft

Arbeitslosenzahl steigt durch Winterpause - Herausforderungen wachsen

Steigende Arbeitslosenzahl und zunehmende Kurzarbeit sowie eine sinkende Nachfrage nach Arbeitskräften – im Dezember zeigt sich auch die Wirtschaftsflaute deutlich am deutschen Arbeitsmarkt.
03.01.2025 14:25
Aktualisiert: 03.01.2025 14:25
Lesezeit: 2 min

Arbeitslosenzahl: Herausforderungen für den Arbeitsmarkt bleiben bestehen

Eine leicht steigende Arbeitslosenzahl und eine schwächere Zunahme der Beschäftigung – diese Entwicklungen könnten sich laut Einschätzungen der Bundesagentur für Arbeit (BA) auch 2025 auf dem deutschen Arbeitsmarkt fortsetzen. Mit gemischten Gefühlen blicke man auf das Jahr, erklärte die Vorstandsvorsitzende Andrea Nahles in Nürnberg. Die größten Herausforderungen seien die aktuelle Wirtschaftsflaute und der Strukturwandel in der Industrie.

"In diesem Jahr droht Deutschland die Schwelle von drei Millionen Arbeitslosen zu überschreiten", warnte Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger. Dringend notwendig sei daher eine Neuausrichtung der Arbeitsmarktpolitik. "Wir brauchen in der Grundsicherung mehr Fordern und gezielte Anreize. Hohe Teilzeitquoten und kostspielige Anreize für Frührenten kann sich unser Land nicht leisten."

Winterpause auf dem Arbeitsmarkt - Arbeitslosenzahl steigt

Im Dezember 2024 waren nach Angaben der BA 2,807 Millionen Menschen in Deutschland ohne Arbeit, 33.000 mehr als im November. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,1 Punkte auf 6 Prozent. Eine solche Zunahme der Arbeitslosenzahl ist zum Jahresende üblich, da befristete Stellen auslaufen, vor Weihnachten weniger neue Arbeitsverträge abgeschlossen werden und witterungsabhängige Branchen wie das Baugewerbe in dieser Zeit weniger beschäftigt sind.

Laut Nahles sei der Anstieg hauptsächlich auf saisonale Effekte zurückzuführen, doch auch die schwache Wirtschaftslage habe sich ausgewirkt. Saisonbereinigt nahm die Zahl der Arbeitslosen im Dezember um 10.000 im Vergleich zum Vormonat zu. "Im Jahresverlauf ist die Arbeitslosigkeit gestiegen", erklärte sie. Im Durchschnitt des Jahres 2024 lag die Arbeitslosenquote bei 6 Prozent und damit über dem Niveau der Vorjahre.

Herausforderungen für Arbeitslose

"Aktuell ist es für Arbeitslose schwierig, eine neue Anstellung zu finden", sagte Nahles. "Es braucht eine spürbare konjunkturelle Belebung." Seit der zweiten Jahreshälfte 2022 habe die Nachfrage nach Arbeitskräften laut BA merklich abgenommen. Im Jahr 2024 wurden insgesamt 1,5 Millionen offene Stellen gemeldet – ein Tiefststand der vergangenen 25 Jahre. Gleichzeitig erreichte die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit 35,23 Millionen im Oktober nach vorläufigen Hochrechnungen einen neuen Höchststand, wie das Bundesarbeitsministerium berichtete.

Dieser Anstieg sei zuletzt ausschließlich auf Zuwanderer aus Nicht-EU-Ländern zurückzuführen und betreffe vor allem Westdeutschland, erklärte Nahles. Besonders in den Bereichen Gesundheitswesen, öffentlicher Dienst und Erziehungsberufe habe die Beschäftigung zugenommen. Im verarbeitenden Gewerbe hingegen wurden im vergangenen Jahr 90.000 Stellen abgebaut. "Das ist beachtlich", so Nahles.

Auch die Kurzarbeit hat 2024 deutlich zugenommen. Die aktuellsten Daten zeigen, dass im Oktober für 287.000 Beschäftigte konjunkturelles Kurzarbeitergeld gezahlt wurde, verglichen mit 225.000 im September und 165.000 im August. Zwischen dem 1. und 26. Dezember gingen zudem Anträge für 55.000 weitere Beschäftigte ein. Ob diese tatsächlich Kurzarbeitergeld erhielten, blieb jedoch unklar.

Nahles fordert realistischen Blick

Zum 1. Januar wurde die Bezugsdauer für Kurzarbeitergeld bis Jahresende auf bis zu 24 Monate verlängert. Zuvor betrug sie maximal 12 Monate. Laut Bundesarbeitsministerium soll dies Unternehmen mehr Planungssicherheit bieten, um Mitarbeiter halten zu können. Erste Schätzungen der BA zeigen, dass 2024 im Durchschnitt rund 320.000 Beschäftigte Kurzarbeitergeld erhielten, verglichen mit 241.000 im Jahr 2023. Auch 2025 sei mit einer erhöhten Nutzung von Kurzarbeit zu rechnen, so Nahles.

Trotz der Herausforderungen betonte sie, man solle den deutschen Arbeitsmarkt realistisch betrachten, statt pessimistisch zu sein. Im internationalen Vergleich sei er weiterhin solide aufgestellt. Deutschland habe unter den EU-Ländern die viertniedrigste Arbeitslosenquote und liege bei der Erwerbstätigenquote auf Platz sechs.

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