Finanzen

Goldpreis aktuell stabil: Deutsche Goldinvestments erholen sich – wie Anleger jetzt reagieren sollten

In den vergangenen Wochen war die Goldpreis-Entwicklung von Volatilität geprägt. Das ist auch zur Wochenmitte kaum anders: Obwohl sich die deutschen Goldinvestments langsam erholen, zeigt sich der Goldpreis aktuell weiterhin unentschieden – und Anleger stellen sich zwischen geopolitischer Unsicherheit und Inflationsängsten die entscheidende Frage: Ist jetzt der richtige Zeitpunkt zum Einstieg oder droht ein böses Erwachen für Goldkäufer?
02.07.2025 09:18
Lesezeit: 3 min
Goldpreis aktuell stabil: Deutsche Goldinvestments erholen sich – wie Anleger jetzt reagieren sollten
Ein Goldnugget: Zur Wochenmitte zeigt sich der Goldpreis aktuell volatil (Foto: iStockphoto.com/Liudmila Chernetska). Foto: Liudmila Chernetska

Goldpreis aktuell: Deutsche Anleger treiben Nachfrage

Der Goldpreis erlebt aktuell eine bemerkenswerte Entwicklung. Trotz eines leichten Rückgangs im Juni um 3,0 Prozent im Euro-Wert, erreichte der durchschnittliche Monatskurs ein neues Allzeithoch von 2.908 Euro pro Feinunze – das elfte in den vergangenen zwölf Monaten. Die Nachfrage in Deutschland zog im Juni deutlich an. Auf der Plattform BullionVault überstieg die Zahl der Käufer die der Verkäufer so stark wie seit zweieinhalb Jahren nicht mehr. Zum fünften Mal in Folge kauften deutsche Investoren mehr Gold als sie verkauften. Damit verzeichnete Deutschland erstmals seit dem zweiten Halbjahr 2022 wieder ein ganzes Kalenderhalbjahr mit positiver Goldnachfrage. „Nachdem im Frühjahr dieses Jahres neue Rekorde gebrochen wurden, hat sich der Aufwärtstrend des Goldmarktes fortgesetzt, und der zugrunde liegende Preis hat zu Beginn der zweiten Jahreshälfte 2025 neue Allzeithochs erreicht“, sagt Adrian Ash, Director of Research bei BullionVault.

Auffällig ist auch die Entwicklung des Gold-Investor-Index Deutschland (GII DE), der im Juni um 2,9 Punkte auf 58,4 stieg – der höchste Stand seit Oktober 2022. Ein Wert von 50 signalisiert dabei ein Gleichgewicht zwischen Käufern und Verkäufern. Der Index spiegelt somit eine deutlich verbesserte Stimmung unter deutschen Goldanlegern wider.

Goldpreis-Entwicklung im internationalen Kontext

Auch weltweit zeigte sich ein starkes Interesse an Gold. In anderen westlichen Ländern kletterte der entsprechende Index auf 56,8 – ein Vierjahreshoch. Dennoch blieb er hinter dem deutschen Wert zurück. Das deutet darauf hin, dass deutsche Anleger besonders sensibel auf die geopolitischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten reagieren.

Ein zusätzlicher Treiber ist der nach wie vor schwache US-Dollar. Am Mittwochmorgen zeigte sich der Goldpreis stabil. Der am aktivsten gehandelte Gold-Future für August notierte bei 3.349,60 US-Dollar pro Feinunze. Die Markterwartungen konzentrieren sich nun auf die Veröffentlichung neuer US-Arbeitsmarktdaten. Analysten rechnen laut Trading Economics mit einer Erhöhung der Arbeitslosenquote von 4,2 auf 4,3 Prozent und einem Rückgang der neu geschaffenen Stellen von 139.000 auf 110.000 – dem niedrigsten Stand seit Februar.

Goldkurs im Höhenflug: Warnsignale mehren sich

Der Goldpreis ist in den vergangenen zwölf Monaten zwischen Juli 2024 und Juni 2025 um beeindruckende 43 Prozent gestiegen. Am frühen Mittwochmorgen tendiert der Goldpreis aktuell bei 3.331 US-Dollar pro Feinunze. Dieser Anstieg wird durch verschiedene Faktoren begünstigt: geopolitische Spannungen, wirtschaftliche Unsicherheiten rund um eine mögliche zweite Amtszeit von Donald Trump sowie massive Schuldenaufnahmen der Staaten. Seit dem 20. Januar – dem Tag von Trumps Amtsantritt – hat sich der Goldpreis um 25 Prozent erhöht, während der S&P 500 im gleichen Zeitraum leicht im Minus liegt. Die anhaltenden Unsicherheiten befeuern weiterhin die Nachfrage nach dem Edelmetall. Anleger suchen in Krisenzeiten nach stabilen Werten, die unabhängig von Unternehmensgewinnen oder Zinspolitik sind. Doch Experten warnen: Wer jetzt in den Markt einsteigt, läuft Gefahr, auf dem Höhepunkt der Entwicklung zu investieren. Denn trotz aller Krisen zahlt Gold keine Dividenden, keine Zinsen und keine Mieteinnahmen. Das macht es zu einem reinen Wertaufbewahrungsmittel – nicht aber zu einem renditestarken Investment.

Ein weiteres Indiz für die Goldpreis-Rally sind die massiven Käufe durch Zentralbanken. Laut dem World Gold Council wurden im ersten Quartal 2025 weltweit über 250 Tonnen Gold von Notenbanken gekauft. Allein die Volksbank Chinas erhöhte ihre Reserven um 60 Tonnen. Weltweit belaufen sich die Goldreserven der Zentralbanken inzwischen auf 36.000 Tonnen – ein Stand, wie er zuletzt in den 1960er Jahren verzeichnet wurde. Nach Angaben der Europäischen Zentralbank kaufen Zentralbanken seit drei Jahren jährlich mehr als 1.000 Tonnen Gold. Ziel ist es, geopolitische Risiken abzusichern und die Abhängigkeit vom US-Dollar zu reduzieren. Dieser strukturelle Rückenwind stützt die Goldpreis-Entwicklung nachhaltig.

Goldpreis als Barometer für Angst

Die steigenden Preise sind für viele Experten vor allem ein Barometer für zunehmende Ängste. Wenn der Goldpreis Aktien übertrifft, deutet das auf ein erhöhtes Risikobewusstsein der Anleger hin – nicht unbedingt auf eine solide Investitionschance. Militärische Konflikte und hohe Staatsschulden treiben zwar den Goldpreis, machen ihn jedoch nicht automatisch zur besten Wahl für langfristige Vermögensbildung.

Besonders deutlich zeigt sich die Schattenseite bei Goldminen-Aktien. Zwar bieten diese eine Dividendenrendite – etwa der VanEck Gold Miners ETF liegt bei 0,8 Prozent –, doch sie konnten trotz eines Kursplus von 50 Prozent nicht an frühere Höchststände anknüpfen. Politische Unsicherheiten in Förderländern und hohe Umweltauflagen machen die Branche unberechenbar.

Wie sollten Anleger auf den hohen Goldpreis reagieren?

Der Goldpreis steht auf einem historischen Höchststand, die Goldpreis-Entwicklung zeigt weiterhin Aufwärtspotenzial – doch Anleger sollten genau abwägen. Wer auf kurzfristigen Werterhalt und Absicherung in Krisenzeiten setzt, kann physisches Gold in begrenztem Maße beimischen. Wer hingegen auf langfristiges Wachstum und laufende Erträge setzt, sollte sich über Alternativen Gedanken machen.

Denn klar ist: Gold ist kein Ersatz für ein breit diversifiziertes Portfolio. Der Goldkurs mag aktuell glänzen, doch Sicherheit bedeutet nicht automatisch Rendite. Anleger sollten das Momentum beobachten und mit Bedacht handeln.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

avtor1
Markus Gentner

Zum Autor:

Markus Gentner ist seit 1. Januar 2024 Chefredakteur bei den Deutschen Wirtschaftsnachrichten. Zuvor war er zwölf Jahre lang für Deutschlands größtes Börsenportal finanzen.net tätig, unter anderem als Redaktionsleiter des Ratgeber-Bereichs sowie als Online-Redakteur in der News-Redaktion. Er arbeitete außerdem für das Deutsche Anlegerfernsehen (DAF), für die Tageszeitung Rheinpfalz und für die Burda-Tochter Stegenwaller, bei der er auch volontierte. Markus Gentner ist studierter Journalist und besitzt einen Master-Abschluss in Germanistik.

DWN
Politik
Politik Klimakonferenz im Amazonasgebiet: Erwartungen an ein Treffen unter Hochdruck
10.11.2025

Zehn Jahre nach dem historischen Pariser Klimaabkommen zeigt sich deutlicher denn je, wie sehr die Welt mit der wachsenden Erderwärmung...

DWN
Politik
Politik Wagenknechts Zukunft im BSW: Parteiführung stellt Weichen
10.11.2025

Vor knapp zwei Jahren wagte Sahra Wagenknecht den Schritt zu einer eigenen politischen Kraft. Nun kündigt die BSW-Gründerin an, ihre...

DWN
Politik
Politik Emissionshandel 2027: Klima-Sozialfonds soll Folgen der Teuerung abfedern
10.11.2025

In Deutschland sind wegen der hohen Energiepreise, die auch durch den CO₂-Preis getrieben werden, bereits Hunderttausende Arbeitsplätze...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bund sichert Deutschlandticket-Finanzierung bis 2030 ab
10.11.2025

Das beliebte Deutschlandticket bleibt den Fahrgästen erhalten: Bund und Länder haben sich auf eine langfristige Finanzierung bis 2030...

DWN
Panorama
Panorama Wegwerftrend mit Folgen: Politik will Einweg-E-Zigaretten stoppen
10.11.2025

Sie sehen schick aus, leuchten bunt und sind sofort einsatzbereit – Einweg-E-Zigaretten liegen vor allem bei jungen Menschen im Trend....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rüstungsindustrie in Europa: 10 Unternehmen mit stabilen Renditen
09.11.2025

Europäische Verteidigungsunternehmen profitieren von stabilen Aufträgen und steigenden Investitionen. Technologische Kompetenz und lokale...

DWN
Technologie
Technologie Dunkle Wolke aus den USA: Die digitale Gefahr des US CLOUD Acts
09.11.2025

Ein US-Gesetz erlaubt amerikanischen Behörden Zugriff auf Daten in europäischen Clouds – ohne Wissen oder Zustimmung der Betroffenen....

DWN
Finanzen
Finanzen Contrarian Thinking: Wie falsche Narrative unsere Wahrnehmung verzerren – und was das für Anleger bedeutet
09.11.2025

In einer Welt voller Empörung, Filterblasen und ideologischer Schlagzeilen lohnt sich ein zweiter Blick. Wer immer nur der öffentlichen...