Einbruch bei der Nachfrage: Preis wichtiger als Reichweite
Trotz ambitionierter Klimapläne und gesetzlicher Verbote für Verbrennerfahrzeuge ab 2035 bröckelt in Europa die Begeisterung für Elektroautos. Eine Umfrage des Ölkonzerns Shell mit 15.000 Teilnehmern aus Europa, den USA und China zeigt: Immer weniger Europäer ziehen in Betracht, ein Elektroauto zu kaufen. Im Vergleich zum Vorjahr sank der Anteil jener Europäer, die bereit wären, ihren Verbrenner gegen ein E-Auto einzutauschen, von 48 auf 41 Prozent. In den USA fiel der Rückgang mit drei Prozentpunkten auf nunmehr 31 Prozent moderater aus. Der Hauptgrund für die Zurückhaltung in Europa ist der hohe Anschaffungspreis – nicht etwa Reichweitenangst.
Zwar steigen die Verkäufe von Elektroautos in Europa aktuell leicht und erreichen erneut einen Marktanteil von 15 Prozent. Doch die Konsumlust bleibt gedämpft. Trotz sinkender Preise und wachsender Modellvielfalt zögern viele. Die Reichweite verliert dabei an Bedeutung: Kunden fürchten weniger das Liegenbleiben – sie scheuen die hohen Einstiegskosten. David Bunch, Mobilitätschef bei Shell, erklärt: „Das größte Hindernis beim Kauf eines E-Autos ist der Preis, nicht die Technik.“ Der Umstieg könne nur durch eine bessere Abstimmung von Politik und Industrie beschleunigt werden.
Zufriedenheit mit Ladeservice enttäuscht
Besonders problematisch: die Qualität des Ladeservices. Nur 50 Prozent der europäischen Nutzer berichten von positiven Ladeerfahrungen – in China sind es 74 Prozent, in den USA sogar 80 Prozent. Und während sich dort die Ladeinfrastruktur rasant entwickelt, sehen europäische Konsumenten kaum Fortschritte. Gerade einmal 17 Prozent der Europäer empfinden das Preis-Leistungs-Verhältnis beim Laden als gerechtfertigt.
Diese Unzufriedenheit dürfte ein zentraler Grund sein, warum sich viele potenzielle Käufer gegen den Kauf eines E-Autos entscheiden. Shell warnt: Ohne gezielte politische Anreize und branchenweite Investitionen droht der Wandel zum emissionsfreien Verkehr ins Stocken zu geraten.
Deutschland im europäischen Vergleich
Auch in Deutschland ist die Zurückhaltung spürbar. Die Kaufprämien wurden gesenkt, Ladeinfrastruktur bleibt vielerorts unzureichend, und besonders im ländlichen Raum sind Reichweitenangst und Infrastrukturmängel weiterhin verbreitet. Trotz technologischem Fortschritt und steigender Modellvielfalt fehlt es an einem flächendeckend attraktiven Angebot – sowohl für Verbraucher als auch Investoren.