Finanzen

Börse aktuell: DAX-Kurs zum Start unter Druck nach US-Angriff auf den Iran, Ölpreise steigen

Die Börse steht unter Druck: Nach dem überraschenden US-Angriff auf iranische Atomanlagen herrscht Verunsicherung an den Aktienmärkten. Anleger reagieren nervös, Ölpreise steigen, Rüstungsaktien boomen. Doch wie groß ist die Gefahr einer Ausweitung des Konflikts und eines Börsencrashs wirklich? Wie sollten Investoren auf die Lage an der Börse aktuell reagieren?
23.06.2025 09:33
Aktualisiert: 23.06.2025 09:33
Lesezeit: 4 min
Börse aktuell: DAX-Kurs zum Start unter Druck nach US-Angriff auf den Iran, Ölpreise steigen
Eine Aktienhändlerin schaut an der Börse auf Bildschirme. Nachdem Angriff des US-Militärs auf den Iran, steht die Börse aktuell unter Druck (Foto: dpa). Foto: Boris Roessler

Börse aktuell: Geopolitische Spannungen belasten den Aktienmarkt

Nach dem US-Angriff auf den Iran am Wochenende steht die Börse aktuell im Zeichen geopolitischer Unsicherheiten. Die Aktienmärkte zeigen sich zu Wochenbeginn deutlich angeschlagen. Der DAX-Kurs verlor zum Handelsstart am Montag 0,64 Prozent auf 23.201,05 Punkte und näherte sich damit seinem Tief vom Freitag. Auch der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx startete mit Verlusten. Der Rückzug der Anleger spiegelt die wachsende Angst vor einer Ausweitung des Nahost-Konflikts wider.

US-Präsident Donald Trump hatte am Wochenende überraschend unterirdische iranische Atomanlagen bombardieren lassen und sich damit offen in den Krieg Israels gegen den Iran eingemischt. Das Täuschungsmanöver, wonach Washington eine zweiwöchige Bedenkzeit angekündigt hatte, entpuppte sich als Vorwand für einen schnellen Militärschlag. Die diplomatischen Gespräche zwischen Europa und Teheran vom Freitag wurden damit praktisch übergangen – ein Schritt, der die Nervosität an der Börse aktuell deutlich verstärkt hat.

Ölpreise steigen auf Fünf-Monats-Hoch

Mit dem Angriff sind die Ölpreise sprunghaft gestiegen. Die Nordseesorte Brent verteuerte sich um 1,1 Prozent auf 76,28 US-Dollar je Barrel, während die US-Sorte WTI ebenfalls 1,1 Prozent auf 74,86 US-Dollar kletterte. Zuvor hatten beide Ölsorten ein Fünfmonatshoch erreicht: Brent bei 81,40 US-Dollar und WTI bei 78,40 US-Dollar.

Im Fokus steht dabei die Straße von Hormus – ein Nadelöhr für den globalen Energiemarkt. Rund ein Viertel des weltweiten Ölhandels und 20 Prozent des Flüssiggasverkehrs passieren diese Meerenge. Laut ING-Rohstoffstratege Warren Patterson wäre eine Blockade zwar möglich, aber wirtschaftlich riskant für den Iran, da über 80 Prozent der Ölexporte asiatische Länder wie China betreffen würden. Dennoch sehen Marktbeobachter eine reale Gefahr: Sollte Teheran den Zugang einschränken, könnten die Ölpreise weiter steigen. Die Bank Goldman Sachs hält Brent-Notierungen von bis zu 110 US-Dollar pro Barrel für möglich, wenn die Durchfahrt einen Monat lang halbiert würde.

DAX-Kurs: Gewinne vom Freitag ausradiert

Die Hoffnung auf eine diplomatische Lösung hatte am Freitag noch für ein Plus von 1,3 Prozent auf 23.350 Punkte im DAX gesorgt. Auf Wochensicht blieb dennoch ein Minus von 0,7 Prozent. Nun droht dem DAX-Kurs bei einem weiteren Rutsch unter das Tief von 23.187 Punkten eine Verschärfung der Abwärtsbewegung. Auch die technische 50-Tage-Durchschnittslinie gerät erneut ins Visier der Analysten – ein klares Warnsignal für den Aktienmarkt.

Sichere Häfen gefragt: Dollar und Goldpreis im Fokus

Der Dollar profitiert in diesem Umfeld erneut von seinem Status als sicherer Hafen. Im frühen Devisenhandel notierte der Euro bei 1,1495 US-Dollar – nach über 1,15 US-Dollar vor dem Wochenende. Der Goldpreis, der nach dem US-Angriff kurzfristig auf 3.398 US-Dollar je Feinunze gestiegen war, zeigt sich inzwischen wieder beruhigt. Aktuell kostet das Edelmetall 3.358 US-Dollar.

Rüstungsaktien profitieren – Lufthansa unter Druck

Ein Blick auf die Börse aktuell zeigt: Während ölempfindliche Branchen wie die Luftfahrtbranche unter Druck geraten, ziehen Rüstungsaktien an. Die Papiere der Lufthansa verloren vorbörslich zwei Prozent. Im Gegenzug stieg die Renk-Aktie im MDAX. Hintergrund ist die Einigung der 32 NATO-Staaten, ihre verteidigungsrelevanten Ausgaben künftig auf mindestens fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erhöhen – ein starkes Signal für die Branche. Nach einer bislang schwächeren Juni-Tendenz könnten die betroffenen Rüstungswerte vor neuen Rekorden stehen.

Umstrukturierungen in deutschen Indizes

Auch auf Indexebene gab es Veränderungen. Der Internetdienstleister Ionos ersetzt ab sofort den Technologiekonzern Jenoptik im MDAX. Jenoptik steigt dafür in den SDAX ab. Dort kehren die Beteiligungsgesellschaft Mutares sowie der IT-Dienstleister Nagarro zurück – sie ersetzen Verbio und Medios.

Unterdessen musste Munich Re einen Kursrückgang von 1,8 Prozent hinnehmen, nachdem die US-Bank Morgan Stanley die Aktie auf "Underweight" abgestuft hatte. Diese Einschätzung reiht sich ein in eine Serie kritischer Analystenstimmen zur Versicherungsbranche – im Juni war bereits die Allianz mehrfach herabgestuft worden.

Wie sollten Anleger jetzt reagieren?

Die Lage an der Börse aktuell bleibt angespannt. Anleger sollten sich auf anhaltende Volatilität einstellen und verstärkt auf Qualitätstitel sowie defensive Sektoren setzen. Besonders Energiewerte und Rüstungstitel zeigen sich kurzfristig stabiler als der breitere Aktienmarkt. Gleichzeitig ist Vorsicht bei besonders konjunkturabhängigen oder ölempfindlichen Branchen wie der Luftfahrt geboten. Auch ein Blick auf den technischen Verlauf des DAX-Kurs kann helfen: Sollte die 50-Tage-Linie unterschritten werden, drohen weitere Rücksetzer. Wer jetzt investiert, sollte sich möglicher politischer Eskalationen bewusst sein – und eher auf eine schrittweise Positionierung setzen, statt kurzfristig auf schnelle Gewinne zu hoffen.

Anleger stehen immer vor der Herausforderung, ihre Portfolios in einem Umfeld erhöhter Unsicherheit und Volatilität zu schützen und anzupassen. Wer in den DAX investiert ist, sollte trotz des Kursrücksetzers die Ruhe bewahren und die DAX-Kursentwicklung genau beobachten. ETF-Sparer können jedenfalls deutlich entspannter auf die aktuelle Situation reagieren als Investoren von Einzelaktien.

ETF-Sparer können eventuell die Sparrate anpassen

ETF-Sparer, die ihr Kapital in DAX-ETFs anlegen, können die regelmäßigen Sparplanausführungen beibehalten. Das gilt vor allem, wenn der Anlagehorizont des ETF-Sparplans langfristig ist, also noch mindestens zehn Jahre. Trifft das bei Ihnen zu, dann können Sie vielleicht sogar kurzfristig die Sparrate erhöhen, wenn Sie das Kapital haben und wenn der DAX dauerhaft auf niedrigerem Kursniveau tendiert. Warum? Weil Sie aktuell Ihre DAX-ETFs zu einem günstigeren Kurs kaufen und mehr ETF-Anteile für Ihr Geld erhalten. Langfristig wirkt sich das positiv aus, wenn der DAX-Kurs wieder steigt. Daran müssen Sie als Anleger aber auch glauben. In der Vergangenheit enttäuschte der DAX seine Investoren jedenfalls nicht: Der deutsche Leitindex hat bisher alle seine Rücksetzer und Börsencrashs wieder ausgeglichen.

Ist der Kursrücksetzer beim DAX allerdings nur eine kurzzeitige Panikreaktion der Marktakteure, dann sollten Sie weder an der Sparrate noch an der Frequenz der ETF-Käufe etwas ändern. Besparen Sie Ihren DAX-ETF einfach weiter und beobachten Sie von Zeit zu Zeit die Entwicklung an den Börsen.

Käufer von Einzelaktien müssen vorsichtig sein

Haben Sie in Einzelaktien investiert? Dann ist auch hier wichtig, dass Sie die Ruhe bewahren. Doch gleichzeitig sollten Sie die Kursentwicklung Ihrer Papiere im Blick behalten. Profitiert Ihr Unternehmen, in das Sie investiert haben, von den aktuellen Unsicherheiten? Rüstungsaktien beispielsweise profitieren seit Monaten in hohem Maße von der geopolitischen Situation. Die Rheinmetall-Aktie etwa hat ihren Wert seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs um mehr als das 20-fache gesteigert. Wer damals mit 10.000 Euro investiert war, darf sich aktuell über mehr als 200.000 Euro freuen.

Schauen Sie sich am besten jetzt auch die wichtigsten Kennzahlen Ihrer Aktien an, um objektiv zu beurteilen, welches Investment noch Sinn macht und welches vielleicht eher nicht. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) beispielsweise setzt den aktuellen Aktienkurs ins Verhältnis zum Gewinn pro Aktie (Earnings Per Share, EPS). Ein niedrigeres KGV kann auf eine Unterbewertung hindeuten, während ein höheres KGV auf höhere Erwartungen oder eine mögliche Überbewertung schließen lässt. Wichtig: Betrachten Sie das KGV stets im Branchenvergleich. Nehmen Sie auch das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) und die Dividendenrendite in den Blick. Möglicherweise haben sich hier Änderungen ergeben und ihre Lieblingsaktie bringt nicht mehr die gewünschte Performance.

Börse aktuell: Anleger sollten das Gesamtbild im Blick haben

Wichtig ist an der Börse aktuell auch die übergeordnete Situation, also der Faktor, der die Anleger verunsichert: der Iran-Israel-Krieg. Beobachten Sie als Besitzer von Einzelaktien genau, wie die Situation sich entwickelt. Wie reagiert der Iran? Was plant Trump? Setzt Israel seine Angriffe fort? Wann könnte der Krieg zu Ende sein? Muss es dafür einen Machtwechsel im Iran geben oder reicht es, dass das iranische Atomprogramm um Jahre zurückgeworfen wurde? Auf diese Fragen gibt es aktuell noch keine konkreten Antworten, sodass die Unsicherheit der Anleger bleibt und der DAX-Kurs weiterhin unter Druck steht.

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Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

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Markus Gentner

Zum Autor:

Markus Gentner ist seit 1. Januar 2024 Chefredakteur bei den Deutschen Wirtschaftsnachrichten. Zuvor war er zwölf Jahre lang für Deutschlands größtes Börsenportal finanzen.net tätig, unter anderem als Redaktionsleiter des Ratgeber-Bereichs sowie als Online-Redakteur in der News-Redaktion. Er arbeitete außerdem für das Deutsche Anlegerfernsehen (DAF), für die Tageszeitung Rheinpfalz und für die Burda-Tochter Stegenwaller, bei der er auch volontierte. Markus Gentner ist studierter Journalist und besitzt einen Master-Abschluss in Germanistik.

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