Finanzen

Daimler Truck-Aktie trotz Prognosesenkung an DAX-Spitze: Lkw-Bauer wehrt sich erfolgreich gegen US-Zölle

Die Daimler Truck-Aktie trotzt schlechten Nachrichten, überrascht Anleger – doch bleibt der Aufwärtstrend stabil? Zwischen US-Zöllen, Absatzrückgang und Analystenlob stellt sich die Frage: Daimler Truck-Aktie kaufen oder abwarten?
14.05.2025 17:11
Lesezeit: 3 min
Daimler Truck-Aktie trotz Prognosesenkung an DAX-Spitze: Lkw-Bauer wehrt sich erfolgreich gegen US-Zölle
Ein Lastwagen von Mercedes-Benz steht vor der Zentrale der Dachmarke Daimler Truck (Foto: dpa). Foto: Bernd Weißbrod

Daimler Truck senkt Prognose für 2025 wegen Nordamerika

Die Daimler Truck-Aktie geriet nach einer Prognosekorrektur wegen wachsender Unsicherheit auf dem Schlüsselmarkt Nordamerika durch US-Zölle zunächst unter Druck. Vorstandschefin Karin Radström erwartet in der Region geringere Lkw-Verkäufe – entsprechend rechnet das DAX-Unternehmen nun auch mit einem niedrigeren Jahresumsatz und weniger Gewinn. Absatz und Marktentwicklung in Nordamerika werden zurückhaltender bewertet, wie Daimler Truck am Dienstagabend überraschend in Leinfelden-Echterdingen mitteilte. Das erste Quartal verlief allerdings deutlich besser als erwartet.

Daimler Truck-Aktie führt DAX trotz Rückschlag wieder an

Die Daimler Truck-Aktie konnte die anfänglichen Verluste im Tagesverlauf vollständig wettmachen und führte den DAX mit einem Plus von 2,4 Prozent auf 40,72 Euro an. Direkt nach Börseneröffnung war das Papier zunächst 1 Prozent im Minus. Vom Jahreshoch bei 45,33 Euro im März war der Kurs nach Zollaussagen von US-Präsident Donald Trump auf rund 30 Euro gefallen, bevor sich die Daimler Truck-Aktie zuletzt deutlich auf knapp 40 Euro erholen konnte.

Nick Housdon von der RBC nannte das operative Ergebnis von Daimler Truck "beeindruckend". Für JPMorgan-Analyst Akshat Kacker war das Quartal sogar "herausragend". Auch Michael Aspinall von Jefferies erklärte, die Ergebnisse seien besser ausgefallen als erwartet. Allerdings sei der Auftragseingang in Nordamerika stark eingebrochen – was wenig überraschte, so die Experten.

Umsatzprognose von Daimler Truck wird deutlich reduziert

Im Industriebereich ohne Finanzsparte erwartet das Führungsteam von Radström und Finanzvorständin Eva Scherer im Jahr 2025 nun einen Umsatz von nur noch 48 bis 51 Milliarden Euro. Zuvor waren 52 bis 54 Milliarden geplant gewesen. Seit den Zollaussagen von Trump herrscht Unsicherheit bei US-Logistikern darüber, wie das Geschäft weiterläuft und welche Mengen noch inländisch transportiert werden. Dies wirkt sich negativ auf die Investitionsfreude der Daimler Truck-Kunden aus.

Im ersten Quartal brach der Auftragseingang im Nordamerika-Segment um 29 Prozent auf 31.740 Fahrzeuge ein. Dank Zuwächsen bei Mercedes-Benz in Europa sowie in Asien ging der gesamte Auftragseingang lediglich um drei Prozent auf 103.151 Einheiten zurück. Der Wettbewerber Traton aus dem VW-Konzern berichtete hingegen von einem Bestellplus. Traton ist mit Marken wie MAN, Scania, International sowie VW Trucks & Bus eher auf Europa ausgerichtet – anders als Daimler Truck.

Daimler Truck-Aktie bleibt trotz Ausblick stabil: Geringere Lkw-Verkäufe in USA erwartet

Für den nordamerikanischen Markt rechnet Daimler Truck dieses Jahr nur noch mit einem Absatz von 155.000 bis 175.000 Lkw, während bisher 180.000 bis 200.000 Einheiten prognostiziert waren. Auch der gesamte US-Highway-Schwerlastmarkt wird schwächer eingeschätzt. Mit seinen Marken Freightliner und Western Star ist Daimler Truck dort jedoch führend – und erzielt einen Großteil des Konzerngewinns. Für den Gesamtkonzern erwartet der Vorstand nun 430.000 bis 460.000 Fahrzeuge statt wie bisher 460.000 bis 480.000 Einheiten.

"Angesichts der steigenden wirtschaftlichen Unsicherheit und des daraus resultierenden Drucks auf die Nachfrage in den USA, haben wir unsere Absatzerwartung für das Gesamtjahr reduziert, während wir unseren Renditeausblick unverändert belassen", erklärte Finanzchefin Scherer. Preise und Kosten sind damit nicht das Problem: Im Industriegeschäft sollen auch 2025 von 100 Euro Umsatz weiterhin 8 bis 10 Euro operativer Gewinn (Ebit) vor Sondereffekten verbleiben. In Nordamerika rechnet Scherer laut Analystencall jedoch mit dem unteren Ende der dortigen Margenspanne von 11 bis 13 Prozent – trotz eines möglicherweise starken zweiten Quartals.

Angesichts der rückläufigen Verkäufe und der schwächeren Lage im Finanzierungsgeschäft in Nordamerika erwartet Daimler Truck auf Konzernebene beim bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern nun nur noch eine Spanne von minus bis plus 5 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert von 4,7 Milliarden Euro. Zuvor war ein Zuwachs von 5 bis 15 Prozent eingeplant.

Daimler Truck-Aktie profitiert von soliden Quartalszahlen

Trotz allem fiel das erste Quartal besser aus als viele Experten erwartet hatten. Der Umsatz im Fahrzeugbereich sank im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 7 Prozent auf 11,6 Milliarden Euro, das bereinigte operative Ergebnis ging lediglich um 4 Prozent auf 1,16 Milliarden Euro zurück. In Europa lief es schlechter, hier hat Radström bei Mercedes-Benz ein milliardenschweres Sparprogramm gestartet, von dem auch Stellen in Deutschland betroffen sein werden.

Analysten hatten mit schwächeren Zahlen gerechnet. Besonders erfreulich fiel die operative Umsatzrendite im Industriegeschäft aus, die um 0,3 Prozentpunkte auf 9,6 Prozent stieg – ein Wert, der die Erwartungen übertraf. Der auf Aktionäre entfallende Nettogewinn sank nur um vier Prozent auf 770 Millionen Euro – ein weiteres Signal, dass die Daimler Truck-Aktie aktuell widerstandsfähig bleibt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Finanzen
Finanzen Boomer-Soli: Experten wollen einen Rentensoli zur Sicherung der Rentenkassen
16.07.2025

Wenn Millionen Menschen aus der Babyboomer-Generation in den Ruhestand gehen, wird das Rentensystem extrem belastet. Ökonomen des DIW...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis: Wie China und die USA den Markt dominieren
16.07.2025

Gold erlebt ein Comeback – und diesmal greifen nicht nur Kleinanleger zu. Nach Jahren der Zurückhaltung investieren...

DWN
Finanzen
Finanzen Aus für Steuerklärung wegen Fachkräftemangel? Gewerkschaft fordert die Abschaffung für Arbeitnehmer und Rentner
16.07.2025

Kurz vor Ablauf der Abgabefrist für das Jahr 2024 hat die Deutsche Steuer-Gewerkschaft gefordert, die Steuererklärung für Arbeitnehmer...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Generation Z: Warum junge Beschäftigte unter Druck stehen
16.07.2025

Die Generation Z leidet besonders unter psychischen Belastungen im Job. Das hat nicht nur mit Corona zu tun, sondern auch mit verhärteten...

DWN
Technologie
Technologie Oracle-Investition: Zwei Milliarden Dollar für deutsche Cloud-Infrastruktur
16.07.2025

Die Nachfrage nach Rechenleistung für KI-Anwendungen explodiert – und Oracle reagiert. Der US-Konzern investiert zwei Milliarden Dollar...

DWN
Politik
Politik US-Zölle als Wirtschaftskrieg: Trump zielt auf Europas Wohlstand
15.07.2025

Mit 30-Prozent-Zöllen will Donald Trump die europäische Wirtschaft in die Knie zwingen – und trifft damit ausgerechnet die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas seltene Chance: Schwedisches Metallvorkommen soll Abhängigkeit von China brechen
15.07.2025

In Schwedens Norden liegt Europas größte Hoffnung auf Rohstoffsouveränität. Doch der Fund der Seltenen Erden birgt Zielkonflikte,...

DWN
Immobilien
Immobilien Grunderwerbsteuer sparen: So zahlen Käufer weniger beim Immobilienkauf
15.07.2025

Der Kauf einer Immobilie wird schnell teurer als geplant – oft durch hohe Nebenkosten. Besonders die Grunderwerbsteuer kann kräftig...