Technologie

Saab testet KI-Kampfpilot: Menschliche Piloten unterliegen zunehmend

Künstliche Intelligenz gewinnt erstmals Luftkämpfe gegen Piloten im Saab Gripen – und das mit realer Bordwaffe. Schweden testet den Luftkrieg der Zukunft.
16.06.2025 05:57
Lesezeit: 1 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Saab testet KI-Kampfpilot: Menschliche Piloten unterliegen zunehmend
Ein Saab Gripen im Einsatz: Der schwedische Kampfjet dient nun auch als Testplattform für KI-Piloten – ein Meilenstein auf dem Weg zur autonomen Luftkriegsführung. (Foto: dpa) Foto: Gregor Fischer

Der schwedische Rüstungskonzern Saab lässt künstliche Intelligenz gegen erfahrene Kampfpiloten antreten – mit überraschendem Ausgang. Die Tests markieren den Beginn eines militärischen Paradigmenwechsels.

Am 28. Mai 2025 um 11:53 Uhr startete ein Gripen E-Kampfjet vom Saab-Testflugplatz im schwedischen Linköping zu einem außergewöhnlichen Einsatz: Im Cockpit saß kein Mensch, sondern ein KI-gesteuerter Flugagent mit dem Codenamen Centaur. In mehreren Gefechtssimulationen der Kategorie „Beyond Visual Range“ (BVR) – also über Distanzen von mehr als 100 Kilometern – setzte sich die KI mehrfach gegen einen erfahrenen menschlichen Piloten durch.

Der Mann, der der Maschine unterlag, ist Marcus Wandt, Leiter für Innovationen bei Saab, selbst Ex-Kampfpilot und ehemaliger Astronaut. Wandt bewertet den Ausgang nüchtern: „Aktuell liegt die Erfolgsquote bei etwa 50:50 – aber ich bin überzeugt, dass es bald sehr schwer sein wird, die KI zu schlagen.“

Militärische KI in der Praxis angekommen

Das Projekt wurde vom schwedischen Verteidigungsamt FMV gefördert und ist Teil eines Zukunftsprogramms, das das Kampfflugzeug der 2050er-Jahre vorbereiten soll. Es ist zugleich ein Testlauf für die Integration autonomer Systeme in bestehende Waffensysteme. Der KI-Agent „Centaur“ wurde vom Technologieunternehmen Helsing entwickelt, einem Rüstungskonsortium, an dem auch Spotify-Gründer Daniel Ek beteiligt ist.

Die künstliche Intelligenz konnte 30 Jahre simulierte Trainingszeit innerhalb weniger Tage verarbeiten. Innerhalb von nur sechs Monaten gelang Saab der Sprung vom Simulator zur realen Flugkampfumgebung.

Der technologische Taktgeber aus Schweden

Was Saab von anderen Programmen – etwa dem KI-Test der US Air Force mit F-16-Kampfflugzeugen – unterscheidet, ist die volle Integration in das operative System des Gripen E, ohne dass eine Neuzertifizierung erforderlich war. „Das ist weltweit einzigartig“, erklärt Johan Segertoft, Leiter der Gripen-Sparte bei Saab. Zudem sei der Gripen das einzige Kampfflugzeug, das unter anspruchsvollen Bedingungen – etwa über der Ostsee – operieren könne, ohne auf landbasierte Systeme angewiesen zu sein.

Saab-Manager Peter Nilsson bringt die strategische Relevanz der Entwicklung auf den Punkt: „Die technologische Entwicklung war noch nie so schnell wie heute – und wird auch nie wieder so langsam sein.“

Vom Schachbrett in die Luftverteidigung

Der historische Vergleich ist offensichtlich: Als IBMs Supercomputer Deep Blue 1996 den Schachweltmeister Garry Kasparov besiegte, leitete dies einen Wendepunkt ein. Heute gelten Mensch gegen Maschine im Schach als chancenlos. Auch im Luftkampf beginnt sich dieses Verhältnis zu verschieben. Noch trifft der Mensch in unvollständigen Datenlagen bessere Entscheidungen – aber die technologische Lücke wird kleiner.

„Das hier ist nur der Anfang“, sagt Marcus Wandt.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Euro-Wirtschaft: Scheitert die Eurozone an Deutschland?
09.09.2025

Die Eurozone taumelt zwischen Mini-Wachstum und Rekord-Arbeitslosigkeit: Während Spanien boomt, steckt Deutschland weiter in der Krise –...

DWN
Panorama
Panorama Blackout: Brandanschlag auf Strommasten verursacht Stromausfall in Berlin- Bekennerbrief wird geprüft
09.09.2025

Ein Feuer an zwei Strommasten hat in der Nacht zu einem großflächigen Stromausfall im Südosten Berlins geführt. Rund 50.000 Haushalte...

DWN
Finanzen
Finanzen Rechnungshof warnt: Milliardenhilfen für Länder könnten ins Leere laufe
09.09.2025

Der Bundesrechnungshof stellt die Wirksamkeit des geplanten Sondervermögens von 100 Milliarden Euro für zusätzliche...

DWN
Technologie
Technologie Digitale Dauerbelastung: Können Erwachsene besser damit umgehen?
09.09.2025

Digitale Medien prägen unseren Alltag in allen Altersgruppen – vom Smartphone über Social Media bis hin zu Streamingdiensten. Während...

DWN
Technologie
Technologie Taiwan stärkt Chip-Lieferketten angesichts geopolitischer Spannungen
09.09.2025

Taiwan stärkt seine Halbleiter-Lieferketten angesichts geopolitischer Spannungen und des wachsenden KI-Wettbewerbs. Präsident Lai...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Die größte Gefahr für Unternehmen: Planen nach alten Regeln
09.09.2025

Krisen, Cyberangriffe, Paradigmenwechsel – die alte Ordnung ist vorbei. Wer heute noch an starre Pläne glaubt, riskiert den Untergang.

DWN
Technologie
Technologie Automesse startet trotz Krisenmodus: Zwischen Innovation und Stimmungsmache gegen Verbrennerverbot
09.09.2025

Mitten in herausfordernden Zeiten für die Automobilbranche öffnet die IAA Mobility in München ihre Tore. Bis Freitag können...

DWN
Panorama
Panorama Bildungsmonitor 2025: Sachsen bleibt Spitzenreiter im Bundesländervergleich
09.09.2025

Sachsen behauptet erneut seine Spitzenposition im deutschen Bildungssystem. Laut dem aktuellen „Bildungsmonitor“ der Initiative Neue...