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Deutsche Post streicht 8000 Stellen: Sparmaßnahmen überzeugen Anleger - Dhl-Aktie macht kräftigen Sprung

Die Deutsche-Post-Aktie hat im frühen Handel kräftig zugelegt. Anleger scheinen überzeugt von weitgehenden Sparmaßnahmen des Konzerns. Bis 2027 sollen so eine Milliarde Euro Kosten gesenkt und 8000 Stellen gestrichen werden. Der Stellenabbau erfolgt lediglich zwei Tage nach dem Tarifabschluss mit Verdi für etwa 170.000 Beschäftigte der Brief- und Paketzustellung sowie Logistik.
06.03.2025 11:11
Aktualisiert: 06.03.2025 11:11
Lesezeit: 3 min
Deutsche Post streicht 8000 Stellen: Sparmaßnahmen überzeugen Anleger - Dhl-Aktie macht kräftigen Sprung
Die Deutsche-Post-Aktie zieht dank der Sparmaßnahmen des Konzerns kräftig an. (Foto: dpa) Foto: Oliver Berg

Dhl-Aktie macht kräftigen Sprung: Steigerungsrate von bis zu 12 Prozent

Der Logistikkonzern DHL reagiert mit einem Sparprogramm auf den schleppenden Welthandel und die unsichere geopolitische Lage. In diesem Zusammenhang plant der Dax-Konzern den Abbau von 8.000 Stellen im deutschen Brief- und Paketgeschäft, wie am Donnerstag in Bonn mitgeteilt wurde. Vorstandschef Tobias Meyer sieht in der US-Zollpolitik zwar "sowohl Schatten als auch Licht", kann jedoch aufgrund der veränderten politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen keine feste Prognose für die mittelfristige Entwicklung abgeben.

Für das Jahr 2025 erwartet DHL lediglich eine moderate Verbesserung der Geschäftsergebnisse, nachdem 2024 besser verlief als von Analysten befürchtet. Die Börse reagierte positiv: Die Deutsche-Post-Aktie legte im frühen Handel zeitweise um über 12 Prozent auf 43,52 Euro zu und erreichte damit den höchsten Stand seit einem Jahr. Damit führte das Papier den DAX an. Laut Deutsche-Bank-Experte Andy Chu helfen die Maßnahmen, das Vertrauen der Anleger zu stärken. Die Prognosen für 2025 seien nun realistischer, und der Druck auf das Management durch langfristige Zielsetzungen sei reduziert.

Deutsche Post Aktie im Aufwind: Auch Logistik-Konzern DHL von Sparmaßnahmen betroffen

Das Sparprogramm trägt zudem den Herausforderungen durch Unsicherheit und steigende Kosten Rechnung, erklärte ein Analyst der Deutschen Bank. Er lobte auch die Stabilisierung des freien Barmittelzuflusses, der in der Vergangenheit ein Schwachpunkt gewesen sei. Trotz eines schwierigen makroökonomischen Umfelds habe das Unternehmen drei Milliarden Euro erwirtschaftet. DHL plant weiterhin, mittelfristig ein operatives Ergebnis (Ebit) von über sieben Milliarden Euro zu erzielen. Aufgrund des volatilen Umfelds wurde jedoch keine konkrete Jahresangabe gemacht. "Wir sind aber überzeugt davon, von diesem Jahr an, wieder auf einen Pfad des Wachstums zu kommen", sagte Konzernchef Meyer der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX.

Zuvor hatte er für 2026 einen operativen Gewinn von über sieben Milliarden Euro angestrebt. In welchem Jahr dieses Ziel erreicht wird, hängt jedoch von den Effekten der Sparmaßnahmen und den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ab, erklärte Finanzchefin Melanie Kreis in einer Telefonkonferenz. Im Rekordjahr 2022 hatte DHL sogar 8,4 Milliarden Euro operativen Gewinn erzielt.

Post-Vorstandschef: Trumps Zollpolitik für DHL "sowohl Schatten als auch Licht"

Die Auswirkungen der Zoll- und Handelspolitik auf das Geschäft sind laut Meyer derzeit schwer einzuschätzen. Für DHL gebe es dabei "sowohl Schatten als auch Licht", sagte er. Ähnlich wie beim Brexit könne einerseits ein Rückgang der Sendungszahlen erwartet werden, während andererseits die Wertschöpfung durch zusätzliche Verzollungen steige. "Wir werden sehen, wie sich das die Waage hält." Dementsprechend berücksichtigt der Konzern bei der Prognose für das laufende Jahr keine potenziellen Effekte aus Änderungen in der Zoll- und Handelspolitik. Auch kurzfristige Auswirkungen des am Dienstag von Union und SPD angekündigten Finanzpakets seien nicht einbezogen, so das Management.

Für 2025 rechnet DHL mit einem leichten Anstieg des operativen Gewinns (Ebit) auf mindestens sechs Milliarden Euro. Analysten hatten im Durchschnitt jedoch 6,3 Milliarden Euro erwartet. Der freie Barmittelzufluss (Free Cashflow) soll mit drei Milliarden Euro stabil bleiben und damit leicht über den Erwartungen für 2024 liegen.

Im vergangenen Jahr erzielte der Dax-Konzern mit 5,9 Milliarden Euro im Tagesgeschäft rund sieben Prozent weniger als im Vorjahr. Damit fiel der Rückgang des operativen Ergebnisses jedoch geringer aus als von Analysten befürchtet. Auch der freie Barmittelfluss lag mit drei Milliarden Euro über den Erwartungen. Die selbst gesetzten Ziele wurden somit erreicht. Unterm Strich sank der auf die Aktionäre entfallende Gewinn 2024 um rund neun Prozent auf 3,3 Milliarden Euro. Der Vorstand schlägt der Hauptversammlung eine stabile Dividende von 1,85 Euro je Aktie vor. Zudem soll das Aktienrückkaufprogramm um zwei auf sechs Milliarden Euro erhöht und bis 2026 ausgeweitet werden.

Deutsche Post: Lichtblick Express-Bereich - bis 2027 eine Milliarde Kosten senken

UBS-Analyst Cristian Nedelcu hob hervor, dass das vierte Quartal für DHL besser verlief als erwartet, insbesondere im Express-Bereich, der zeitkritische Sendungen abwickelt. Neben den Jahreszahlen und der Prognose kündigte der Konzern auch ein umfassendes Sparprogramm an, das ab 2027 seine volle Wirkung entfalten soll. Insgesamt sollen die Kosten um mehr als eine Milliarde Euro gesenkt werden, wobei Finanzchefin Kreis offen ließ, wie viel davon reinvestiert wird. Zu den Sparmaßnahmen gehören verstärkte Standardisierung und Automatisierung von Arbeitsprozessen sowie die Zusammenlegung von Zustellgebieten in wenig frequentierten Regionen in den USA und Europa. Auch der Stellenabbau im deutschen Brief- und Paketgeschäft ist Teil des Programms.

In diesem Jahr sollen 8.000 Stellen sozialverträglich abgebaut werden. Ende 2024 beschäftigte DHL im Bereich Post und Paket Deutschland 187.000 Mitarbeitende. Erst am Dienstag hatte der Konzern mit der Gewerkschaft Verdi eine Tarifeinigung für Briefträger und Paketboten erzielt. Konzernchef Meyer nannte mehrere Gründe für den Stellenabbau, darunter das sinkende Briefvolumen, regulatorische Herausforderungen und "einen relativ hohen Tarifabschluss." Er betonte, dass Profitabilität essenziell für Investitionen, Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit sei.

Deutsche Post muss sparen: Probleme bereitet vor allem deutsches Stammgeschäft

Das deutsche Postgeschäft ist seit Langem eine Herausforderung für den Konzern. Während die Briefmenge im digitalen Zeitalter weiter schrumpft – 2023 ging insbesondere die Werbepost deutlich zurück – nahm das Paketvolumen hingegen zu.

Die Bekanntgabe des Stellenabbaus in Deutschland erfolgt lediglich zwei Tage nach dem Tarifabschluss mit Verdi für etwa 170.000 Beschäftigte aus den Bereichen Briefzustellung, Paketzustellung und Logistik. Der auf zwei Jahre angelegte Tarifvertrag sieht zunächst eine Gehaltserhöhung von zwei Prozent vor, gefolgt von einer weiteren Anhebung um drei Prozent im zweiten Jahr. Zusätzlich erhalten alle Mitarbeiter einen zusätzlichen Urlaubstag, während langjährig Beschäftigte einen weiteren zusätzlichen freien Tag bekommen.

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