Wirtschaft

OPEC+ erhöht Förderung deutlich – Ölpreise unter Druck

Die OPEC+ überrascht mit einer weit stärkeren Förderausweitung als erwartet – mit möglichen Folgen für die Weltwirtschaft, Trump-Politik und deutsche Industrie.
09.07.2025 10:23
Lesezeit: 1 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die acht ölproduzierenden Länder der erweiterten OPEC+-Gruppe kündigten am Samstag an, ab August zusätzlich 548.000 Barrel Öl pro Tag zu fördern. Das übertraf die Erwartungen der Analysten – und könnte die Preise ins Rutschen bringen.

Die Erhöhung entspricht rund einem halben Prozent der globalen Ölproduktion und liegt damit deutlich über dem Anstieg im Vormonat, als laut New York Times lediglich 411.000 Barrel pro Tag hinzukamen.

Beobachter gehen davon aus, dass diese Ausweitung in der zweiten Jahreshälfte zu einem Angebotsüberschuss führen dürfte, was wiederum preisdämpfend wirkt. Laut S&P Global Commodity Insights könnte das Angebot in der zweiten Hälfte 2025 die Nachfrage um 1,25 Millionen Barrel täglich übersteigen.

Am Freitag notierte die internationale Referenzsorte Brent bei etwa 68 Dollar pro Barrel. S&P rechnet mit einem Rückgang auf 50 bis 60 Dollar pro Barrel bis Ende 2025 oder 2026. Der Preis für West Texas Intermediate, derzeit bei rund 66 Dollar, könnte sogar unter die Marke von 50 Dollar fallen.

Entscheidung unter politischem Druck

Die Produzenten erklärten, man werde die Förderausweitung je nach Marktlage „aussetzen oder streichen“. Hintergrund ist das Auslaufen früherer Produktionskürzungen, die vor zwei Jahren vereinbart worden waren.

Im Zentrum der Bewegung steht Saudi-Arabien, das offenbar auf Druck aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und anderen Partnerstaaten reagiert – und zugleich bemüht ist, die Beziehungen zu US-Präsident Donald Trump zu stärken. Für Trump sind enge Verbindungen zu Saudi-Arabien und dessen regionalen Alliierten ein zentraler Pfeiler seiner Nahost-Strategie.

Für Deutschland, dessen Industrie stark auf bezahlbare Energierohstoffe angewiesen ist, hat die Entscheidung eine doppelte Bedeutung: Einerseits könnten sinkende Ölpreise kurzfristig zu geringeren Produktionskosten führen. Andererseits verschärft sich durch solche Förderentscheidungen die Abhängigkeit von volatilen Märkten und geopolitischen Interessen – besonders in Zeiten, in denen Berlin mit Energiesouveränität und Klimazielen ringt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
avtor1
Marius Vaitiekūnas

Zum Autor:

Marius Vaitiekūnas ist ein ausgewiesener Experte für Geopolitik und internationale Wirtschaftsverflechtungen. Geboren 1985 in Kaunas, Litauen, schreibt er als freier Autor regelmäßig für verschiedene europäische Medien über die geopolitischen Auswirkungen internationaler Konflikte, wirtschaftlicher Machtverschiebungen und sicherheitspolitischer Entwicklungen. Seine inhaltlichen Schwerpunkte sind die globale Energiepolitik und die sicherheitspolitischen Dynamiken im osteuropäischen Raum.

DWN
Technologie
Technologie Wasserstoff aus Solaranlage: Effiziente Energiegewinnung dank neuer Technologie
09.10.2025

Das belgische Startup Solhyd arbeitet an einer neuartigen Technologie zur Wasserstoffproduktion mit Potenzial für die Energiewende. Das...

DWN
Politik
Politik Bundesregierung will Regeln für E-Scooter ändern
09.10.2025

Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung: Das hört sich sehr technisch an. Dahinter verbirgt sich ein Regelwerk für E-Scooter. Es soll nun...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU reagiert auf Chinas wirtschaftliche Neuausrichtung und dessen Auswirkungen auf globale Lieferketten
09.10.2025

Globale Handelsbeziehungen stehen unter Druck, da wirtschaftliche und politische Faktoren die Strategien von Unternehmen und Staaten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Elektromobilität stärken: Bundesregierung plant Verlängerung der Steuerbefreiung für Elektrofahrzeuge
08.10.2025

Die deutsche Automobilindustrie steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Steigende Anforderungen an Klimaschutz, die Transformation hin zur...

DWN
Politik
Politik Von der Leyen wirft Russland hybriden Krieg gegen EU vor
08.10.2025

Plant Russland einen Angriff auf die EU? Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sieht schon jetzt Zeichen für einen Krieg – und...

DWN
Politik
Politik Kranken- und Rentenversicherung wird für Gutverdiener teurer
08.10.2025

Erwerbstätige mit höheren Einkommen müssen sich darauf einstellen, im kommenden Jahr mehr für die Renten- und Krankenversicherung zu...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Industrieproduktion sinkt erneut deutlich - Einbruch in der Autobranche
08.10.2025

Die deutschen Unternehmen drosseln ihre Produktion stärker als erwartet. Vor allem eine Branche verbucht ein sattes Minus. Hat das...

DWN
Panorama
Panorama Deutschlandticket: Boom vorbei - weniger Fahrgäste im Nahverkehr als vor Corona
08.10.2025

Das Deutschlandticket hat viele in Busse und Bahnen gelockt, doch der Boom ist vorbei. Fahrgastverbände und Verbraucherschützer...