Politik

Zu teuer oder längst überfällig? Debatte um Ausweitung der Mütterrente hält an

Die geplante Ausweitung der Mütterrente sorgt weiterhin für Diskussionen. Während Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbandes VdK, das Vorhaben befürwortet, spricht sich der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, dagegen aus. Die Deutsche Rentenversicherung gibt an, dass die Erweiterung der Mütterrente etwa fünf Milliarden Euro jährlich kostet.
21.03.2025 10:18
Lesezeit: 1 min

Ausweitung der Mütterrente: Richtig oder falsch?

Laut Sondierungspapier von CDU, CSU und SPD soll die Mütterrente vollständig umgesetzt werden. "Wir vollenden die Mütterrente mit drei Rentenpunkten für alle – unabhängig vom Geburtsjahr der Kinder –, um Gleichwertigkeit und Anerkennung für alle Mütter sicherzustellen", heißt es darin. Damit würden auch Mütter mit vor 1992 geborenen Kindern drei Erziehungsjahre angerechnet bekommen, statt wie bisher maximal zweieinhalb. Insbesondere die CSU hatte diese Maßnahme vorangetrieben.

Die Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD sind derzeit in vollem Gange. Bis zum 24. März sollen die Arbeitsgruppen ihre Vorschläge für den Koalitionsvertrag einreichen, woraufhin die Steuerungsgruppe die Details finalisiert.

Seniorinnen weiterhin häufig von Armut bedroht

"Die Ausweitung der Mütterrente ist eine überfällige Anerkennung der jahrzehntelangen unbezahlten Erziehungsarbeit zahlreicher Müttergenerationen", betonte VdK-Chefin Bentele in den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Auch wenn die Reform spät komme, sei sie nach wie vor notwendig. Mehr als jede fünfte Frau über 65 Jahren gelte als armutsgefährdet.

Bentele forderte zudem, dass die Mütterrente ausschließlich aus Steuermitteln und nicht aus der Rentenkasse finanziert werde. Eine ähnliche Forderung stellte kürzlich auch die Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung, Gundula Roßbach. Sollte die Finanzierung nicht über Steuern erfolgen, müsse der Rentenbeitragssatz um 0,25 Prozentpunkte angehoben werden.

Wirtschaftsexperten plädieren für Reformen im Sozialbereich

IW-Direktor Hüther rief die künftige Regierung dazu auf, die geplante Angleichung der Mütterrente zu überdenken. Zudem sollte die versprochene Sicherung des Rentenniveaus aus den Koalitionsverhandlungen gestrichen werden, da ansonsten ein deutlicher Anstieg der Rentenbeiträge auf 22,4 Prozent drohe, erklärte er in der "Rheinischen Post". Auch ein höheres Renteneintrittsalter sei aus seiner Sicht notwendig.

Steffen Kampeter, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), sprach sich für eine "Sozialabgabenbremse" aus. Dies bedeute keine Kürzungen im Sozialstaat, sondern eine gezieltere Unterstützung. Nur Menschen mit echtem Bedarf sollten staatliche Hilfe erhalten, sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Die hohen Sozialabgaben bezeichnete Kampeter als "Nettoklau". "Beschäftigte verlieren an Motivation, wenn trotz Lohnerhöhung kaum mehr Geld übrig bleibt, weil der Staat immer stärker zugreift", kritisierte er.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kakao-Krise eskaliert: Warum Schokolade neu erfunden werden muss
23.12.2025

Schokolade wird teurer, kleiner und zunehmend anders zusammengesetzt. Hinter den Kulissen zwingt die Kakao-Krise Hersteller, Forscher und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen ZF verkauft Fahrerassistenzgeschäft: 3.750 Mitarbeiter wechseln
23.12.2025

ZF zieht die Reißleine. Mit dem Verkauf seines Fahrerassistenzgeschäfts an die Samsung-Tochter Harman trennt sich der angeschlagene...

DWN
Politik
Politik Autoindustrie im Umbruch: EU passt Emmissionsziele an und schafft neuen Spielraum für Hersteller
23.12.2025

Die EU lockert ihre Emissionsziele für neue Autos ab 2035 und eröffnet damit neue Spielräume für alternative Antriebskonzepte. Welche...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Hilfsarbeitskraft: Deutschlands unterschätzte Welle zur Rettung bei Fachkräftemangel
23.12.2025

Die Krise im deutschen Mittelstand ist real: Der Fachkräftemangel lähmt das Wachstum. Die strategische Antwort darauf ist die...

DWN
Finanzen
Finanzen Dividenden 2025: Finanzsektor glänzt, Autobauer kürzen massiv
23.12.2025

Während die Autobranche unter Druck steht, feiern Banken und Versicherer Rekordzahlen. Für deutsche Aktionäre bedeutet das ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Gold und Silber auf Rekordkurs: Edelmetalle profitieren von Zinserwartungen und Geopolitik
23.12.2025

Edelmetalle rücken erneut in den Fokus der Finanzmärkte und markieren ungewöhnliche Preisbewegungen in einem zunehmend unsicheren...

DWN
Politik
Politik Mike Pompeo über China und Russland: Die wahre Bedrohung für den Westen
23.12.2025

Der frühere US-Außenminister Mike Pompeo entwirft ein Bild globaler Machtverschiebungen, in dem Abschreckung und strategische Klarheit...

DWN
Politik
Politik Nato-Chef Rutte: Wie sich ein Angriff Russlands verhindern lässt
23.12.2025

Ein Nato-Generalsekretär, der von Gefahr spricht, wählt seine Worte nicht leichtfertig. Mark Rutte zeichnet das Bild eines Russland, das...