Technologie

5G an der Bahnstrecke: Testlauf auf Hamburg–Berlin soll Durchbruch bringen

Arbeiten, streamen, telefonieren – all das soll im Zug endlich störungsfrei möglich sein. Mobilfunkkonzerne, Bahn und Politik ziehen dafür erstmals gemeinsam an einem Strang. Ein Pilotprojekt auf der Strecke Hamburg–Berlin soll zeigen, wie neue Antennentechnik und Frequenzmanagement die digitale Misere entlang deutscher Gleise beenden könnten.
13.06.2025 07:31
Lesezeit: 2 min

Neue Masten und bessere Frequenzausnutzung

Mit kompakten, neuartigen Funkmasten direkt am Gleis und einer besseren Nutzung der 5G-Frequenzen planen die vier deutschen Mobilfunkanbieter und die Bahn, ihre Kunden im Zug durchgängig mit Hochgeschwindigkeits-Internet zu versorgen. Den Auftakt in dem bundesweiten Forschungs- und Entwicklungsprojekt bildet die Suche nach konkreten technischen Lösungen zur Ausleuchtung der Bahnstrecke Hamburg–Berlin.

Starke Partnerschaft für Innovation

An dem Projekt beteiligt sind neben der Deutschen Bahn (DB) und den Mobilfunkunternehmen 1&1, Deutsche Telekom, O2 Telefónica sowie Vodafone auch der Funkmastbetreiber Vantage Towers, der Netzwerkausrüster Ericsson sowie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der Bahnnetzbetreiber Regio Infra Nord-Ost (RIN). Das Bundesdigitalministerium fördert das Projekt finanziell.

"Gigabit im Zug kein Zukunftstraum"

Digitalminister Karsten Wildberger (CDU) erklärte, Highspeed-Internet in der Bahn dürfe kein Zukunftstraum bleiben. "Für einen modernen Staat muss es selbstverständlich sein, dass die Menschen auch im Zug ohne Einschränkungen das Internet zum Arbeiten, Streamen und Telefonieren nutzen können." Damit dies gelinge, seien jedoch komplexe technische Herausforderungen zu bewältigen.

Hamburg–Berlin als Teststrecke

Die 278 Kilometer lange Bahnverbindung zwischen Hamburg und Berlin gehört zu den meistbefahrenen Strecken Deutschlands. Täglich verkehren hier bis zu 230 Züge mit bis zu 30.000 Fahrgästen. Diese Strecke steht exemplarisch für die Misere der Mobilfunkversorgung entlang der Bahntrassen in Deutschland. Denn die Passagiere können sich bislang nicht darauf verlassen, durchgehend mit akzeptabler Datengeschwindigkeit online zu sein.

Technikprobleme bremsen Empfang

Das liegt zum einen an der schwachen Netzabdeckung in den ländlichen Abschnitten der Strecke. Die Qualität der Mobilfunkverbindung hängt aber auch von der Verglasung der eingesetzten Züge ab. Vor Jahren ließ die Bahn die Scheiben bestimmter ICE-Züge beschichten, damit sich die Wagen nicht zu stark durch Sonneneinstrahlung aufheizen. Diese Folien blockieren jedoch die Mobilfunksignale. Neuere ICE-Züge besitzen bereits funkdurchlässige Scheiben. Bei älteren Fahrzeugen werden die Scheibenfolien mit einem Laser angeritzt, um sie für Mobilfunksignale durchlässig zu machen.

Projekt "Gigabit Innovation Track XT" gestartet

In dem in Berlin vorgestellten aktuellen Projekt "Gigabit Innovation Track XT" (GINT XT) erproben die Mobilfunkanbieter und ihre Partner, wie sich Basisstationen, Software und Antennen gemeinsam durch alle vier Mobilfunknetzbetreiber nutzen lassen. Gesendet werde für leistungsfähige Datenverbindungen vorrangig im Frequenzbereich von 3,6 Gigahertz. Ergänzend testet man sowohl niedrigere Frequenzen mit größerer Reichweite als auch höhere Frequenzbereiche. Auch die Kompatibilität des öffentlichen Mobilfunks mit dem künftigen Bahnfunk FRMCS wird untersucht.

Gemeinsame Tests zeigen Machbarkeit

Markus Haas, Chef von O2 Telefónica, erklärte, die Projektbeteiligten wollten gemeinsam "den Grundstein für eine neue Ära digitaler Vernetzung im Zug legen". "Die ersten Tests zeigen: Gigabit am Gleis ist machbar, wenn alle mit anpacken." Die Nutzung des gesamten 5G-Spektrums solle nun mehr Klarheit schaffen.

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