Personalbeschaffung: Herausforderung für Unternehmen
Die Personalbeschaffung ist nicht nur für potenzielle Mitarbeiter, sondern auch für Unternehmen eine Herausforderung. Personalvermittler müssen die Qualifikation von Kandidaten überprüfen, die in Bewerbungsunterlagen oder im Vorstellungsgespräch nicht immer wahrheitsgemäße Angaben machen. Der international agierende Personalvermittler Grafton Recruitment hat sich dazu entschlossen, einen Markt exemplarisch zu überprüfen und fragte in Polen genauer nach. Die Studie zeigt, dass 24 Prozent der Befragten zugaben, während eines Einstellungsgesprächs gelogen zu haben. Der Rest versicherte, dass sie immer die Wahrheit gesagt hätten. Die Erkenntnisse sind auch für deutsche Unternehmen wertvoll.
„Bewerber haben oft das Gefühl, ohne einen aufgehübschten Lebenslauf keine Chance auf Aufmerksamkeit zu bekommen, besonders wenn die Anforderungen für eine Stelle zu hoch erscheinen. Doch das führt nur zu einem Teufelskreis. Wenn falsche Angaben gemacht werden, ergeben sich später Diskrepanzen zwischen den Fähigkeiten der Bewerber und den tatsächlichen Anforderungen der Stelle“, erklärt Katarzyna Kulik-Kiernoz, Personalexpertin bei Grafton Recruitment.
Welche Lügen geben Bewerber am häufigsten zu?
Die häufigsten „Ausschmückungen“ betreffen Fremdsprachenkenntnisse. Rund 49 Prozent der Befragten räumten ein, ihre Sprachfertigkeiten zu übertreiben. 35 Prozent gaben an, über ihre technischen Fähigkeiten gelogen zu haben, während 11 Prozent falsche Angaben zur Berufserfahrung machten. Auch die Angaben zur Ausbildung sind nicht immer korrekt, 6 Prozent der Bewerber gaben hier Falsches an.
Wie Personalvermittler Lügen enttarnen können
Ein erfahrener Personalvermittler sollte in der Lage sein, Anzeichen dafür zu erkennen, dass ein Kandidat die Wahrheit nicht ganz so genau nimmt. Hierfür gibt es eine Reihe von Indikatoren, die auf Schummeleien hinweisen können:
- Unklare Antworten auf präzise Fragen: Wenn ein Bewerber keine klaren Antworten auf konkrete Fragen geben kann oder sehr lange Sprechpausen macht, könnte dies auf eine Ausschmückung hinweisen.
- Diskrepanzen zwischen Bewerbungsunterlagen und Gespräch: Wenn die Angaben im Lebenslauf und die Aussagen des Bewerbers im Interview nicht übereinstimmen, sollte dies Anlass zur Vorsicht geben.
- Weigerung, nachgewiesene Fähigkeiten zu zeigen: Kandidaten, die sich weigern, ihre angegebenen Fremdsprachenkenntnisse oder technischen Fertigkeiten zu belegen, sind ein deutliches Warnsignal.
„Personalvermittler setzen verschiedene Techniken ein, um die Richtigkeit der Angaben zu überprüfen. Referenzen von früheren Arbeitgebern sind dabei besonders hilfreich. Zudem kann es sinnvoll sein, dieselbe Frage in mehreren Phasen des Einstellungsprozesses zu stellen – die Antworten sollten dann konsistent sein“, so Michał Piernik, Business Development Manager bei Grafton Recruitment.
Zusätzlich können situative Fragen helfen, die Echtheit der Angaben zu überprüfen. Wenn der Bewerber aufgefordert wird, von einer konkreten Situation zu berichten, sind die Antworten häufig detaillierter und geben einen besseren Einblick in die tatsächlichen Fähigkeiten. Je mehr Einzelheiten ein Kandidat nennt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass er die Wahrheit sagt.
Einsatz von Wissenstests als Sicherheitsnetz
Um die Glaubwürdigkeit der Angaben weiter zu prüfen, können Personalverantwortliche auch auf Tests zurückgreifen, die die fachlichen Kenntnisse des Bewerbers überprüfen. Dies ist besonders wichtig, wenn der Bewerber behauptet, über spezielle Fähigkeiten zu verfügen, aber keine Möglichkeit bietet, diese in der Praxis zu belegen.
Insgesamt zeigt die Studie von Grafton Recruitment, wie wichtig es ist, als Personalvermittler wachsam zu bleiben und nicht jede Bewerbung auf den ersten Blick als wahrheitsgemäß anzusehen. Durch gezielte Nachfragen, Tests und den Abgleich von Informationen können Lügen im Bewerbungsprozess aufgedeckt und der richtige Kandidat für die Stelle gefunden werden.