Politik

USA sollen Deepseek-Gründer ins Visier nehmen – droht China der KI-Krieg?

Peking warnt: Top-KI-Manager wie der Deepseek-Gründer könnten im Ausland von US-Behörden entführt werden. Droht ein gefährlicher Schlagabtausch im KI-Machtkampf?
27.05.2025 13:56
Aktualisiert: 27.05.2025 13:56
Lesezeit: 2 min
USA sollen Deepseek-Gründer ins Visier nehmen – droht China der KI-Krieg?
Deepseek-Gründer in Gefahr? Peking warnt vor USA-Reisen. (Foto: dpa | Patrick Pleul) Foto: Patrick Pleul

Chinas KI-Vorzeigeprojekt unter Druck

In chinesischen Regierungskreisen wächst offenbar die Sorge, dass Liang Wenfeng, der Gründer des aufstrebenden KI-Unternehmens Deepseek, sowie weitere Topmanager der Branche im Ausland von US-Behörden verhaftet oder entführt werden könnten. Aus diesem Grund, so Insider, wird ihnen geraten, China nicht zu verlassen. Das berichtet Dagens Industri (Di).

Deepseek gilt als eine der größten Innovationsleistungen Chinas in der jüngeren Geschichte. Die KI-Firma hat international Aufsehen erregt und wird im Inland gefeiert. Für Gründer Liang Wenfeng aber ist der internationale Erfolg nicht nur ein Segen, sondern auch ein Risiko.

„Es besteht die Gefahr, dass der Gründer des Unternehmens von ausländischen Behörden verhaftet oder gar entführt wird, sollte er das Land verlassen. Daher rät ihm die Regierung dringend, in China zu bleiben“, erklärt eine mit den Regierungsabläufen vertraute Quelle in Peking. Eine zweite, ebenfalls anonyme Quelle in China bestätigt diese Einschätzung.

Parallelen zum Fall Huawei

Beobachter ziehen Parallelen zum Fall Meng Wanzhou, der Finanzchefin von Huawei und Tochter des Firmengründers Ren Zhengfei. Sie war 2018 auf Betreiben der USA am Flughafen von Vancouver verhaftet worden – wegen des Verdachts auf Bankbetrug und Verstöße gegen US-Sanktionen. In Peking wurde der Fall als politisch motiviert eingestuft und sorgte für erhebliche Spannungen zwischen Washington und Peking.

Zielscheibe im Technologiekonflikt

Wie kaum ein anderes Unternehmen ist Deepseek in den eskalierenden Technologiekonflikt zwischen den USA und China geraten. Washington wirft der Firma vor, gegen US-Exportkontrollen verstoßen, illegal Daten von amerikanischen Nutzern gesammelt und widerrechtlich KI-Modelle von OpenAI verwendet zu haben.

Eine US-Regierungskommission, die die technologische Konkurrenz zwischen den beiden Großmächten untersucht, stufte Deepseek als „ernste Bedrohung für die nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten“ ein. Das Unternehmen habe enge Verbindungen zur chinesischen Armee und zur Kommunistischen Partei, so die Vorwürfe.

Zudem soll Deepseek laut Berichten von Di systematisch chinesische Propaganda verbreiten.

Reisebeschränkungen für Chinas KI-Elite

Bereits Anfang des Jahres hatte die chinesische Regierung laut Wall Street Journal Führungskräften und Mitarbeitern führender KI-Firmen von Reisen in die USA abgeraten – aus Sorge, dass vertrauliche Informationen abfließen oder Personen als geopolitische Druckmittel festgesetzt werden könnten.

„Schlüsselpersonen von strategischer Bedeutung wird in China häufig von Auslandsreisen abgeraten. Ob Deepseeks Topmanagement tatsächlich konkret von Festnahmen bedroht ist, lässt sich schwer einschätzen. Aber es überrascht nicht, wenn Peking diese Möglichkeit einkalkuliert“, meint Joseph Cheng Yu-shek, emeritierter Professor für Politikwissenschaft an der City University of Hongkong.

„Das wirft kein gutes Licht auf die USA“, so Cheng weiter.

Interne Maßnahmen und internationale Kritik

Laut einem Bericht von The Information hat Deepseek unterdessen selbst Maßnahmen ergriffen: Mitarbeiter wurden dazu aufgefordert, keine Auslandsreisen zu unternehmen, und mehreren Angestellten sollen die Reisepässe abgenommen worden sein.

Sari Arho Havrén, China-Expertin am Royal United Services Institute for Defence and Security Studies in London, warnt indes vor Übertreibungen:

„Ich halte es für wahrscheinlicher, dass sich die USA auf Sanktionen oder Exportbeschränkungen gegenüber Deepseek konzentrieren werden. Die Gerüchte über mögliche Festnahmen könnten eine Überreaktion auf die zunehmenden Handelskonflikte darstellen“, so Havrén.

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