Gold glänzt – doch birgt es Risiken
Als sich die Lage im Iran und im Nahen Osten wieder zuspitzte, richteten risikoaverse Anleger ihren erwartungsgemäßen Blick auf Gold. Derzeit notiert eine Unze Gold bei 3343 US-Dollar, was einem Preisanstieg von satten 43 Prozent innerhalb eines Jahres entspricht.
Das ist ein atemberaubendes Ergebnis, das man normalerweise von Wachstumsunternehmen erwartet – nicht von einem Edelmetall, das den Ruf eines sicheren Hafens trägt. Investoren suchen etwas, das nicht von Unternehmensgewinnen oder der allgemeinen Wirtschaftslage abhängt, wie es Aktien oder Anleihen tun. Kein Wunder also, dass Gold in Krisenzeiten den Vermögenswert im Vergleich zu Aktien deutlich besser erhalten konnte.
Die Risiken scheinen sich regelrecht zu stapeln: geopolitische Spannungen, die unberechenbare Wirtschaftspolitik einer möglichen zweiten Amtszeit von Donald Trump und die wachsenden Schuldenlasten der Staaten ergeben einen gefährlichen Cocktail, der viele um die Sicherheit ihres Portfolios bangen lässt.
Goldpreis lockt – aber zahlt keine Rendite
Ein großes rotes Tuch hält viele jedoch vom Goldkauf ab: Gold zahlt keine Dividenden, keine Zinsen und keine Mieteinnahmen. Das Hauptmotiv für den Kauf von Gold sollte daher der Werterhalt des Vermögens sein. Das widerspricht jedoch dem Ziel, das Vermögen über die Zeit zu vermehren – und zwar mit mindestens 12 Prozent Rendite pro Jahr. Das gilt insbesondere, wen man keinerlei Interesse an kurzfristiger Spekulation hat.
Das Wachstum des Goldpreises wird aktuell von den zunehmenden Staatsschulden vieler Länder angetrieben. Die Unberechenbarkeit von Trumps Entscheidungen und sein Plan, die Staatsverschuldung mit einem „großen, schönen Gesetz“ weiter auszubauen, haben den Nährboden für steigende Preise bereitet. Seit dem 20. Januar, als Trump das Amt des US-Präsidenten erneut übernahm, ist Gold um 25 Prozent teurer geworden. Im gleichen Zeitraum zeigte sich der S&P 500 Index volatil und liegt sogar ein halbes Prozent im Minus.
In diesem Zusammenhang kann man den Anstieg des Goldpreises eher als Barometer für Angst betrachten. Wenn Gold Aktien übertrifft, ist das ein Signal für ein erhöhtes Risikobewusstsein unter Investoren – also eher eine Warnung als eine Einladung zum Investieren.
Militärische Konflikte katapultieren den Goldpreis zwar nicht zwangsläufig in die Höhe, machen ihn aber oft zur attraktiveren Wahl für konservative Anleger im Vergleich zu Aktien. Zusätzlich befeuert wird das Wachstum durch das anhaltende Haushaltsdefizit der USA. Laut eigenen Prognosen wird die Schuldenlast allein in diesem Jahr um 1,9 Billionen Dollar steigen – auf insgesamt fast 38 Billionen Dollar.
Um geopolitische Risiken abzufedern, stocken Zentralbanken weltweit ihre Goldreserven massiv auf. Laut dem aktuellen Bericht des World Gold Council kauften die Notenbanken im ersten Quartal über 250 Tonnen Gold hinzu und setzen damit den starken Aufwärtstrend der vergangenen Jahre fort. Nach Angaben der Europäischen Zentralbank kaufen Zentralbanken seit drei Jahren jährlich über 1000 Tonnen Gold – ein Rekordtempo. Die weltweiten Goldreserven der Zentralbanken sind inzwischen auf 36.000 Tonnen gestiegen – ein Niveau, das dem der 1960er Jahre entspricht, als der Dollar noch durch Gold gedeckt war. Besonders auffällig ist die Volksbank Chinas, die ihre Reserven um beeindruckende 60 Tonnen aufstockte, um die Abhängigkeit vom US-Dollar zu verringern.
Goldminen-Aktien: Kein Garant für Erfolg
Es gibt allerdings einen Weg, beim Goldinvestment auch Dividenden mitzunehmen: den Kauf von Goldminen-Aktien. Theoretisch sollten diese Titel einen Hebel auf den steigenden Goldpreis bieten, da höhere Goldpreise die Gewinnmargen der Minenbetreiber deutlich verbessern.
Doch ein Blick auf den Goldminen-Indexfonds VanEck Gold Miners (GDX) zeigt: Diese Strategie hat sich im Vergleich zu physischem Gold oder anderen Aktienindizes langfristig nicht ausgezahlt. Selbst die beeindruckende Jahresrendite von 50 Prozent reichte nicht aus, um die Höchststände der frühen 2010er Jahre zu übertreffen. Der Fonds selbst bietet aktuell eine Dividendenrendite von 0,8 Prozent – nur 0,3 Prozentpunkte mehr als die Verwaltungskosten des Fonds. Ein schwacher Trost in puncto Cashflow.
Die Erklärung dafür liegt im zyklischen, kapitalintensiven Charakter des Sektors, der regelmäßig die Erwartungen der Anleger enttäuscht. Hinzu kommt, dass viele Goldminen in politisch instabilen Regionen liegen, wo Regulierungsänderungen oder gar Enteignungen drohen. Auch strengere Umweltauflagen erschweren den Goldabbau zunehmend.
Erst kürzlich erschien in der estnischen Wirtschaftszeitung Äripäev ein Artikel, in dem der Finanzmarktexperte Märten Kress trotz optimistischer Kursziele großer US-Banken wie J.P. Morgan oder Goldman Sachs von bis zu 4000 Dollar für Gold vor einem Einstieg warnte – die historische Perspektive spreche dagegen.
Goldpreis explodiert, doch das könnte böse enden
Gerade für deutsche Anleger bleibt das Thema Goldpreis hochaktuell. Die Kombination aus geopolitischer Unsicherheit, wachsender Staatsverschuldung und Inflationsängsten führt hierzulande zu einer wachsenden Nachfrage nach Gold als sicherem Hafen. Doch auch in Deutschland gilt: Physisches Gold bringt keine laufenden Erträge, die Lagerung ist teuer, und Goldminen-Aktien bleiben trotz jüngster Kursgewinne eine riskante Wette.
Gold mag kurzfristig glänzen, doch langfristig ist der Goldpreis weder Garant für stabile Renditen noch Schutzschild gegen alle Krisenszenarien. Wer auf nachhaltiges Wachstum setzt, findet in Gold oder Minen-Aktien derzeit keine verlässlichen Partner.