Immobilien

Baufinanzierung mit Depot: Sinnvoll oder nicht?

Wer ein Depot besitzt und eine Immobilie finanzieren will, steht oft vor einer Entscheidung: verkaufen oder behalten? Dabei gibt es auch andere Wege, ein Wertpapierdepot sinnvoll in die Baufinanzierung einzubinden. Doch welche Optionen sind sinnvoll – und wo lauern Risiken?
19.08.2025 12:27
Lesezeit: 3 min
Baufinanzierung mit Depot: Sinnvoll oder nicht?
Zur Baufinanzierung können Sie Ihr Wertpapierdepot verkaufen - doch ist das sinnvoll? (Foto: pixabay.com/JHertle)

Baufinanzierung: So kann ein Depot sinnvoll genutzt werden

Das Depot vor dem Immobilienerwerb aufzulösen, ist möglich – aber nicht immer ratsam. Es gibt weitere Wege, wie sich mit Wertpapieren die Baufinanzierung strategisch optimieren lässt.

Viele, die ein Wertpapierdepot besitzen, verfolgen damit langfristige Ziele – oft zur Altersvorsorge. Doch bei einer geplanten Immobilie stellt sich die Frage: Sollte man das Depot auflösen, um Eigenkapital bereitzustellen, oder lässt sich das Depot auch anders in die Baufinanzierung einbinden? Gerade in Zeiten niedriger Zinsen gelten Aktien und Wertpapiere als attraktive Anlage. Sie bieten auf lange Sicht meist bessere Renditen als Tagesgeld oder Festgeld. Bei breit gestreuter Anlage sind sechs bis acht Prozent machbar – garantiert ist das aber nicht. Denn wer auf Wertpapiere setzt, trägt auch das Risiko. Kursverläufe sind unberechenbar.

Bank frühzeitig informieren

"Wenn ein Depot gut läuft, ist es verständlich, dass man die Papiere lieber nicht verkaufen möchte", sagt Thomas Saar, Spezialist für Baufinanzierung beim Finanzdienstleister Dr. Klein. Und das ist auch nicht zwingend nötig. "Es ist durchaus möglich, es für ein Hausbauprojekt zu nutzen, ohne es aufzulösen. Das geht aber nicht mit jeder Bank und nicht mit jedem Depot."

Ein Wertpapierdepot kann als Sicherheit in die Baufinanzierung eingebunden werden – aktiv oder passiv. Daher rät Dirk Eilinghoff vom Portal Finanztip, die Bank immer darüber zu informieren, wenn ein Depot vorhanden ist – selbst wenn es nicht direkt eingebracht wird. "Das erhöht die Bonität des Kunden und ermöglicht ihm unter Umständen bessere Kreditbedingungen."

Baufinanzierung mit Depot: Wertverluste bei Sicherheiten einkalkulieren

"Wenig bekannt ist, dass ein Wertpapierdepot auch temporär an die Bank abgetreten werden kann, um bessere Finanzierungskonditionen zu bekommen. Dann wird es beispielsweise an die Bank verpfändet. Das dient der Bank als Sicherheit, und der Kunde profitiert weiterhin von Kursgewinnen und Dividenden seines Depots", erklärt Thomas Saar. "Allerdings muss das schon ein gut gefülltes, diversifiziertes Depot sein, damit die Bank das akzeptiert."

Allerdings erkennt die Bank meist nicht den vollen Depotwert an. "Weil die Kursentwicklung nicht absehbar ist und die Banken sicherheitsorientiert sind, muss man mit Abschlägen von 40 bis 50 Prozent rechnen", so Thomas Saar. "Wer also beispielsweise ein Depot mit einem aktuellen Wert von 100.000 Euro einbringt, bekommt je nach Depotstruktur nur 50.000 bis 60.000 Euro als Sicherheit."

Baufinanzierung: Depot kann Tilgungsbaustein sein

Ein Depot kann auch aktiv in die Rückzahlung der Baufinanzierung einfließen. "Beispielsweise kann der Kunde die anfallenden Dividenden zur Finanzierung nutzen oder nach 10 oder 20 Jahren die Restschuld mit dem Depotwert ablösen", erklärt Thomas Saar.

Wer so vorgeht, braucht ein gutes Finanzverständnis und Erfahrung im Umgang mit Banken. "Die Banken kommen nicht unbedingt mit entsprechenden Angeboten auf die Kunden zu, da muss man schon aktiv verhandeln."

Vorgehen ist bankabhängig

Banken gehen unterschiedlich mit einem Depot um. "Manche sichern sich alle Zugriffsrechte, um zu verhindern, dass der Kunde Änderungen vornimmt. Andere wollen, dass der Kunde das Depot ganz oder teilweise als Sicherheit an sie überträgt. Und wieder andere lassen es weiter laufen", sagt Thomas Saar. "Für den Kunden wäre es ideal, das Depot so zu lassen, wie es ist. Ob das geht, muss er aber mit seiner Bank individuell aushandeln."

In einigen Fällen lehnt die Bank den Vorschlag des Kunden ab. "Im Privatkundengeschäft ist das Einbringen eines Depots in die klassische Baufinanzierung unüblich", sagt Dirk Eilinghoff. Doch wer sein Depot verkauft, kann auf diese Weise Eigenkapital zur Finanzierung beisteuern – ein in der Praxis gängiger Schritt angesichts hoher Immobilienpreise.

Wertpapierdepot: Steuern beim Verkauf nicht vergessen

Daher prüfen viele Käufer alle Mittel, die sie nutzen können. "Mit dem Verkauf eines Depots tauschen sie dessen Renditeaussicht, aber auch das Risiko ihrer Geldanlage gegen eine sichere Verzinsung", sagt Eilinghoff. "Das so gewonnene Eigenkapital reduziert die Finanzierungssumme und damit die Zins- und Tilgungslast."

Allerdings ist zu bedenken, dass beim Verkauf Steuern anfallen. Auf Gewinne können bis zu 27,99 Prozent Abgeltungsteuer inklusive Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer entfallen. "Gerade im Zuge einer Baufinanzierung ist das eine Belastung, die Anleger gern vermeiden möchten", so Thomas Saar.

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