Pekings globale Offensive
China setzt im ersten Halbjahr neue Rekordmarken bei Auslandsinvestitionen und baut über sein globales Infrastrukturprogramm Belt and Road gezielt geopolitischen Einfluss aus. Gleichzeitig riegelt sich die Trump-Regierung mit neuen Strafzöllen ab – selbst gegen langjährige Verbündete.
Eine neue Analyse der australischen Griffith University zeigt: Peking hat allein in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 124 Milliarden US-Dollar (ca. 114 Milliarden Euro) im Rahmen der Belt and Road Initiative investiert – mehr als für das gesamte Jahr 2024 ursprünglich vorgesehen war. Währenddessen kündigte Donald Trump an, rund 150 kleinere Staaten, insbesondere in Afrika und der Karibik, mit 10 bis 15 Prozent Strafzöllen zu belegen – obwohl diese wirtschaftlich kaum relevant für das US-Handelsdefizit sind.
Gegensätzliche Strategien
Trump will mit höheren Zöllen gegen wichtige Handelspartner wie die EU, Japan, Kanada oder Mexiko vorgehen – in einigen Fällen sogar mit Sätzen von bis zu 35 Prozent. Diese Eskalation schreckt selbst klassische Verbündete ab. Gleichzeitig knüpfen ASEAN-Staaten und China neue Allianzen, auch mit der EU. Die Volksrepublik verstärkt ihre strategischen Investitionen in kritische Rohstoffe, Energie und Hightech-Industrien.
Laut Professor Christoph Nedopil von der Griffith University nutzt China gezielt seine industriellen Stärken, um sich in der globalen Transformation als führende Macht in Zukunftsbranchen zu etablieren. Allein im ersten Halbjahr flossen 66,2 Milliarden Dollar in neue Bauaufträge, weitere 57,1 Milliarden in Direktinvestitionen.
China in Europa – mit neuer Taktik
In Europa steigen die chinesischen Investitionen ebenfalls stark. Im Vergleich zum Vorjahr legten sie um 47 Prozent zu. Besonders Ungarn profitierte – mit einem Drittel aller Mittel, überwiegend für den Bau von Batteriefabriken. Auch Belgien und Deutschland gehören zu den Zielländern – hier jedoch mit wachsender Skepsis.
Peking verfolgt zunehmend Großprojekte in Energie, Digitalisierung und Rohstoffförderung. Laut Nedopil handelt es sich nicht mehr nur um Infrastrukturhilfe, sondern um gezielte geopolitische Einflussnahme – besonders in Ländern, die später Zahlungsprobleme bekommen könnten.
Für Deutschland ergeben sich daraus zwei zentrale Herausforderungen: Einerseits steigt der Druck, sich gegen Dumpingpreise aus staatlich gestützten Belt-and-Road-Produktionsketten abzusichern. Andererseits steht Berlin vor der Frage, wie eng die Zusammenarbeit mit China künftig noch sein kann, wenn Peking zugleich strategisch in kritische Infrastruktur europäischer Partnerstaaten investiert. Die Gefahr wachsender wirtschaftlicher Abhängigkeit wächst – und mit ihr die politische Verwundbarkeit.
China will dauerhafte Präsenz
Nach Angaben der australischen Forscher geht es China um langfristige Machtprojektion. Die Belt and Road Initiative sei inzwischen ein Werkzeug zur globalen Positionierung in kritischen Zukunftsbranchen. Neben fossilen Projekten flossen auch 9,7 Milliarden Dollar in grüne Technologien wie Wind-, Solar- oder Biogas-Infrastruktur.
Die chinesische Führung will die Abhängigkeit von westlichen Lieferketten minimieren – während die USA unter Trump genau das Gegenteil tun: sich abschotten und potenzielle Partner verprellen.


