Politik

Öffentlicher Dienst: Schlichtung mit Kompromissvorschlag - Gestaffelt mehr Lohn und Urlaub

Nach dem Scheitern der Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst haben die Schlichter einen Kompromiss vorgeschlagen. Demnach soll es gestaffelte Lohnerhöhungen von jeweils 3 und 2,8 Prozent geben. Zudem sollen verbesserte Tarifverträge winken sowie Sonderzahlungen und flexiblere Arbeitsmodelle. Die Tarifparteien werden am 5. April erneut über den Vorschlag verhandeln.
28.03.2025 14:26
Aktualisiert: 28.03.2025 14:26
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Nach dem Scheitern der Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen haben die Schlichter einen Kompromissvorschlag präsentiert. Demnach sollen die Gehälter für mehr als 2,5 Millionen Beschäftigte ab dem 1. April 2025 um drei Prozent steigen, mindestens jedoch um 110 Euro monatlich. Zum 1. Mai 2026 ist eine weitere Erhöhung um 2,8 Prozent vorgesehen. Dies gab die Schlichtungskommission unter Leitung des ehemaligen hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU) und des früheren Bremer Staatsrats Hans-Henning Lühr bekannt.

Die Tarifgespräche, die Berufe von der Kinderbetreuung bis zur Müllentsorgung betreffen, waren nach drei Verhandlungsrunden am 17. März gescheitert, sodass die Schlichtungskommission eine Lösung erarbeiten musste. Am 5. April sollen die Tarifparteien erneut über den Vorschlag beraten.

Schwierige Verhandlungen zwischen Gewerkschaften und öffentlicher Dienst

Schlichter Koch betonte, dass es aufgrund der großen Differenzen zwischen den Verhandlungsparteien eine Herausforderung gewesen sei, einen tragfähigen Kompromiss zu finden. Das Ergebnis orientiere sich an bisherigen Einigungen und eröffne zugleich neue Möglichkeiten für flexiblere Arbeitszeiten sowie die freiwillige Ausweitung der Arbeitszeit. Auch Schlichter Lühr hob hervor, dass die Tarifverhandlungen in der aktuellen gesellschaftlichen Lage besonders komplex seien. Der erzielte Kompromiss verbessere die Bedingungen in den zentralen Bereichen Bezahlung und Arbeitszeitgestaltung und mache den öffentlichen Dienst attraktiver.

Die Tarifparteien – Verdi und der dbb Beamtenbund auf Arbeitnehmerseite sowie die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) und das Bundesinnenministerium auf Arbeitgeberseite – haben sich vorerst nicht zum Vorschlag geäußert.

Urlaubstage, Sonderzahlungen und bessere Tarifverträge: Das sind die Eckpunkte des Vorschlags

Der Tarifvertrag soll eine Laufzeit von 27 Monaten haben. Ab 2026 ist eine Erhöhung der Jahressonderzahlung vorgesehen. Beschäftigte außerhalb von Kliniken und Pflegeeinrichtungen sollen zudem die Möglichkeit erhalten, Teile dieser Sonderzahlung in zusätzliche freie Tage umzuwandeln. Ab 2027 soll ein weiterer Urlaubstag hinzukommen.

Eine freiwillige Erhöhung der Wochenarbeitszeit auf bis zu 42 Stunden soll ab 2026 möglich sein. Zudem sollen Verbesserungen bei Langzeitkonten, Gleitzeitregelungen und den Arbeitsbedingungen im Rettungsdienst umgesetzt werden. Schichtzulagen sollen ab dem 1. Juli 2025 steigen: für Schichtarbeit auf 100 Euro, für Wechselschichtarbeit auf 200 Euro. Während der Bund die Angleichung der Arbeitsbedingungen in den Tarifgebieten Ost und West anstrebt, wollen die Kommunen die Eingruppierung von Hebammen und Entbindungspflegern modernisieren.

Tarifstreit: Streiks ausgesetzt

Während der Schlichtung gilt eine Streikpause, doch zuvor hatten Warnstreiks zahlreiche Bereiche wie Kliniken, Pflegeeinrichtungen und Flughäfen betroffen. Die Gewerkschaften forderten ursprünglich eine Gehaltserhöhung von acht Prozent oder mindestens 350 Euro pro Monat sowie drei zusätzliche freie Tage pro Jahr. Die Arbeitgeber hielten diese Forderungen für nicht finanzierbar und boten stattdessen eine Lohnerhöhung von 5,5 Prozent, ein höheres 13. Monatsgehalt sowie höhere Schichtzulagen an – jedoch ohne Einigung auf eine Laufzeit. Da die Gewerkschaften nicht auf das Angebot eingingen, rief die Arbeitgeberseite schließlich die Schlichtung an.

Die 26-köpfige Schlichtungskommission tagte seit Montag unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Letztlich wurde der Vorschlag mehrheitlich beschlossen, wobei Koch als stimmberechtigter Schlichter die entscheidende Stimme hatte.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Business Angels sind keine Almosen-Geber: So knackt man sie trotzdem
16.08.2025

Sie heißen Engel, aber verschenken nichts: Warum Business Angels für Start-ups goldwert sind – und wieso Gründer trotzdem mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft 150 Jahre ohne Steuerprüfung? Personalmangel bremst Steuerkontrollen in Deutschland aus
16.08.2025

In Deutschland können Kleinstbetriebe statistisch gesehen 150 Jahre lang einer Steuerprüfung entgehen – während dem Staat Milliarden...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Deutsche Bahn: Vor diesen Herausforderungen steht der künftige Bahn-Chef
16.08.2025

Richard Lutz muss seinen Posten als Bahnchef räumen - und übergibt dabei zahlreiche Probleme an seinen Nachfolger. Kann der erfolgreicher...

DWN
Technologie
Technologie Laser gegen Putins Drohnen: Europas Hightech-Antwort auf den Krieg
16.08.2025

Während russische Drohnen den Himmel über Europa testen, setzen die Ukraine und die EU auf eine futuristische Waffe: Laser, die für...

DWN
Finanzen
Finanzen Europas Bankenaufsicht warnt: Drei Risiken können das Finanzsystem erschüttern
16.08.2025

Er führt Europas Bankenaufsicht – und sieht drei Gefahren, die selbst starke Institute ins Wanken bringen könnten: geopolitische...

DWN
Politik
Politik Spitzbergen: Russland hat 100 Jahre nach dem Spitzbergen-Vertrag die Arktis genau im Blick
15.08.2025

Vor 100 Jahren wurde der Spitzbergen-Vertrag unterzeichnet – ein Abkommen mit besonderer geopolitischer Brisanz. Heute sorgen Norwegen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Finanzministerium will private Investitionen erleichtern
15.08.2025

Das Finanzministerium plant Änderungen, die private Investitionen in Deutschland attraktiver machen sollen. Doch reichen neue Gesetze und...

DWN
Panorama
Panorama Steuerzahlerbund: Beamtenstatus kritisch hinterfragen
15.08.2025

Der Streit um den Beamtenstatus gewinnt an Schärfe: Politiker und Verbände ringen um Reformen, Kosten steigen, und Bürger fragen sich:...