Frankreich überholt Deutschland bei Asylanträgen - März-Zahlen auf neuem Tiefstand
Zum Vergleich: Im gesamten Kalenderjahr 2024 lag Deutschland mit 250.615 Anträgen weiterhin klar vor Spanien mit 166.175 und Italien mit 158.605 auf Platz eins.
Für den März liegt ein europaweiter Vergleich bislang nicht vor. In Deutschland jedoch sank die Zahl der Asylanträge weiter auf 10.647, darunter 8.983 Erstanträge. Das entspricht einem Rückgang um 19,7 Prozent im Vergleich zum Februar und einem Minus von 45,3 Prozent gegenüber März 2024. Es ist der niedrigste März-Wert seit 2022. Ursache ist vor allem der Rückgang von Anträgen aus den Hauptherkunftsländern Syrien, Afghanistan und der Türkei.
Im gesamten ersten Quartal 2025 wurden 41.123 Asylanträge registriert, darunter 36.136 Erstanträge. Im entsprechenden Zeitraum des Vorjahres waren es 71.061 Anträge, davon 65.419 Erstanträge. Aus Syrien, das seit Langem von Bürgerkrieg betroffen ist, halbierte sich die Zahl der Erstanträge im Jahresvergleich: von 19.687 auf 9.861. Bei Erstanträgen aus der Türkei betrug der Rückgang 61,2 Prozent, es wurden nur noch 3.755 registriert. Aus Afghanistan sank die Zahl der Erstanträge um 42,5 Prozent auf 5.616.
Faeser: Migration durch Maßnahmen eingedämmt
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte, dass die irreguläre Migration nach Europa "durch ein starkes Bündel an Maßnahmen, durch eigenes deutsches Handeln und enge europäische Kooperation" deutlich reduziert worden sei. Das neue europäische Asylsystem (GEAS) müsse nun umgesetzt werden, "damit wir auch die EU-Außengrenzen besser schützen und dauerhaft zu einer fairen Verteilung von Geflüchteten in der EU kommen".
Nach Einschätzung von Bamf-Präsident Hans-Eckhard Sommer ist der Rückgang bei den Asylanträgen allerdings in erster Linie auf serbische Maßnahmen an der Grenze zu Ungarn zurückzuführen. In einem Vortrag Ende März, den er als persönliche Meinung kennzeichnete, sagte Sommer, es sei nicht sinnvoll, weiter am individuellen Asylrecht festzuhalten und auf GEAS-Reformen zu vertrauen. Stattdessen plädierte er für humanitäre Aufnahmen "in beachtlicher Höhe", abhängig etwa von der Integrationskraft des Arbeitsmarkts.
Schutzquote sinkt wegen Entscheidungsstopp
Nur 18,5 Prozent der Antragsteller erhielten zuletzt einen Schutzstatus. Zum Vergleich: Im Jahr 2024 lag die Schutzquote noch bei 44,4 Prozent. Derzeit ist die Aussagekraft dieser Zahl jedoch begrenzt, da wegen der politischen Lage in Syrien ein Entscheidungsstopp gilt. Verfahren syrischer Antragsteller werden aktuell nur in Ausnahmefällen abgeschlossen. Ein Zeitpunkt für die Aufhebung des Stopps ist weiterhin unklar. Ende März waren bundesweit noch 180.597 Verfahren anhängig – das sind 7,5 Prozent weniger als im Vormonat.
Die europäische Dublin-Verordnung zur Zuständigkeit für Asylverfahren zeigt aus deutscher Sicht weiter erhebliche Defizite. Von Januar bis März stellte Deutschland im Rahmen der Regelung insgesamt 13.223 Übernahmegesuche an andere EU-Staaten, in denen Asylsuchende zuerst registriert worden waren. 8.929 dieser Ersuchen wurden von den betroffenen Ländern bejaht. Doch nur 1.715 Überstellungen wurden laut Statistik des Bamf tatsächlich vollzogen.