Goldpreis aktuell: Deutsche Anleger treiben Nachfrage
Der Goldpreis erlebt aktuell eine bemerkenswerte Entwicklung. Trotz eines leichten Rückgangs im Juni um 3,0 Prozent im Euro-Wert, erreichte der durchschnittliche Monatskurs ein neues Allzeithoch von 2.908 Euro pro Feinunze – das elfte in den vergangenen zwölf Monaten. Die Nachfrage in Deutschland zog im Juni deutlich an. Auf der Plattform BullionVault überstieg die Zahl der Käufer die der Verkäufer so stark wie seit zweieinhalb Jahren nicht mehr. Zum fünften Mal in Folge kauften deutsche Investoren mehr Gold als sie verkauften. Damit verzeichnete Deutschland erstmals seit dem zweiten Halbjahr 2022 wieder ein ganzes Kalenderhalbjahr mit positiver Goldnachfrage. „Nachdem im Frühjahr dieses Jahres neue Rekorde gebrochen wurden, hat sich der Aufwärtstrend des Goldmarktes fortgesetzt, und der zugrunde liegende Preis hat zu Beginn der zweiten Jahreshälfte 2025 neue Allzeithochs erreicht“, sagt Adrian Ash, Director of Research bei BullionVault.
Auffällig ist auch die Entwicklung des Gold-Investor-Index Deutschland (GII DE), der im Juni um 2,9 Punkte auf 58,4 stieg – der höchste Stand seit Oktober 2022. Ein Wert von 50 signalisiert dabei ein Gleichgewicht zwischen Käufern und Verkäufern. Der Index spiegelt somit eine deutlich verbesserte Stimmung unter deutschen Goldanlegern wider.
Goldpreis-Entwicklung im internationalen Kontext
Auch weltweit zeigte sich ein starkes Interesse an Gold. In anderen westlichen Ländern kletterte der entsprechende Index auf 56,8 – ein Vierjahreshoch. Dennoch blieb er hinter dem deutschen Wert zurück. Das deutet darauf hin, dass deutsche Anleger besonders sensibel auf die geopolitischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten reagieren.
Ein zusätzlicher Treiber ist der nach wie vor schwache US-Dollar. Am Mittwochmorgen zeigte sich der Goldpreis stabil. Der am aktivsten gehandelte Gold-Future für August notierte bei 3.349,60 US-Dollar pro Feinunze. Die Markterwartungen konzentrieren sich nun auf die Veröffentlichung neuer US-Arbeitsmarktdaten. Analysten rechnen laut Trading Economics mit einer Erhöhung der Arbeitslosenquote von 4,2 auf 4,3 Prozent und einem Rückgang der neu geschaffenen Stellen von 139.000 auf 110.000 – dem niedrigsten Stand seit Februar.
Goldkurs im Höhenflug: Warnsignale mehren sich
Der Goldpreis ist in den vergangenen zwölf Monaten zwischen Juli 2024 und Juni 2025 um beeindruckende 43 Prozent gestiegen. Am frühen Mittwochmorgen tendiert der Goldpreis aktuell bei 3.331 US-Dollar pro Feinunze. Dieser Anstieg wird durch verschiedene Faktoren begünstigt: geopolitische Spannungen, wirtschaftliche Unsicherheiten rund um eine mögliche zweite Amtszeit von Donald Trump sowie massive Schuldenaufnahmen der Staaten. Seit dem 20. Januar – dem Tag von Trumps Amtsantritt – hat sich der Goldpreis um 25 Prozent erhöht, während der S&P 500 im gleichen Zeitraum leicht im Minus liegt. Die anhaltenden Unsicherheiten befeuern weiterhin die Nachfrage nach dem Edelmetall. Anleger suchen in Krisenzeiten nach stabilen Werten, die unabhängig von Unternehmensgewinnen oder Zinspolitik sind. Doch Experten warnen: Wer jetzt in den Markt einsteigt, läuft Gefahr, auf dem Höhepunkt der Entwicklung zu investieren. Denn trotz aller Krisen zahlt Gold keine Dividenden, keine Zinsen und keine Mieteinnahmen. Das macht es zu einem reinen Wertaufbewahrungsmittel – nicht aber zu einem renditestarken Investment.
Ein weiteres Indiz für die Goldpreis-Rally sind die massiven Käufe durch Zentralbanken. Laut dem World Gold Council wurden im ersten Quartal 2025 weltweit über 250 Tonnen Gold von Notenbanken gekauft. Allein die Volksbank Chinas erhöhte ihre Reserven um 60 Tonnen. Weltweit belaufen sich die Goldreserven der Zentralbanken inzwischen auf 36.000 Tonnen – ein Stand, wie er zuletzt in den 1960er Jahren verzeichnet wurde. Nach Angaben der Europäischen Zentralbank kaufen Zentralbanken seit drei Jahren jährlich mehr als 1.000 Tonnen Gold. Ziel ist es, geopolitische Risiken abzusichern und die Abhängigkeit vom US-Dollar zu reduzieren. Dieser strukturelle Rückenwind stützt die Goldpreis-Entwicklung nachhaltig.
Goldpreis als Barometer für Angst
Die steigenden Preise sind für viele Experten vor allem ein Barometer für zunehmende Ängste. Wenn der Goldpreis Aktien übertrifft, deutet das auf ein erhöhtes Risikobewusstsein der Anleger hin – nicht unbedingt auf eine solide Investitionschance. Militärische Konflikte und hohe Staatsschulden treiben zwar den Goldpreis, machen ihn jedoch nicht automatisch zur besten Wahl für langfristige Vermögensbildung.
Besonders deutlich zeigt sich die Schattenseite bei Goldminen-Aktien. Zwar bieten diese eine Dividendenrendite – etwa der VanEck Gold Miners ETF liegt bei 0,8 Prozent –, doch sie konnten trotz eines Kursplus von 50 Prozent nicht an frühere Höchststände anknüpfen. Politische Unsicherheiten in Förderländern und hohe Umweltauflagen machen die Branche unberechenbar.
Wie sollten Anleger auf den hohen Goldpreis reagieren?
Der Goldpreis steht auf einem historischen Höchststand, die Goldpreis-Entwicklung zeigt weiterhin Aufwärtspotenzial – doch Anleger sollten genau abwägen. Wer auf kurzfristigen Werterhalt und Absicherung in Krisenzeiten setzt, kann physisches Gold in begrenztem Maße beimischen. Wer hingegen auf langfristiges Wachstum und laufende Erträge setzt, sollte sich über Alternativen Gedanken machen.
Denn klar ist: Gold ist kein Ersatz für ein breit diversifiziertes Portfolio. Der Goldkurs mag aktuell glänzen, doch Sicherheit bedeutet nicht automatisch Rendite. Anleger sollten das Momentum beobachten und mit Bedacht handeln.