Politik

Trumps Favorit für die Fed: Kevin Hassett rückt ins Zentrum

Donald Trump will einen Fed-Chef, der Zinssenkungen garantiert. Kevin Hassett ist sein Favorit – und könnte die Unabhängigkeit der US-Geldpolitik ins Wanken bringen.
17.07.2025 06:08
Lesezeit: 1 min

Ein treuer Gefolgsmann Donald Trumps soll Jerome Powell an der Spitze der US-Notenbank ablösen. Kritiker warnen vor dem Verlust geldpolitischer Unabhängigkeit.

Kevin Hassett, langjähriger Wirtschaftsberater von Donald Trump, gilt laut Bloomberg News inzwischen als Topkandidat für die Nachfolge von Jerome Powell als Vorsitzender der US-Notenbank Federal Reserve (Fed). Die Agentur beruft sich auf mehrere mit dem Auswahlverfahren vertraute Personen.

Neben Hassett werden auch Kevin Warsh und Finanzminister Scott Bessent als mögliche Anwärter gehandelt. Sollte keiner der beiden Erstgenannten Trump überzeugen, könnte Bessent selbst das Amt übernehmen. Noch immer als Außenseiter gehandelt, aber ebenfalls im Gespräch: Fed-Gouverneur Christopher Waller.

Trumps Kurs: Zinssenkungen und Gefolgschaft

Donald Trump hat die Debatte um die Fed-Vorsitzendenrolle selbst verschärft. Er wirft Jerome Powell regelmäßig vor, die Zinsen zu hoch zu halten, und kündigte öffentlich an, nur einen Kandidaten zu ernennen, der bereit ist, die Leitzinsen zu senken. Diese Ankündigung verstärkte unter Investoren die Sorge um die politische Unabhängigkeit der Zentralbank.

Hassett unterstützte diese Linie ausdrücklich. Zwar erklärte er in einem Interview mit Fox Business News, die Unabhängigkeit der Fed sei wichtig – er ergänzte jedoch:

„Ich denke, es gibt Anlass zur Sorge, dass sie nicht unparteiisch und nicht unabhängig sind.“

Er bezog sich dabei auf die Zinssenkung der Fed vor der Präsidentschaftswahl 2024, die anschließend nicht weiter angepasst wurde. Damit, so Hassett, habe sich Powell parteiisch verhalten.

Laut Bloomberg wandelte sich Hassett im Laufe der letzten zehn Jahre: vom wirtschaftspolitisch ausgewogenen Berater zu einem ideologisch angepassten Trump-Vertrauten. Anders als frühere Wirtschaftsberater in republikanischen Regierungen stellte er sich nicht gegen Trumps protektionistische Handelspolitik, sondern unterstützte sie uneingeschränkt – in zahllosen Fernsehinterviews zu Zöllen, Steuern, Inflation und Zinspolitik.

Deutschland muss mit Fed-Kurswechsel rechnen

Ein von Trump ernannter Fed-Chef wie Hassett könnte für Europa, und besonders für Deutschland, bedeutende Folgen haben. Sollte die Fed unter neuer Führung die Zinsen deutlich senken, dürfte dies zu einer Abwertung des US-Dollars führen – mit Auswirkungen auf den Euro, die deutsche Exportwirtschaft und die Kapitalströme in die EU. Hinzu käme der Druck auf die EZB, geldpolitisch nachzuziehen. Für die ohnehin fragile finanzielle Stabilität in Deutschland würde dies neue Unsicherheiten bedeuten.

Stephen Myrow, Chef von Beacon Policy Advisers, fasst es so zusammen:

„Wer unter Trump überlebt, ist kein unabhängiger Denker – er dient Trump.“

Die Nominierung Hassetts wäre somit auch ein Signal, dass geldpolitische Neutralität in Washington künftig nicht mehr selbstverständlich ist.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Umfrage: Deutsche gegen militärische Führungsrolle in Europa
25.11.2025

Rente, Bürgergeld, Wehrdienst – bei solchen Themen ist die Stimmung der Bürger gut erforscht. Für die Außenpolitik gilt das hingegen...

DWN
Politik
Politik Lawrow zu Europa: "Ihr hattet eure Chancen, Leute"
25.11.2025

Haben sich die Ukraine und die USA geeinigt? Europa jedenfalls habe seine Chance verspielt, den Ukrainekonflikt politisch zu entschärfen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Biotech-Unternehmen wandern aus: Europa verliert 13 Mrd. Euro an die USA
25.11.2025

Europas Biotech-Branche steht an einem Wendepunkt, weil zentrale Finanzierungsquellen immer seltener im eigenen Markt zu finden sind....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt 2030: Diese Fachkräfte werden in fünf Jahren gebraucht
25.11.2025

Automatisierung, KI und Klimawandel verändern den globalen Arbeitsmarkt rasant. Bis 2030 entstehen Millionen neuer Jobs, doch viele...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI-Blase: Experten warnen vor wachsenden Risiken am Markt
25.11.2025

Die Finanzmärkte stehen unter spürbarer Spannung, während Anleger die Dynamik rund um künstliche Intelligenz bewerten. Doch weist die...

DWN
Finanzen
Finanzen Doppelbesteuerung Rente: Ob Sie betroffen sind und was Sie tun können!
25.11.2025

In Deutschland müssen auch Rentner ihre Rente versteuern, weil Renten als Einkünfte gewertet werden, obwohl Arbeitnehmer bereits im...

DWN
Politik
Politik Georgiens Krise: Welche Machtverschiebung Europa jetzt alarmieren sollte
25.11.2025

Ein Land am Schwarzen Meer verliert seine demokratischen Sicherungen, während die Regierung Kritiker verfolgt und neue Allianzen mit...

DWN
Politik
Politik Insa-Umfrage aktuell: AfD bleibt in Sonntagsfrage vor Union
25.11.2025

Die aktuelle Insa-Umfrage zeigt eine AfD auf Rekordkurs - und eine Union, die langsam näher rückt. Gleichzeitig bröckelt das Tabu-Image...