Daimler Truck senkt Prognose für 2025 wegen Nordamerika
Die Daimler Truck-Aktie geriet nach einer Prognosekorrektur wegen wachsender Unsicherheit auf dem Schlüsselmarkt Nordamerika durch US-Zölle zunächst unter Druck. Vorstandschefin Karin Radström erwartet in der Region geringere Lkw-Verkäufe – entsprechend rechnet das DAX-Unternehmen nun auch mit einem niedrigeren Jahresumsatz und weniger Gewinn. Absatz und Marktentwicklung in Nordamerika werden zurückhaltender bewertet, wie Daimler Truck am Dienstagabend überraschend in Leinfelden-Echterdingen mitteilte. Das erste Quartal verlief allerdings deutlich besser als erwartet.
Daimler Truck-Aktie führt DAX trotz Rückschlag wieder an
Die Daimler Truck-Aktie konnte die anfänglichen Verluste im Tagesverlauf vollständig wettmachen und führte den DAX mit einem Plus von 2,4 Prozent auf 40,72 Euro an. Direkt nach Börseneröffnung war das Papier zunächst 1 Prozent im Minus. Vom Jahreshoch bei 45,33 Euro im März war der Kurs nach Zollaussagen von US-Präsident Donald Trump auf rund 30 Euro gefallen, bevor sich die Daimler Truck-Aktie zuletzt deutlich auf knapp 40 Euro erholen konnte.
Nick Housdon von der RBC nannte das operative Ergebnis von Daimler Truck "beeindruckend". Für JPMorgan-Analyst Akshat Kacker war das Quartal sogar "herausragend". Auch Michael Aspinall von Jefferies erklärte, die Ergebnisse seien besser ausgefallen als erwartet. Allerdings sei der Auftragseingang in Nordamerika stark eingebrochen – was wenig überraschte, so die Experten.
Umsatzprognose von Daimler Truck wird deutlich reduziert
Im Industriebereich ohne Finanzsparte erwartet das Führungsteam von Radström und Finanzvorständin Eva Scherer im Jahr 2025 nun einen Umsatz von nur noch 48 bis 51 Milliarden Euro. Zuvor waren 52 bis 54 Milliarden geplant gewesen. Seit den Zollaussagen von Trump herrscht Unsicherheit bei US-Logistikern darüber, wie das Geschäft weiterläuft und welche Mengen noch inländisch transportiert werden. Dies wirkt sich negativ auf die Investitionsfreude der Daimler Truck-Kunden aus.
Im ersten Quartal brach der Auftragseingang im Nordamerika-Segment um 29 Prozent auf 31.740 Fahrzeuge ein. Dank Zuwächsen bei Mercedes-Benz in Europa sowie in Asien ging der gesamte Auftragseingang lediglich um drei Prozent auf 103.151 Einheiten zurück. Der Wettbewerber Traton aus dem VW-Konzern berichtete hingegen von einem Bestellplus. Traton ist mit Marken wie MAN, Scania, International sowie VW Trucks & Bus eher auf Europa ausgerichtet – anders als Daimler Truck.
Daimler Truck-Aktie bleibt trotz Ausblick stabil: Geringere Lkw-Verkäufe in USA erwartet
Für den nordamerikanischen Markt rechnet Daimler Truck dieses Jahr nur noch mit einem Absatz von 155.000 bis 175.000 Lkw, während bisher 180.000 bis 200.000 Einheiten prognostiziert waren. Auch der gesamte US-Highway-Schwerlastmarkt wird schwächer eingeschätzt. Mit seinen Marken Freightliner und Western Star ist Daimler Truck dort jedoch führend – und erzielt einen Großteil des Konzerngewinns. Für den Gesamtkonzern erwartet der Vorstand nun 430.000 bis 460.000 Fahrzeuge statt wie bisher 460.000 bis 480.000 Einheiten.
"Angesichts der steigenden wirtschaftlichen Unsicherheit und des daraus resultierenden Drucks auf die Nachfrage in den USA, haben wir unsere Absatzerwartung für das Gesamtjahr reduziert, während wir unseren Renditeausblick unverändert belassen", erklärte Finanzchefin Scherer. Preise und Kosten sind damit nicht das Problem: Im Industriegeschäft sollen auch 2025 von 100 Euro Umsatz weiterhin 8 bis 10 Euro operativer Gewinn (Ebit) vor Sondereffekten verbleiben. In Nordamerika rechnet Scherer laut Analystencall jedoch mit dem unteren Ende der dortigen Margenspanne von 11 bis 13 Prozent – trotz eines möglicherweise starken zweiten Quartals.
Angesichts der rückläufigen Verkäufe und der schwächeren Lage im Finanzierungsgeschäft in Nordamerika erwartet Daimler Truck auf Konzernebene beim bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern nun nur noch eine Spanne von minus bis plus 5 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert von 4,7 Milliarden Euro. Zuvor war ein Zuwachs von 5 bis 15 Prozent eingeplant.
Daimler Truck-Aktie profitiert von soliden Quartalszahlen
Trotz allem fiel das erste Quartal besser aus als viele Experten erwartet hatten. Der Umsatz im Fahrzeugbereich sank im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 7 Prozent auf 11,6 Milliarden Euro, das bereinigte operative Ergebnis ging lediglich um 4 Prozent auf 1,16 Milliarden Euro zurück. In Europa lief es schlechter, hier hat Radström bei Mercedes-Benz ein milliardenschweres Sparprogramm gestartet, von dem auch Stellen in Deutschland betroffen sein werden.
Analysten hatten mit schwächeren Zahlen gerechnet. Besonders erfreulich fiel die operative Umsatzrendite im Industriegeschäft aus, die um 0,3 Prozentpunkte auf 9,6 Prozent stieg – ein Wert, der die Erwartungen übertraf. Der auf Aktionäre entfallende Nettogewinn sank nur um vier Prozent auf 770 Millionen Euro – ein weiteres Signal, dass die Daimler Truck-Aktie aktuell widerstandsfähig bleibt.